Gefangen im Netz der Verwechslungen
Der sanfte ältere Herr Otto Müller (Ernst Gredig) will seine Villa loswerden. Dies natürlich zu einem angemessenen und vielleicht auch ein bisschen überteuerten Preis.Aus diesem Grund animiert der Senior die Haushälterin Johanna Bühler (Nina Sprecher) und das Mädchen Yvonne Willi (Seraina Fuchs) dazu, die in die Jahre gekommene Immobilie möglichst schön herzurichten. Da dies alleine noch nicht den gewünschten Kaufanreiz auslöst, plant Müller zudem noch der Käuferschaft eine Scheinwelt vorzugaukeln, die suggeriert, dass in den altehrwürdigen Mauern bisher eine glückliche Familie gelebt hat. Nun betritt die Schauspielerin Melanie Simon (Valentina Parolini) die Bühne und wird auf ihre Rolle als Frau Meili vorbereitet. Ihr «Angetrauter» Erwin, gespielt von Philipp Affentranger, stösst zur Gruppe hinzu und da kurz darauf die Kaufinteressenten Monsieur de Manière alias Wolfram Kaiser und seine Hélène, dargestellt von Kaja Dicht, an der Tür läuten, fehlt die Zeit zur Synchronisierung, und ein Wechselbad der Missverständnisse beginnt sich anzubahnen.
Leben heisst Veränderung
Das improvisierende Paar beginnt immer mehr zu schwimmen. Als die Frau des Käufers weitere Details zum Kennenlernen der Turteltäubchen wissen möchte, erzählen Melanie und Erwin komplett unterschiedliche Geschichten. Besonders witzig wird es, wenn sie von ihren Kindern erzählen und herauskommt, dass sie nicht nur einen Sohn namens Pascal haben, sondern auch noch eine Tochter, die den Namen Pasquale Antoinette trägt. Als dann noch das Ehepaar Max (Martin Krummen) und Regula Fischbach (Veronika Eckerle) wegen dem Nebel vor der Villa mit dem Auto liegen geblieben sind, scheint das Chaos perfekt zu sein. Weiter Fahrt auf nimmt das Pointen Feuerwerk durch das Erscheinen des Verlobten der Schauspielerin namens David Hagedorn. Dieser - grossartig dusselig vorgetragen von Björn Riedl - scheint mit der Gesamtsituation masslos überfordert zu sein und hätte sich das Abholen seiner Liebsten wohl schon ein bisschen anders vorgestellt. Die Haushälterin wird auf einmal zur schwedischen Au-Pair und Angetrauten von Hagedorn. Frau Fischbach scheint FDP-Nationalratskandidat Meili von irgendwo her zu kennen, was dieser zuerst vehement abstreitet, nach kurzer Zeit aber in die erfundene Realität einfliessen lässt. Das Mädchen wird ständig weggeschickt oder erschreckt und zuletzt weiss kaum, jemand mehr, was jetzt überhaupt noch stimmt und was nicht. Allerhöchste Zeit, dass Dütsch (Gaudenz Dietze) mit einem Fotobeweis für Klarheit sorgt.
Ein Spass für das gesamte Dorf
Nach der grossen Produktion «Lottofieber» im letzten Jahr, welche das Kunststück schaffte mit einem anspruchsvollen Stoff das Fachpublikum, wie zusätzlich das ganze Dort zu begeistern, waren die Erwartungen an die neue Produktion gross. Diese schaffen die Spielerinnen und Spielern jedoch mit Bravour zu erfüllen. Der Theatergruppe Jenins gelingt es mit «D’Alptraum Villa» wieder näher am Humor der Dorfbevölkerung zu sein und trotzdem auch noch eine schmissige Geschichte für die breite Masse zu erzählen. Valentina Parolini und Philipp Affentranger entwickeln eine packende Dynamik, die niemanden kalt lässt und immer wieder mal für unterhaltsame Wendungen sorgt. Die «neue» Nina Sprecher und das Jungtalent schlechthin Seraina Fuchs sorgen für frischen Wind und zeigen, dass die Theatergruppe Jenins einiges richtig macht bei der Nachwuchsförderung. Ihr Spiel im Wechsel mit dem der gestandenen Grössen Wolfram Kaiser, Katja Dicht, Martin Krummen, Veronika Eckerle, Ernst Gredig und Gaudenz Dietze machen das Stück sehenswert und animieren hoffentlich auch weitere junge Talente, sich dem lokalen Theaterverein anzuschliessen und auf der Bühne abzuliefern wie die Jeninser. Auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht vermutet, aber neben den ganzen Slapstick-Momenten und Witzen bleibt am Schluss zwischen den Zeilen auch noch ein wenig Sozialkritik hängen, was angenehm überrascht hat. Denn wie oft flüchten wir uns im Alltag in Notlügen, wenn es um die Finanzen geht? Die Hinweise, dass ehrlich eben doch am längsten währt und dass Liebe eben doch wichtiger als Geld ist, hat die Theatergruppe Jenins stimmig in das Stück verwoben. So wird das Publikum ohne den Zeigefinger zu heben, ein Gedankenanstoss mit auf den Weg gegeben, der im Alltag zukünftig sicher für weniger Verwechslungen sorgt.
Rollen- und Aufgabenverteilung «D'Alp Traum Villa»
Erwin Meili - Philipp Affentranger
Melanie Simon - Valentina Parolini
Otto Müller - Ernst Gredig
Johanna Bühler - Nina Sprecher
Yvonne Willi - Seraina Fuchs
M.de Manière - Wolfram Kaiser
Hélène de Manière - Katja Dicht
David Hagedorn - Björn Riedl
Max Fischbach - Martin Krummen
Regula Fischbach - Veronika Eckerle
Dütsch - Gaudenz Dietze
Kleidung - Vreni Brunett
Bühnenbild - Markus Johanni / Pierre-Yves Kalbfuss
Beleuchtung - Pierre-Yves Kalbfuss
Werbung / Soziale Medien - Selina Kaiser
Logo / Plakate usw. - Felix C. Lavater / Lydia Rupp
RegieassistentIn - Christine Luginbühl
Regie - Arthur Bühler
Reservation / Abendkasse - Christiana Schnell
Gastronomie / Helfer - Markus Johanni