Das Alles-oder-Nichts-Prinzip
Dass wir immer alles perfekt machen, ist sowieso ausgeschlossen. Wir sind keine Maschinen. Es ist doch besser, man macht einmal pro Woche Sport als gar nicht. Ich nehme ein Beispiel von meinem Hobby. Sobald man joggt, ist man in dem Moment ein Läufer/eine Läuferin. Man muss nicht jeden Tag seine Laufschuhe auspacken um ein richtiger Läufer/eine richtige Läuferin zu sein. Nur weil man mal zwei Wochen keine Zeit hat, um Sport zu machen, muss man es nicht gleich ganz hinwerfen.
Es ist doch besser, man achtet ein bisschen darauf, wo die Früchte aus dem Supermarkt herkommen und welche Kleidung man trägt, statt gar nicht. Man ist nicht gleich ein schlechter Mensch, wenn man sich doch nochmals eine Jeans kauft, obwohl es nicht nötig wäre. Es kommt auf die Gesamtbilanz an und alles, was man für das Klima tut ist immer noch besser, als wenn man gar nichts macht. Es geht nicht darum, dass man alles perfekt macht, es geht um die Möglichkeiten, die man hat um sich selbst zu verbessern. Und auch da muss man nicht alle perfekt machen.
Ein bisschen weniger Fleisch zu essen, ist für die Umwelt immer noch besser als es jeden Tag zu tun. Ich als Vegetarierin versuche sowieso niemanden zu überzeugen, auf die fleischlose Ernährung umzusteigen. Das muss jeder für sich selbst wissen. Nur weil ich kein Fleisch esse, bin ich noch lange kein besserer Mensch. Ich habe dafür andere «Sündenbereiche». Ab und zu habe ich das Gefühl, manche machen sich eine Challenge daraus, wer gesünder lebt, wer sportlicher ist, wer «grüner» lebt. Dabei geht es nicht darum, sich mit anderen zu vergleichen, sondern darum, dass man Einsicht für gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme hat und auf seinem Niveau versucht, etwas für eine positive Veränderung beizutragen.
Ich denke, es ist auch ganz klar, dass ärmere Menschen nicht die gleichen Möglichkeiten haben, da nachhaltige Produkte auch einfach teurer sind. Dafür haben sie zum Beispiel nur ein Auto oder gar keines. Es bringt nichts, Menschen wegen einem Punkt anzuklagen. Man muss zunächst immer das Ganze betrachten. Erst wenn man das gesamte Leben eines Menschen sieht, kann man urteilen. Und das ist schlicht und einfach fast unmöglich.
Das Alles-oder-Nichts-Prinzip führt auch dazu, dass wir neue Routinen schnell wieder aufgeben oder gar nicht erst versuchen, da wir den Anspruch haben, alles perfekt zu machen. Wenn das dann (logischerweise) nicht klappt, geben wir auf. Mein Motto lautet eher: Ein bisschen was ist besser als gar nichts. Und damit möchte ich jetzt nicht die «larifari Lebenseinstellung» rechtfertigen. Im Leben muss man manches schon durchziehen. Man kann jetzt nicht sagen, ein bisschen Steuern zu zahlen ist besser als gar nicht. Aber ich denke, man versteht, was ich meine.