Ein Mordsspass mit den «ths»
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Ein Mordsspass mit den «ths»

Rosi Feinstaub (Priska Klaas) hat keine einfache Aufgabe. Die Amateur-Regisseurin träumt von einem grossen Stück im Stile von Shakespeare, was jedoch bei ihren Schauspieler:innen nicht wirklich auf Begeisterung stösst. Vor allem die Sprache des Adels und die unzähligen «ths», die in der englischen Sprache verwendet werden, lassen die Gruppe ernsthaft am Erfolg des Stückes zweifeln. Der Umstand, dass das Werk aus ihrer Feder zudem noch Logiklücken aufweist, ist kein Pluspunkt für die Motivation der Spielenden. Ihre Launen sind bei den Proben ziemlich im Keller, da jeder mit privaten Problemen miteinander und untereinander zu kämpfen hat. Wie ein Geschenk des Himmels taucht plötzlich der verhinderte Autor und Kommissar Bert Rutscher (Marco Rageth) auf und legt dem sichtlich frustrierten Trupp eine witzige Alternative in Form des titelgebenden Stücks auf den Tisch. Dieses wird von den Spielenden mit viel Freude angenommen, doch von Feinstaub kategorisch abgelehnt. Dies sorgt für viel Ärger und der eine oder andere des Ensembles wünscht ihrer Regisseurin den Tod, bis diese dann tatsächlich kurz vor der Premiere auf der Bühne zusammenbricht. Ohne ihre lautstarken Anweisungen scheint das Stück immer mehr zu zerfallen und eine blamable Uraufführung unausweichlich zu sein.

Das ganz normale Vereinsleben
Das Bild, dass der Theaterverein Grüsch auf die Bühne bringt, ist bestechend authentisch dargestellt. Daniela Meierhans (Denise Camenisch) backt für alle und versucht durch ihre Köstlichkeiten den Gemeinschaftsgedanken am Leben zu erhalten. Gerda Hofer (Edith Janett) und ihr Mann Peter (Peter Tscharner) versuchen ihre privaten Probleme für einen Moment durch die Flucht in andere Charaktere zu vergessen. Katrin Feinstaub (Monika Meiler) ist Schwester von Regisseurin Rosi und spielt eigentlich nur mit, weil sie sonst im Verein zu wenig Leute sind. Luca Bötsch aka Christian Brosi gibt den Gesundheitsfreak, der aus Versehen Schnaps trinkt, den die schusselige Cindy Löwenzahn (Bianca Gerber) serviert hat. Diese erhielt die «tragende» Rolle der Servierdame, weil ihr Papa ein Möbelhaus besitzt und seit Jahren die Requisiten des Vereins sponsort. Für die Technik sorgt Simona Gurtner (Judith Rageth) und als Souffleur steht Jeremy Lang (Noel Gerber) auf der Bühne und beide lassen kein gutes Haar am Stück. Es ist eine bunte Mischung aus Persönlichkeiten, deren Zusammenspiel für sehr viel humorvolle Momente sorgt und bei denen man sich stetig fragt, ob dies nun gespielt ist oder ob die Figuren zum Teil auch an den «echten» Proben so sind. Wer schon mal in einem Verein Mitglied war, wird hin und wieder schmunzeln, denn in jeder Gruppierung gibt es Paare, die ihre Probleme mitbringen, vorlaute Persönlichkeiten, die für alles eine bessere Idee hätten oder wahre, noch unentdeckte Künstler. Obwohl das eitle Ringen um den Platz im Rampenlicht hier natürlich ein wenig überspitzt vorgetragen ist, zeigt der Theaterverein auch die schönen Seiten des Vereinslebens auf. Auch wenn alles zum Scheitern verurteilt ist, sind die Spielenden eng miteinander verbunden und schauen aufeinander. Dass ein Erfolg doppelt so schön ist, wenn man ihn teilt, heisst nämlich im Umkehrschluss auch, dass ein Misserfolg nur halb so schwer wiegt, wenn man ihn teilt.

Die Saison ist eröffnet
Es ist ein sehr kurzweiliges Stück, welches sich der Theaterverein Grüsch hier ausgewählt hat und vor allem das Zusammenspiel von Hitsch Brosi und Denise Camenisch, die auch mal zur kollektiven Belustigung laut wieherten, vermochte sehr zu gefallen. Priska Klaas mimte eine fast schon bösartige Regisseurin, die wohl kaum so lange auf den Bühnen im Tal tätig wäre, wenn sie auch sonst so eine Räf wäre. Interessant war zudem auch noch Bianca Gerber zu beobachten, die ihre Texte mit der Zeit immer besser konnte und deshalb auch von der Gruppe liebevoll aufgenommen wurde. Nur schon die Texte mit den vielen «ths», welche das bunt gemischte Ensemble auswendig lernen musste, rechtfertigt die Eintrittspreise und man darf sagen, dass die Vorderprättigauer Theaterleute mal ganz schön vorgelegt haben mit ihrem «Mord on Backstage». Dieses macht definitiv Lust auf mehr und lässt auch Vorfreude aufkommen auf die nun endlich eröffnete Theatersaison. (Christian Imhof)  

Aufführungen in der Mehrzweckhalle Fanas
Freitag, 10.11.2023, 20.00 Uhr Premiére
Samstag, 11.11.2023, 20.00 Uhr
Sonntag, 12.11.2023, 14.00 Uhr
Mittwoch, 15.11.2023, 20.00 Uhr
Freitag, 17.11.2023, 20.00 Uhr

Reservationen unter 081 325 18 12 oder p.auer@bluewin.ch
Die Theaterbeiz ist jeweils 1 Stunde vor Aufführung in Betrieb mit Getränken und kleineren Speisen.


Darsteller:innen            
Priska Klaas, Rosi Feinstaub, Regisseurin
Noel Gerber, Jeremy Lang, Souffleur
Judith Rageth, Simona Gurtner, Technikerin
Christian Brosi, Luca Bötsch, Spieler und Gesundheitsfreak
Denise Camenisch, Daniela Meierhans, Spielerin und backt für alle
Peter Tscharner, Peter Hofer, Spieler und liebt Ziegen
Edith Janett, Gerda Hofer, Spielerin und hasst Ziegen
Monika Meiler, Katrin Feinstaub, Spielerin und Schwester der Regie
Bianca Gerber, Cindy Löwenzahn, Tochter des grössten Sponsors
Marco Rageth, Bert Rutscher, Kommissar und verhinderter Autor

                       

Gian Rupf, Denise Camenisch            Regie
Valentina Auer                                    Souffleuse, Reservationen
Silvia Michel                                        Maske
Köbi Michel                                         Licht
Reto Giovanoli                                    Werbung, Sponsoring
Silvio Hitz                                            Restauration

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