Jenins lädt zum Theater
Im neuen Stück geht's um das Lotto spielen frei nach dem Film «Lang lebe Ned Devine'». Warum ist die Wahl auf dieses Stück gefallen?
Die Theatergruppe Jenins ist bekannt für ein abwechslungsreiches Repertoire. Unsere beiden letzten Produktionen waren der Agatha Christie-Krimi «Dann gab es keines mehr» und eine Kurzfassung des Märchens «Pinocchio». Ursprünglich war für 2022 der Klassiker «Der Geizige» von Molière geplant. Leider ist Pia Schoch, unsere langjährige Regisseurin und Theaterfreundin, im Februar völlig unerwartet verstorben. Und ohne sie wollten wir dieses Stück nicht umsetzen. Wir haben uns dann für eine Zusammenarbeit mit dem Profi-Schauspieler und -Regisseur René Schnoz entschieden und mit ihm gemeinsam ein Stückgesucht, dass unsere Gruppe fordert, fördert und auch erlaubt, dass möglichst viele mitspielen können. Ein wichtiges Auswahlkriterium war auch, dass es ein Stück sein soll, dass in der Region möglichst noch nie aufgeführt wurde, die Menschen gut unterhält. Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass man das Lachen nicht verlernt und sich kleine Auszeiten vom Alltag gönnt. Genau das ermöglichen wir mit «Lottofieber».
Wie realistisch ist es, dass eine solche Geschichte sich auch in Jenins abspielen könnte?
Vermutlich so realistisch, wie ein Sechser im Lotto es nun mal ist. Aber davon träumen darf man ja und sehr wahrscheinlich hat sich jeder schon einmal vorgestellt, wie es wäre, den Jackpot zu knacken. Was den Zusammenhalt im Dorf angeht, kann ich sagen, dass in Jenins sehr vieles möglich ist und realisiert wurde. Ich denke da zum Beispiel an unsere Freilichtspiele – etwa «Elli & Oswald» im Jahr 2017 –, bei denen jeweils das halbe Dorf und die meisten Vereine mitwirken. Sei es als Sänger und Sängerinnen im Chor, als Spielerinnen und Spieler, Statisten, Bühnenbauer, Kostümschneiderinnen und Schminkerinnen, Servicemitarbeitende oder Parkplatzanweiser.
Wann haben Sie zum letzten Mal Lotto gespielt?
Ich spiele selten, da meine Frau regelmässig ihr Glück versucht. Ich werde aber sicher zur Feier unserer Premiere einen Lottoschein ausfüllen und abgeben.
Der Tod hat im Stück eine komödiantische Komponente. Wie wichtig ist es für Sie, der eigenen Endlichkeit mit Leichtigkeit zu begegnen?
Mir geht es im positiven Sinne immer um das grosse Ganze. Darum nehme ich mich persönlich nicht ganz so wichtig. Ich hoffe, dass ich dereinst auch meiner eigene Endlichkeit auf diese Art und Weise begegnen kann.
Vereinsnachwuchs zu finden ist hin und wieder auch eine Lotterie. Was ist das Geheimrezept der Theaterguppe Jenins?
Sorry, auch wir haben kein Geheimrezept. Aber wir haben eine Vision und die haben wir anlässlich unserer letzten Mitgliederversammlung so formuliert: «Theater mit Tradition und Ambition – für die Region». Dieser Vision entsprechend legen wir Wert auf eine gute Vernetzung in der Region und haben die Ambition, immer wieder neue Talente zu suchen und einzubinden. Egal welchen Alters. Gerade die bereits erwähnten Freilichtspiele sind eine gute Möglichkeit, erstmals Theaterluft zu schnuppern und vielleicht sogar mit der ganzen Familie gemeinsam an einer Produktion mitzuwirken. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Sereina Fuchs. Sie spielt in «Lottofieber» die Rolle der Debbie spielt. 2017 hat sie als noch ganz kleines Mädchen zusammen mit ihrer Schwester Ladina im Freilichtspiel «Elli & Oswald», als Statistin ein Kind aus Stürfis gespielt, während ihr Vater als Tambur von Maienfeld auftrat. Letztes Jahr haben Sereina und Ladina Fuchs dann im Stück «Pinocchio» gleich mehrere Charakteren verkörpert. Unter anderem war Ladina die blaue Fee und Sereina die vorwitzige Grille, die quasi als Pinocchios Gewissen fungiert. Auch Claudio Gloor, Patrick Johanni, Selina Kaiser oder Nina Schoch sind junge TGJ-Mitglieder, die durch ihre Eltern bereits von Kindsbeinen an mit der Theatergruppe Jenins in Kontakt sind und teilweise schon sehr früh mitgespielt haben.
Theatergruppen zeigen ihre Stücke in der Regel in den eigenen Dörfern. War es für euch auch mal eine Option mit einem Stück auf Tour zu gehen?
Auch wir sind natürlich sehr mit unserem Dorf verbunden, haben aber auch schon das eine oder andere Gastspiel gegeben. So haben wir schon auf Burgruinen, in Weinkellern, in Hotels und anderen Lokalitäten gespielt.
Auch waren wir des Öfteren mit unseren Produktionen an Theaterfestivals. Gleich mit zwei Stücken, dem «Pinocchio» und dem Krimi «Gärtner sterben stets im Herbst», waren wir 2021 fürs Theaterfestival in Arisdorf/BL eingeplant. Doch Corona machte uns leider einen Strich durch die Rechnung.
Warum sollte man sich unbedingt vom Lottofieber anstecken lassen?
Weil es als Kontrast zu all den negativen Nachrichten einfach gut tut, sich für knapp 100 Minuten aus dem Alltag herauszunehmen und einfach mal wieder unbeschwert und herzlich zu lachen. Gelegenheiten, dies zu tun, wird es in diesem Stück viele geben. Das kann ich jetzt schon verraten. Zudem: Wer die Theatergruppe Jenins kennt, weiss, dass alle Mitwirkenden mit viel Herzblut, grossem Engagement und riesiger Spielfreude daran arbeiten, dem Publikum einen schönen, unterhaltsamen Abend zu bieten. Das gilt nicht nur für die Spielerinnen und Spieler, sondern auch für alle Mitwirkenden hinter den Kulissen und im Theaterbeizli, welches jeweils schon eine Stunde vor Aufführungsbeginn geöffnet ist.