Buchkritik: «(F)amuse-Bouches» von Annina Dietsche-Veit
Schon bei der ersten Seite musste ich schmunzeln. «Hallo hier bin ich» lautet das erste Kapitel und beschreibt auf eine meiner Meinung nach extrem amüsante Weise kurz und knackig das Leben von Annina. Schon nach diesen viereinhalb Seiten hatte ich mir ein Bild von Annina gemacht und wusste, dass ich in den Stunden oder Tagen während dem Lesen dieses Buches eine lustige Zeit haben würde. «Tage» war dann doch übertrieben. In zwei Abenden war ich durch. Das Buch vermittelt von Beginn an gute Laune.
Die 39 «Lese-Häppchen», wie Annina sie beschreibt, berichten von ihrem Leben als Mami und beinhalten lustige, peinliche aber zum Teil auch sehr tiefgründige Themen. Die Sprache ist extrem bildhaft und sehr gut verständlich. Man hat das Gefühl, dass man mitten im Geschehen ist. Man hört die Rufe ihrer Kinder, spürt die Emotionen von Annina, wenn sie mal wieder nachts aufstehen muss oder ihr Vollzeitjob als Mutter nicht voll anerkannt wird und schmunzelt über die drolligen Geschichten ihrer Kinder.
Ich bin selbst keine Mutter (zum Glück mit sechzehn Jahren), doch ich denke, dass viele Eltern und eben vor allem Mütter diese beschriebenen Situationen gut nachvollziehen können. Selbst ich, kann mich mit manchen Themen identifizieren, denn manchmal geht es auch ums Frau sein und die damit verbundenen Ideale. Dies alles ist in einer sehr humoristischen Sprache verfasst und doch werden «Probleme» nicht schöngeredet. Es ist für mich die perfekte Mischung zwischen «auf etwas hinweisen» und «durch die lustige Erzählweise fühlt sich niemand angegriffen».
Der Hintergrund all dieser Lese-Häppchen würde ich so auffassen: In jeder Familie ist es manchmal streng, manchmal läuft nichts so wie es soll und Mutter sein ist nicht immer ein einfacher Job. Und gleichzeitig kann es das Schönste und Erfüllendste im Leben sein. Trotzdem darf man «Schwierigkeiten» ansprechen und muss nicht immer die Supermum sein, die alles mit Leichtigkeit erledigt, immer perfekt gestylt und nie schlecht gelaunt ist. Durch den amüsanten Erzählstil vermittelt Annina mir das Gefühl, dass bei kleinen Ausrutschern und Missgeschicken auch einfach mal auf die lockere Schulter genommen und darüber gelacht werden darf.
Ich habe das Gefühl, die Geschichten haben mir gezeigt, dass es nicht darum geht, welche Mami es am besten macht, die engagierteste ist und alles im Griff hat. Das gibt es sowieso wohl eher selten (oder gar nicht). Man darf dazu stehen, wenn etwas nicht läuft und einfach mal alles anstrengend ist, denn «Schwäche zeigen ist keine Schwäche, sondern eine Stärke».