Abwechslungsreiche Lesung in der Galerie L33
Nach dem Apéro wurde die Lesung von unserem Chefredakteur Christian Imhof eröffnet. Er präsentierte eine Szene seiner Figur Noah während einem Vorstellungsgespräch. In diesem Gespräch erzählte Noah von seiner Heldentat als Schüler, indem er zu seinem türkischen Freund stand, während der Rest der Klasse über ihn lachte. Es war ihm egal, nur wenige Freunde zu haben. Lieber das, als aufgrund einer politischen Einstellung zu den Beliebten zu gehören.
Dieses Kapitel fand in insofern passend ausgewählt, da genau dieses Thema heutzutage immer wieder präsent ist. Haltung zu bewahren und seinen moralischen Vorstellungen und Werten treu zu bleiben, obwohl der Rest des Umfeldes anderer Meinung ist, das ist schwierig. Dieses Kapitel hat mich persönlich mal wieder daran erinnert, wie wichtig dieses Thema ist.
Jörg Rutz, welcher hauptberuflich im Versicherungswesen arbeitet, schloss mit seinem Kriminalroman an den Thriller von Christian an. Die Szene spielt sich im bündnerischen Malans ab und beschreibt den Weg des Ermittlers Spadin zu einem Tatort. Die zweite vorgelesene Szene beinhaltet eine Befragung des Exfreundes vom Opfer. In dieser Szene kam der bündnerische Hintergrund von Jörg Rutz in «mundartverfassten» direkten Reden zum Vorschein. Auch der Täter soll in seinen Krimis seine Geschichte erzählen dürfen. Deshalb bekommt das Publikum einen kurzen Einblick in eine Szene aus der Sicht des Mörders. Dies soll ihn nicht sympathisch machen, sondern dazu dienen, dass alle wichtigen Charaktere eine Stimme bekommen. Vier Jahre hat Jörg Rutz an diesem Krimi gearbeitet.
Die Lehrerin und neu auch Autorin Annina Dietsche-Veit konnte sich zunächst gar nicht vorstellen, ihre stetig gesammelten amüsanten Geschichten aus der Familie in ein Buch zu verfassen. Und doch stand sie am Freitagabend zusammen mit zwei weiteren talentierten Autoren in der Galerie L33 in Werdenberg vor einem familiären Publikum. Die sogenannten «Häppchen» in ihrem Buch berichten von Familiengeschichten, die einen humoristischen Hintergrund haben. In der Lesung erfuhr das Publikum von einer Nachtschicht als Mutter, als ihr Sohn einen Albtraum hatte und in einem zweiten «Häppchen» von der Zahnfee ihrer Tochter. Die Geschichten sind in einen lustigen Rahmen gepackt und dennoch sollen sie auch die «schweren» Zeiten als Mutter zeigen und nicht alles schönreden. Schwäche zeigen ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Mit diesen Worten würde ich den ernsteren Hintergrund des Buches zusammenfassen.
Für Autor*innen ist eine Lesung eine gute Möglichkeit, ihr Werk zu präsentieren und gleichzeitig ein paar Hintergründe ihrer Gedanken zu vermitteln. Auch die Gespräche danach sind extrem interessant und man trifft auf Gleichgesinnte. So war es auch an diesem Abend, der mir mal wieder ganz unterschiedliche Varianten in der Realisation eines Buches aufgezeigt hat. Jedes Buch und damit auch jede vorstellende Person hatte einen ganz eigenen Charakter. Dies macht die Welt der Literatur gerade so interessant.