«Entweder ist man immer oder gar nie dran»
Christian Bisig führt ein einfaches Leben an der Landstrasse
in Grüsch. Sein in die Jahre gekommenes Handy verfügt nicht einmal über einen
Internetzugang und auch sonst scheint in dem ehrwürdigen, alten Haus fast ein
wenig die Zeit stillzustehen. Die Ruhe ist allgegenwärtig und man merkt es
Bisig an, dass er es geniesst, hier nicht nur zu wohnen, sondern auch kreativ
zu wirken.
Nach dem Börsencrash ins Prättigau
Geboren sei er in Romanshorn, aufgewachsen aber in Zug, sagt der Künstler, der
sich selber lieber als Grafiker bezeichnet. Seine prägenden Jahre habe er in
der Innerschweiz erlebt, wo er auch die Liebe zum Zeichnen entdeckt hatte. «Mein
Vater hat in einer Druckerei gearbeitet und immer wieder mal Blätter nach Hause
gebracht. So habe ich meine Leidenschaft entdeckt, die mich nun schon über 60
Jahre begleitet.» Das Zeichnen und Malen habe viele Vorteile mit sich gebracht.
«Als Kind habe ich ein wenig ‘gestoggelet’. Also habe ich mich immer ins
Zeichnen vergraben, da ich mich dort sicher fühlte.» Über die Jahre seien viele
Freundschaften dank der Kunst entstanden und noch heute schaue er gerne zurück,
wie er bei den «Zuger Spillüüt» die Kulissen gestaltet habe oder an der
Kunstgewerbeschule in Luzern wie Emil Steinberger für fünf Jahre studiert habe.
Nicht mehr so gerne denkt Bisig daran zurück, wie es seine vierköpfige Familie
damals ins Prättigau verschlagen hat. «Wir haben damals einen grossen Teil
unseres Geldes einem Investor gegeben. Nach dem grossen Börsencrash war dann
plötzlich fast alles weg und mit dem Rest haben wir versucht, eine preiswerte
Immobilie zu ergattern. So wurden wir in Grüsch fündig.»
Seine beiden Söhne Valentino und Lucas sind inzwischen erwachsen, von seiner Frau ist Christian Bisig inzwischen auch schon mehrere Jahre geschieden und doch schaut der Kreative nicht nur wehmütig auf sein Leben zurück. «Meine Ex-Frau sagte immer, ich sei mit meinem Beruf verheiratet und es war wirklich so. Entweder ist man immer oder gar nie dran beim Gestalten.» In seiner langjährigen Karriere sind einige spannende Geschichten zusammengekommen. So durfte Bisig fürs Schweizer Fernsehen Grafiken, Kulissen und Trickfilme zeichnen, bevor es überhaupt Computermaschinen gab, die diese Arbeiten abnahmen. Ebenfalls kreierte er Werke in einem Jubiläumsband des Kantons Sankt Gallen, die Coverbilder der legendären Davoser Milch oder zahllose Karten zu jeglichen Anlässen mit Aquarellen sowie vieles mehr. In Chur stellt er aktuell und noch bis am 16. November gemeinsam mit Luisa Capaul in der Galerie Capaul an der Vazerolgasse 6 aus. Zu sehen werden dort vor allem Werke sein, die Christian Bisig auf einer Reise durch Griechenland angefertigt hat. Es sei ihm immer wichtig gewesen, neben Auftragsarbeiten auch noch in seiner Freizeit kreativ tätig zu sein und dies definitiv immer «von Hand». «Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich eine technische Wildsau bin und mich ein wenig der ganzen Digitalisierung verweigere, doch ich liebe es zu gestalten und zu sehen, dass die von Hand gemalten Projekte auch noch jahrzehntespäter die Herzen der Leute höherschlagen lassen.»