Filmtipp: «Sâdhu - auf der Suche nach der Wahrheit»
Gemeinsam wollen sie die Kumbh Mela besuchen, das grösste religiöse Fest des
Hinduismus, welches lediglich alle zwölf Jahre stattfindet. Schätzungsweise
vierunddreissig Millionen Pilger und noch einmal so viele Zuschauer besuchten
eben diese Kumbh Mela im Jahr 2010 in der Stadt Haridwar am Fluss Ganges.
Hierzu sei kurz angemerkt, dass die Kumbh Mela in vier verschiedenen Städten
Indiens jeweils alle zwölf Jahre stattfindet. Die letzten Feste fanden 2013 in
Prayagraj, 2015 in Nashik und 2016 in Ujjain statt sowie 2021 in Haridwar.
Zu Beginn des Filmes begleiten wir den Sadhu bei seinen täglichen Waschungen und Übungen. Er spricht nur wenige Worte, wirkt zerstreut und nicht gesammelt, wie man es von jemandem, der acht Jahre lang in der Einsamkeit der Berge gelebt hat, erwarten könnte. Regisseur Métroz muss die Antworten auf seine Fragen regelrecht aus Suraj Baba herauskitzeln, so in sich versunken ist der Asket. Er ist kein Mann vieler Worte, lieber drückt er sich über seine Gitarre und durch seinen Gesang aus.
Der Film ist bildgewaltig und wunderschön wurde die Natur Indiens mit der Kamera aufgefangen. Wir sehen rauschende Gebirgsbäche da und dort mit hüfttiefen Tümpeln voll von eiskaltem Wasser, in welchen sich der Asket regelmässig erfrischt. Steil ragen die unwirtlichen Felsen hinter der Höhle des Eremiten in den Himmel auf. Das Leben, welches Suraj Baba fristet, hat für mich etwas ungemein Schönes: fernab der Zivilisation und ihren zweifelhaften Errungenschaften sucht er nach der Wahrheit. Allein und nur mit sich selbst hat er Tag für Tag auszukommen.
Schliesslich war der Tag gekommen, als es Zeit war sich auf den Weg zur Kumbh Mela zu machen. Suraj Baba und sein Schweizer Gefährte reisen zu Fuss, auf Schienen und per Anhalter durch die schier unendliche Weite Indiens und gelangen schliesslich an den Fluss Ganges und in die Stadt Haridwar.
Suraj Baba scheint enttäuscht zu sein von dem grossen Fest des Hinduismus. Er ist anders als die anderen Sadhus und wird deshalb nicht in ihre grosse Familie aufgenommen. Vielleicht ist Suraj Baba zu sehr Wahrheitssucher um sich noch mit weltlichen Dingen wie Hierarchie und Äusserlichkeiten wie Schmuck und dem farbigen Anmalen des Körpers zu beschäftigen.
Als Zuschauer dieser monumental gefilmten Geschichte dieses Asketen erfahren wir wenig über den Asketen selbst. Wir sind jedoch eingeladen durch diesen Film den Eremiten eine Zeitlang auf seinem Weg zu begleiten. Regisseur Métroz hat sein Werk so gestaltet, dass man als Zuschauer durch die Mischung der gewaltigen Bilder der Natur Indiens und der Schweigsamkeit des Asketen selbst in sich versinkt und den Film fasziniert und völlig entspannt zugleich geniessen kann.