Mit lebendiger Selbsthilfe gegen Depressionen
Rund 15% der Schweizer Bevölkerung fühlen sich mittel bis stark psychisch
belastet und über ein Drittel der Bevölkerung berichtet von leichten bis
schweren Symptomen (3% (eher) schwer, 6% mittel, 26% leicht). Das schrieb das
Bundesamt für Gesundheit im Frühjahr 2023. Dieser Überblick zeigt, auch wenn
der Anteil von Personen mit einer diagnostizierten Depression lediglich bei
knapp über 5 Prozent liegt, dass psychische Erkrankungen längst im Mittelpunkt
der Gesellschaft angekommen sind. Und doch so offen wie Lisa Esenwein-Metting
van Rijn über ihre Krankheit spricht, tun es die wenigsten. Depressionen seien
leider auch heute noch ein Thema, das nicht so gerne angeschnitten werde.
«Psychische Erschütterungen prägen unseren Alltag, je länger je mehr. Wir
müssen unbedingt lernen damit und miteinander umzugehen.» Wie es sich anfühlt
richtig tief in ein Loch zu fallen und wie heftig Depressionen einem lähmen
können, weiss sie nur allzu gut, denn seit frühster Jugendzeit hat die gelernte
Pflegefachfrau selber mit der Krankheit zu kämpfen. «Vor allem im Jahr 2017
hatte ich eine extrem intensiven Depressionsschub, der mich lange ausser Gefecht
setzte. Ich muss es ganz ehrlich sagen, ohne Medikamente wüsste ich nicht, ob
ich heute so hier sitzen würde.»
Depression sei ein Sammelbegriff, sagt Lisa Esenwein-Metting van Rijn. «Die Krankheit hat so viele Ursachen, wie sie verschiedene Krankheitsverläufe hat und doch gibt es zahlreiche Überschneidungen. Leider werden Klagen, wie zum Beispiel Müdigkeit und oder Antriebslosigkeit, welche zu einer Depression gehören können, auch nicht wahr genommen. Depressionen, werden heute in den Medien öfters thematisiert, doch nach dem Prinzip Hoffnung denken wir nicht daran das es auch uns selber, oder einen Menschen im eigenen Umfeld treffen kann.» Die Akzeptanz gegenüber psychischen Erkrankungen sei leider immer noch nicht so gross, wie bei physischen Geschichten, was sie immer wieder nachdenklich stimme. Dass in diesem Bereich noch viel Luft nach oben sei, zeige zudem auch der Umstand, dass es zum Thema Depression gerade mal zwei Selbsthilfegruppen im ganzen Kanton gebe.
Gegenseitig Mut machen
Lisa Esenwein-Metting van Rijn findet es wichtig, ihre Erfahrungen mit der Depression mit anderen betroffenen zu teilen. Aus diesem Grund arbeitet sie auch einen Tag pro Woche als Peer-Mitarbeiterin in der Klinik der Psychiatrischen Dienste Graubünden. Peers haben das eigene Krankheitserleben reflektiert und können Menschen in der psychischen Krise mit ihrem Erfahrungswissen begegnen. »Hier sehe ich mich auch als Brückenbauerin zwischen Fachpersonal, Angehörigen und Patienten. Der Austausch auf Augenhöhe, ob in der Klinik oder innerhalb der Selbsthilfegruppe bewirke das man für sich situatonen oder probleme anders wahrnehnmen kann, zudem erleichtert das Teilen enorm. Diese Tätigkeit habe sie auch dazu gebracht, die Selbsthilfegruppe zu gründen. «Die Treffen sind eine wertvolle Ergänzung zu verschiedenen Therapeiformen. Darüber reden hilft - und es ist schön zu sehen, wie man sich durch die Offenheit gegenseitig Mut zusprechen kann.» Es scheint fast so, dass die Bürde der Krankheit gemeinsam einfacher zu tragen ist. Einzig ein wenig schade sei es, dass die Krankenkassen, die Chancen des direkten Austauschs miteinander noch nicht erkennen würden, sagt Lisa Esenwein-Metting van Rijn. Doch die positiven Rückmeldungen, die sie aus ihrer sechsköpfigen Gruppe erhalte, zeigen, dass dieser Umstand eher als nebensächlich einzustufen sei. Wenn auch Sie eine schwierige Phase durchleben und auf der Suche nach Halt sind, bei der Selbsthilfegruppe Depression in Landquart hat es noch Plätze frei. Informationen und Anmeldung: Mobil: 079 676 03 78 oder E-Mail: depri.lq@bluewin.ch.