Wird es akzeptiert, wenn man gerne lernt?
Viele gaben an, dass sie sich unwohl fühlen würden, wenn sie
zugeben, dass sie gerne etwas lernen. Dies ist erschreckend, da genau das ja
der Sinn einer Schule ist. Im Grunde sind wir Schüler ja alle da, um etwas zu
lernen. Für mich war das Ergebnis jedoch nicht besonders überraschend, denn
wenn man selbst Schüler ist, bekommt man die Atmosphäre und Motivation besser
mit.
Mir ist durchaus schon oft aufgefallen, dass es einigen Schülerinnen und Schülern an Antrieb fehlt und sie recht wenig Aufwand für die Schule betreiben. Die Interessen gehören auch während dem Unterricht häufig nicht schulischen Themen an. An einigen Tagen ist es fast schon eine Seltenheit, wenn es Leute gibt, die sich freiwillig zu einer Frage des Lehrers äussern. Somit trauen sich viele gute und kluge Schüler/innen nicht, ihre Gedanken zum Unterricht beizutragen oder Lösungsvorschläge zu bieten. Zu schnell wird man als «Streber» abgestempelt.
Hat man diesen Stempel einmal bekommen, ist es nicht besonders einfach. Immer wieder fällt mir auf, dass solche Personen aufgezogen werden. Heutzutage ist es in der Schule fast schon verrufen, wenn man etwas lernen möchte, dabei ist das ja genau das Ziel. Der Grund dafür ist die überwiegende Lustlosigkeit.
Doch woher kommt das? Möglicherweise gilt es unter Jugendlichen als uncool, seine Neugierde frei zu äussern. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die dazu stehen und ihren Weg gehen, ungeachtet der Kommentare.
Ich kann mir vorstellen, dass das noch vor fünfzig Jahren anders aussah. Da hatten viele noch gar keine Möglichkeiten, eine gymnasiale Ausbildung zu machen. Nach der Volksschulzeit musste man arbeiten gehen und Geld nach Hause bringen. Gerade Mädchen konnten froh sein, wenn sie einen Platz in einer weiterführenden Schule bekamen.
Heute ist es bedeutend einfacher geworden. Eine gute Schulausbildung ist in unserer Gesellschaft für fast alle möglich. Wenn man sich einmal an einen Luxus gewöhnt hat und nicht mehr dafür kämpfen muss, lässt der Antrieb dahinter nach. Auf dieser Welt gibt es jedoch so viele Eltern, die darum kämpfen, dass ihre Kinder eine Schule besuchen dürfen. Dort ist die Motivation der Kinder viel grösser, gute Leistungen zu erbringen und dem Unterricht zu folgen. Es gibt genügend Filme, welche die gefährlichsten Schulwege der Welt zeigen. Dort sieht man, was für Gefahren von jungen Wissbegierigen auf sich genommen werden um eine Schule zu besuchen.
Die Schule ist die Grundlage des Wohlstandes, man hat einen besseren sozialen Status und erhält mehr Ansehen. Früher war die gymnasiale Stufe nur für Menschen mit guten finanziellen Voraussetzungen bestimmt. Es sollte für uns ein Privileg sein, dass dies nun nicht mehr der Fall ist und wir alle solche Möglichkeiten haben – gerade in der Schweiz ist das Schulsystem besonders fortschrittlich.
Wenn man sich bewusst wird, dass die Schule nicht immer selbstverständlich war und für viele leider immer noch nicht ist, dann sollte man im Grunde niemanden mehr verurteilen nur weil er gerne lernt. Dazu kommt meistens noch, dass diese Schüler/innen um ihre besseren Leistungen beneidet werden. Es gilt wie immer, am besten man konzentriert sich auf seinen eigenen Weg und lässt andere ihren bestreiten.