Wie können wir mit Krieg umgehen?
Wir müssten von jedem fahrenden Auto Angst haben
Tschernobyl hat gezeigt, dass es für einen atomaren Unfall keinen Krieg braucht. Heute werden wir uns plötzlich bewusst, von wie vielen AKWs wir umgeben sind und diese jederzeit in die Luft gehen könnten. Wir könnten auch den nächsten Schritt tun, die Treppe hinunterfallen, von einem Auto überfahren werden, etwas Giftiges essen, an einer unentdeckten Krankheit sterben und es wäre vorbei. Was ich damit sagen will ist, dass wir niemals wissen, wann wir gehen müssen und uns diese Tatsache in diesen Tagen furchtbar schrecklich erscheint und mit voller Wucht bewusst wird. Ist sie im Moment auch. Wer weiss schon, was danach kommt?
Weiterleben ohne wegzusehen
Vielleicht fühlen wir uns schuldig, wenn wir nach fünf Minuten die Nachrichten im TV ausknipsen oder auf einen Comedy Sender umstellen. Das sollten wir nicht. Die Bilder, die uns täglich gefüttert werden sind zutiefst verstörend. Es scheint, dass unser Mitgefühl für die flüchtenden Menschen und die Männer an den Waffen, ob sie es wollen oder nicht, bald schon sein Höchstmass erreicht haben wird. Wir dürfen und müssen uns abgrenzen, wenn wir weiterhin für unsere Familien und Freunde da sein, weiterhin gesund bleiben wollen und weiterhin gute Arbeit leisten möchten. Würden wir ständig und immer von den Kriegs-News berieselt werden, wäre das für uns alles andere als gesund. Und es ist alles andere als egoistisch, wenn wir nebst unserem Mitgefühl und den hoffenden Gedanken an die direkt betroffenen Menschen, für uns selbst sorgen, denn das müssen wir, sonst gehen wir mental unter.
Es gibt immer einen scheiss Krieg
Irgendwo auf der Erde wird es immer Krieg geben. Was können wir aus dieser Zeit mitnehmen, was können wir tun? Mancher von uns fühlt sich hilflos, wenn er den betroffenen Menschen nicht helfen kann. Doch es haben sich bereits einige Vereine in der Schweiz seriös darauf eingerichtet, Material und Geld an die Flüchtigen zu senden. Hier können wir spenden. Das ist etwas Handfestes was wir aus der Entfernung tun können. Den Menschen zu zeigen, dass wir an sie denken. Solidarität ist ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl in diesen Tagen. Wir alle möchten diesen Krieg nicht. Daraus ergibt sich ein Gefühl des Zusammenhaltes, des Miteinanders, was wiederum Hoffnung schenkt. Glauben wir an das Gute, werden wir uns bewusst, wie wertvoll unser Leben ist und sorgen wir unseren Kindern zu liebe dafür, dass unser ganz persönlicher, sicherer Hafen nicht ins Wanken gerät. Denn wir Erwachsenen sind der sicherste Zufluchtsort der Kinder; lassen wir ihn nicht zerstören.
Denkt einmal ganz bewusst darüber nach; was kann ich tun, damit es mir in diesen Tagen gut geht? Einmal am Tag lese ich einen Bericht über den aktuellen Stand des Krieges, schalte dann das Handy aus, sende Licht und Liebe an die Betroffenen, lebe und geniesse das Leben, das mir bleibt.
Das, was gut ist
Wenn ich an die Flüchtigen an den Grenzen denke, bin ich froh, dass sie nicht im Kugelhagel stehen, sondern womöglich in Sicherheit sind. Ich bin froh, dass sie mit allem benötigten versorgt werden und von lieben Menschen umsorgt werden. Auch wenn es schwierig ist, über die Grenze zu gelangen, bin ich froh, dass sie in ihrem Vorhaben nicht alleine sind und sich gegenseitig helfen können. Auch wenn ihre Gefühle unermesslich für uns sind, bin ich froh, dass sie in einander Schutz und Mitgefühl finden. Dass sie Schultern finden, an denen sie Tränen vergiessen dürfen. Dass sie Trost ineinander finden und hoffentlich ein Licht am Ende des Tunnels.
Auch wenn ich keine Ahnung davon habe, wie es wirklich an den Grenzen aussieht- denn dafür müsste ich vor Ort sein- hilft es mir dieses beschriebene Bild die Hoffnung nicht aus den Augen zu verlieren. Ich stelle es mir vor und hoffe, dass irgendetwas davon stimmt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.