Wie arbeitet unser Verstand?
Wenn ich vom Verstand spreche, dann ist das keine bestimmte Gehirnregion, sondern vielmehr die Prozesse, die in eurem Gehirn (bewusst, aber hauptsächlich unbewusst) ablaufen.
Es ist Forschern noch nie gelungen einen Gedanken im Gehirn zu lokalisieren. Gedanken, Impulse, Interpretationen ordne ich daher in diesem Artikel dem sogenannten Verstand als Prozess in unserem Gehirn zu, bei dem je nach Situationen unterschiedliche Gehirnregionen aktiv werden.
Die allerwichtigste Aufgabe unseres Verstandes ist uns am Leben zu erhalten. Dies macht natürlich Sinn: sind wir weg, ist auch unserer Verstand weg. Also schützt er uns. Daher führt er uns immer wieder in Situationen, die sicher erscheinen.
Genau deswegen ist es für uns oft so schwer aus unseren sogenannten Komfortzone heraus zu holen. Wenn wir das nun trotzdem tun wollen (um zum Beispiel mit Sport anzufangen oder einen neuen Job zu suchen) hilft uns eine andere Gesetzmässigkeit unseres Verstandes:
Unser Verstand hört auf all unsere Worte, sprich Gedanken, und er tut genau das, was er denkt was wir wollen.
Das heisst, wir können uns, um aus unserer Komfortzone heraus zu kommen selbst sagen, dass es «ungefährlich» ist, uns weiter bringt etc. Wir können uns durch unsere eigenen Gedanken anfeuern, bestätigen, motivieren. Diese Medaille hat natürlich auch eine andere Seite: da unser Verstand so genau zuhört, können wir uns auch selbst fertig machen, demotivieren und ausbremsen.
Daher ist es ein guter Anfang zu beobachten wie viele negative Gedanken man an einem einzigen Tag hat. Und wenn man nun weiss, dass unsere Gedanken unserem Verstand sagen was wir angeblich möchten und was nicht, dann ist man bestens beraten sich gut zuzureden, anstatt sich selbst klein und wertlos zu machen.
Zum Beispiel, wenn wir uns gesünder ernähren möchten und die Salatkarte studieren und uns dabei sagen «Schon wieder dieses blöde Hasenfutter», ist klar, dass wir uns die ganze Zeit nach einer Pizza sehnen und diese dann auch bestellen. Wenn wir uns aber stattdessen sagen «Ich möchte gesund und fit sein. Ich entscheide mich für Salat», sieht die Sache schon ganz anders aus.
Eine weitere Regel unseres Verstandes ist, dass er uns zu Sachen führt, die wir gewohnt sind und uns gleichzeitig weg führt von Dingen, die uns ungewöhnlich erscheinen.
Daher muss man, wenn man irgendetwas in seinem Verhalten ändern möchte, anfangen sich das neue Verhalten zur Gewohnheit zu machen und das alte, ungewünschte Verhalten ungewöhnlich zu machen.
Kombiniert mit einer weiteren Regel unseres Verstandes, demnach unser Verstand Wiederholungen liebt, ergibt sich folgendes Praxisbeispiel:
Du hast festgestellt, dass du dich selbst viel zu oft kritisierst, weil du deine negativen Gedanken beobachtet hast. Das möchtest du dir jetzt abgewöhnen, es also ungewohnt machen.
Das beste Gegenmittel ist dich selbst wertzuschätzen, anstatt nur Fehler zu suchen. Somit machst du es zu deiner Gewohnheit jedes Mal, wenn du dich beim Kritisieren ertappt hast, dich für etwas anderes zu loben. Und zwar immer und immer wieder, bis du automatisch positiver über dich denkst, es deine Gewohnheit ist, gute Dinge an dir wahrzunehmen und zu schätzen.
Eine weitere wichtige Regel unseres Verstandes ist, dass er automatisch auf Bilder reagiert, die wir in unserem Kopf haben.
Wenn man in ein Flugzeug steigt mit dem Bild eines fliegenden Sarges im Kopf, aus dem man eventuell nicht lebendig heraus kommt, ist klar, dass unser Verstand uns aus dieser Situation mit einer Panikattacke oder Übelkeit oder einem Migräneanfall befreien möchte (schliesslich möchte er uns am Leben erhalten).
Wie ihr seht, laufen viele Dinge in uns ab, die uns oft gar nicht bewusst sind, aber wenn sie es einmal sind, kann man seinen eigenen Verstand optimal als Werkzeug für Veränderungen benutzen.