Vom Verlust göttlicher Gunst
Bild/Illu/Video: Davide Cantelli

Vom Verlust göttlicher Gunst

Während es in der natürlichen Ordnung der Tiere und Pflanzen keine Schuld gibt, basiert unsere künstliche Ordnung darauf, dass wir für alles was wir wollen, direkt etwas zurückgeben müssen. In der natürlichen Ordnung nimmt jeder, ob Tier oder Pflanze, was es gerade zum Leben benötigt und gibt was es gerade an Überfluss anzubieten hat. Ein Vogel frisst einige Brombeeren von einem Strauch, verdaut diese und lässt den Kot, in welchem sich einige Brombeersamen befinden, auf die Erde fallen, worauf an dieser Stelle womöglich ein neuer Brombeerstrauch wachsen wird. Die Brombeerpflanze verlangt nichts als Gegenleistung, dafür dass der Vogel einige seiner Früchte frisst. Der Vogel verspürt kein Gefühl der Schuld dem Strauch gegenüber, dass er nun nichts bezahlt, nichts als direkte Gegenleistung erbringt. Indirekt erbringt der Vogel selbstverständlich eine Gegenleistung. Durch seinen Kot nährt er Organismen in der Erde. Durch die Beerensamen, welche sich in diesem Kot befanden, trägt er dazu bei, dass sich die Art des Brombeerstrauches weiter verbreitet.


Eine natürliche Ordnung von Angebot und Nachfrage ergibt sich. Sind die Früchte einer Pflanze für kein Tier geniessbar, wird sich diese Pflanze nur sehr langsam verbreiten, denn kein Tier wird die Samen der Früchte durch den Kot an eine wahllose Stelle hintragen. Wohingegen die Samen einer Pflanze, deren Nutzen für zahlreiche Tiere und Organismen vorhanden ist, sich schnell verbreiten wird. Der Erfolg der Pflanze ist sichtbar, ihr Nutzen offensichtlich.


Die Frage, welche ich mir sehr häufig stelle, ist, weshalb erschaffen wir Menschen uns eine künstliche Ordnung basierend auf Guthaben und Schulden? Um meine Gedankenabfolge besser zu verstehen, mache ich einen kurzen Abstecher in die Welt der Gottheiten. Wenn ich etwas von Religionen verstehe, ist es das: Alle Religionen haben ein gemeinsames Kernthema: Bedingungslose Taten vollbringen.


Gib den Armen, sei gastfreundlich, behandle andere so, wie du selbst gerne behandelt werden möchtest, die biblische Geschichte vom Samariter, alle Taten Jesu an den Kranken und Armen waren bedingungslos - um einige wenige Beispiele zu nennen


Weshalb halten wir uns nicht an dieses eine grundlegende Gebot der Bedingungslosigkeit? Jeder Kirchengang, jedes Gebet, alle Freude und Freundlichkeit ist nichts wert, wenn nicht bedingungslos gegeben und empfangen werden kann. In der englischen Sprache gibt es einen Ausdruck, mit welchem ich mich seit einiger Zeit beschäftige: to fall from grace. Sprachlich übersetzt heisst dies in Ungnade fallen. Inhaltlich bedeutet dieser Ausdruck die göttliche Gunst zu verlieren oder in die Ungnade des Göttlichen/Gottes zu fallen.


Ich habe für mich erkannt, dass ich die moderne menschliche Zivilisation als Hölle und die heutige Natur als Himmel beschreiben möchte. Die Zivilisation halte ich für die Hölle, weil ich so viel Leid um mich herum wahrnehme, welches in der natürlichen Ordnung unmöglich enstehen kann. Unsere Alten und chronisch Kranken Mitmenschen werden an allen möglichen Aparaturen in unseren Spitälern am Leben gehalten, nur weil wir diese Menschen als Kollektiv nicht sterben lassen dürfen. In der natürlichen Ordnung wären diese kranken und alten Menschen schon längst gestorben. Wir verteufeln den Tod. Deshalb leiden diese unheilbar kranken Menschen in den Spitälern länger als sie in der natürlichen Ordnung leiden würden. Wollen wir denn wirklich einen achtzigjährigen Menschen mit mehreren unheilbaren Krankheiten wirklich noch länger leben lassen? Wäre es nicht menschlicher diese Menschen bewusst nur noch rein palliativ zu behandeln und ihnen so einen sanften Übergang ins nächste Leben ermöglichen? Unsere Ärzte und unsere Kranken- und Altenpfleger retten tagtäglich unzählige Leben. Dafür bin ich grenzenlos dankbar. Doch die Art und Weise, wie oft ein Mensch nicht in Frieden sterben darf, bevor nicht alle vorhandenen medizinischen Mittel ausgeschöpft worden sind, schockiert mich zutiefst.


Menschen ohne materielle Habe und ohne regelmässiges Einkommen gelten in unserer Gesellschaft als niedrigste Kaste. Gleichzeitig haben besitzlose Priester und Möche, welche sich ganz und gar in den Dienst der Göttlichkeit stellen eine erhöhte Position in unserer Gesellschaft inne. Ein aktuelles, politisch instrumentalisiertes Thema: Die Gleichstellung von Mann und Frau.  Ist meiner Meinung nach gar nicht möglich, nur schon weil sich die jeweiligen Körper ganz grundlegend unterscheiden. Frauen und Männer sind auf ihre jeweilig ganz unterschiedliche Art stark und schwach. Beide Geschlechter verfügen über jeweilig ganz unterschiedliche Begabungen und Ungeschicklichkeiten. Weshalb wollen wir dann unbedingt die Gleichstellung der Geschlechter erreichen? Mit einer herbeigezwungenen Gleichstellung der Geschlechter wird sich womöglich keine wirkliche finanzielle Gerechtigkeit etablieren ebenso werden Gräueltaten gegenüber Frauen und Mädchen deshalb nicht abnehmen. Was uns meiner Ansicht nach fehlt, ist eben die göttliche Gunst, der grundsätzliche Respekt vor allem Leben.


Wenn ich Tiere beobachte, fällt mir vor allen Dingen eine Sache auf: Jedes Geräusch, dass die Tiere von sich geben erinnert mich an das Gefühl von Dankbarkeit. Wenn ich den Vögeln beim zwitschern und singen oder dem Zirpen der Grillen zuhöre, werde ich gelassen und vergesse meine Sorgen und Probleme, kurz: ich werde dankbar dafür, was ich bereits habe. Tiere leben die göttliche Gunst, wir haben sie bereits vor 7'000 Jahren mit dem Beginn der Entwicklung eines Schuld- und Guthabensystems begonnen zu verlieren.


Mein langfristiges Anliegen ist deshalb ganz klar, die Hölle zu verlassen respektive nicht weiter in unserem Geldsystem zu partizipieren und dafür aber tagtäglich bedingungslos zu geben und zu nehmen und mehr wie mehr ein fester Teil der Kinderwelt Gottes, des irdischen Himmels zu werden. Die Liebe gilt als eine der stärksten Kräfte, wenn nicht sogar als die stärkste Kraft in unserer Welt. Wenn jemand liebt, tut er dies nie bedingt. Wer in einen anderen Menschen verliebt ist, kann dann gar nicht mehr anders als sich immer das beste und schönste für diese Person zu wünschen und zu tun.


Wir haben als Spezies Mensch insofern die göttliche Gunst verloren - um noch einmal auf den englischen Ausdruck to fall from grace zurückzukommen - weil wir irgendwie zu der kollektiven Überzeugung gelangt sind, dass alles einen Preis hat und dieser Preis jeweils sofort in Form einer Gegenleistung bezahlt werden muss. Dabei wäre für alle Menschen dieser Erde immer mehr als genug vorhanden, würde jeder immer geben was er gerade immer an Überfluss zur Verfügung hat und jeder immer nur nehmen würde, was er wirklich zum leben braucht. Die Überwindung der Todsünden wäre dafür erforderlich. Alle diese hässlichen Fratzen der Gier, des Neides und des Hochmuts müssen überwunden werden, damit wir unseren Weg zurück in die Kinderwelt Gottes finden.


Auch dieser Beitrag enstand bedingungslos. Mein einziges Anliegen hierbei war es, meine Ansicht einer harmonischen Gemeinschaft und mein bescheidenes Wissen zu teilen, in der Hoffnung jemand könnte für sich etwas davon herauspicken und dadurch sein eigenes Leben bereichern. Mögest auch du dich auf dem Weg zurück in die göttliche Gunst befinden oder sie nie verlassen haben.

Themenverwandte Artikel

Filmtipp: «Das Boot» (1981)
Bild/Illu/Video: zVg

Filmtipp: «Das Boot» (1981)

Gipfelglück
Bild/Illu/Video: Lucas J. Fritz

Gipfelglück

Gartenglück
Bild/Illu/Video: Lucas J. Fritz

Gartenglück

Empfohlene Artikel