Tanzende Kinder
Ich blicke zu ihren Eltern. Sie schauen mit gebannten Blick auf ihre Smartphones. Im Gegensatz zu ihren Kindern sehen sie verklemmt aus.
Ist es nicht etwas natürliches, dass wir Menschen tanzen, wenn wir die Musik, die wir hören, mögen? Wieso haben wir uns daran gewöhnt, dass es seltsam ist, wenn ein Erwachsener ausserhalb einer Party tanzt? Ganz intuitiv, ohne nachzudenken haben diese Kinder getanzt. Sie haben sich keine Gedanken gemacht, wer zusieht. (Ausser vielleicht die Eltern, welche jedoch mit ihren Smartphones beschäftigt waren). Ihnen war es nicht peinlich, sie haben einfach nur glücklich und frei gewirkt. Diese Szenen führten mir mal wieder vor Augen, dass Kinder sich viel natürlicher und freier verhalten als Erwachsene. Wieso tanzen wir nicht einfach alle? Wieso sind wir immer so seriös? Wann haben wir den Zauber der Intuition verloren?
Kinder haben Spass am Leben. Der Glaubenssatz, dass das Leben hart und ungerecht wäre, ist immer noch recht verbreitet. Ich habe nicht das Gefühl, dass Kinder daran glauben. Sie sind im Grunde rundum glücklich, es sei denn die Schwester hat gerade die Lieblingspuppe geklaut. Doch auch diese Verstimmung legt sich schnell wieder. Kinder sind auch mit wenig zufrieden. Sie freuen sich über Kleinigkeiten. Meine Mutter hat mir letztens erzählt, wie meine Schwester und ich Ewigkeiten Spass an einer Pfütze im Wald haben konnten. Heute mache ich grosse Sprünge über die Pfütze, um ja nicht nass zu werden.
So verändert man sich. Irgendwann legen die glücklichen Kinder diese Fähigkeit der Intuition und der Freude ab und werden grösstenteils zu ernsten und gestressten Menschen. Doch wann geschieht das? Ich denke, dass ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Doch sehr wahrscheinlich im Übergang von Kind zu einem jungen Erwachsenen. Das heisst in der Pubertät. Das ist ja auch meistens die Zeit, in denen den Heranwachsenden alles peinlich ist – sogar ihre Eltern. In dieser Zeit beginnen wir vermehrt, nicht mehr das zu machen, was wir fühlen, sondern das, was wir glauben sei angemessen für unser Alter.
Wie würden wir Menschen uns verhalten, wenn wir ganz alleine auf dieser Welt wäre? Wenn wir niemanden hätten, der uns zuschaut. Niemand, mit dem wir uns vergleichen können. Ich denke, wir würden wieder viel intuitiver und glücklicher werden. (Abgesehen davon, dass Menschen Gesellschaft brauchen.) Gerade in der Pubertät, also in der Findungsphase, orientieren wir uns an anderen Menschen, um unseren Platz zu finden. Solange wir also Seriosität und Verklemmtheit vorgelebt bekommen, ist es für Kinder sicher nicht einfach ihre Intuition und ihre Freiheit zu behalten.