ABC Annas Bücher Check:  Lust auf Lesen?
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ABC Annas Bücher Check: Lust auf Lesen?

Kubsova, Jarka «Bergland»

Die Geschichte einer Bauernfamilie über drei Generationen in den Südtiroler Alpen: es geht um den harten Kampf ums Überleben auf einem Berghof auf 1600 m Höhe.

Geprägt ist die Familie von starken Frauen, die sich trotz schwierigster Umstände nicht unterkriegen lassen.


Da ist Rosa, die in den 40 er Jahren  nach dem Tod ihres Mannes als alleinerziehende Frau mit Kind einen einsamen Hof bewirtschaftet und sich gegen jeden Fortschritt stemmt.

Da ist ihr Sohn Sepp, der den Hof modernisieren und die Arbeit leichter machen will und dafür einen hohen Preis zahlt.

Und das sind Enkel Hannes und seine Frau Franziska, die um ihre Existenz kämpfen und Feriengäste beherbergen, um den Hof halten zu können.


Seit drei Generationen stellen sich alle die gleiche Frage:  auf dem Hof bleiben oder ihn aufgeben und weggehen?

Ein Roman, der berührt und Bilder im Kopf entstehen lässt durch eindrückliche, genaue und bildhafte Beschreibungen der Landschaft und der harten Verhältnisse auf dem Bergbauernhof.

Alle Familienmitglieder haben ihre Eigenheiten und leiden unter Einsamkeit - und doch bilden sie eine Einheit.


Das Thema des Romans ist nicht neu oder besonders spektakulär, das Buch fesselt aber durch seine  atmosphärisch dichten Beschreibungen.  Man merkt dem Roman die gute Recherche an. Die in Tschechien geborene Autorin Jarka Kubsova arbeitet als Journalistin in Deutschland und hat für ihren ersten Roman  hat sieben Monate lang auf einem Berghof im Südtiroler Ultental gelebt und recherchiert.


Kubsova, Jarka «Bergland»: eindrücklich und lesenswert bis zur letzten Seite.



Fitzek, Sebastian   «Mimik»

Ein Psychothriller darüber, wie ein Gesichtsausdruck über Leben und Tod entscheiden kann.


Hannah Herbst ist Mimik-Resonanz-Expertin und berät die Polizei. Ihr genügen ein minimales Heben der Augenbrauen oder ein unwillkürliches Zucken der Mundwinkel, um Menschen zu «lesen», um beurteilen zu können, ob sie die Wahrheit sagen oder lügen.


In ihren aktuellen Fall, der Suche nach einem Kindermörder, ist Hannah persönlich mehr verwickelt, als ihr lieb ist. Eine Frau gesteht in einem Video, ihre ganze Familie ermordet zu haben. Das Problem: das Geständnis kommt von ihr selbst, aber Hannah kann sich an nichts erinnern.


Ein Psychothriller mit ungewöhnlichem Plot, eingeteilt in 77 recht kurze Kapitel. Diese enden jeweils so spannend, dass man als Leser ständig weiterblättert und weiterliest.  Die Geschichte ist nicht immer ganz logisch und manchmal nicht einfach nachzuvollziehen aber gekonnt gemacht. Das Buch bietet Spannung pur bis zum Schluss. Ein Thriller mit überraschendem Ende für hartgesottene Krimifans.


Das Buch ist genauso ungewöhnlich wie sein Design: ein auffällig silbern-leuchtendes Cover.


Dazu hat Autor Sebastian Fitzek in einem Interview mal gesagt:  «Bücher sollen so schön aussehen und man soll sie so gerne in der Hand haben wie eine Handtasche».


Bestseller-Autor Sebastian Fitzek hat sich für diesen Psychothriller von einem Experten für Körpersprache beraten lassen. Die spannenden Details dazu stehen in einer Danksagung am Ende des Buchs.


Fitzek, Sebastian  «Mimik»: Furios und absolut empfehlenswert.



Dupont-Monod, Clara  «Brüderchen»

Ein Roman über einer Familie mit einem behinderten Kind und ihrem Bemühen, sich trotz Schicksalsschlägen als Familie wieder zu finden. Eine berührende Geschichte über Zuneigung und Zuversicht.

In einem kleinen, französischen Bergdorf leben Vater, Mutter, zwei Kinder und ihr behindertes Brüderchen.


Die Eltern sind am Rande ihrer Kraft, der ältere Bruder , 9 Jahre, ist der Beschützer und Kümmerer.


Die Schwester , 7 Jahre, reagiert voller Wut und Eifersucht auf den kleinen behinderten Bruder, um den sich in der Familie alles dreht, weil er so viel braucht.


Mit acht Jahren stirbt das Brüderchen und jedes Familienmitglied geht mit dem Verlust und dem Leid anders um.


Jahre später bekommt die Familie ein weiteres Kind. Der Nachzügler ist auch ein Junge. Das tote Brüderchen empfindet er wie einen Zwilling, der nicht zu sehen aber immer da ist.


Clara Dupont-Monod erzählt leise, zurückhaltend, aber ungemein intensiv von Menschen, die nicht am Leid zerbrechen und Schicksalsschlägen standhalten, jeder auf seine Weise. Ein Roman über Schmerz, Verbundenheit und Zuneigung und auch über Geschwisterliebe.


Ein aussergewöhnlicher Roman, der berührt:  sanft und eindringlich geschrieben in Worten so zart, wie die zerbrechliche Familie, die um Zusammenhalt kämpft und in der jeder seinen Platz finden muss.


Eine ungewöhnliche Familiengeschichte, beschrieben mit viel Empathie auf eine stille und ruhige Art, die direkt ins Herz geht.

Dupont-Monod, Clara  «Brüderchen»: berührend, zart, wunderbar.

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