Tritra tralla
Inhalt – ein Bleistift, wie ein kleiner Ast, ein
Ferienmitbringsel aus Ex-Jugoslawien von irgendjemandem. Mein roter
Geha-Schulfülli, hinten leicht angenagt vom vielen überlegen. Ein Armreif aus
Kupfer, den hatte meine Schwester in einem Lehrlingskurs angefertigt, etwas
Grünspan hat angesetzt. Eine Schweizer Uhr, durchsichtig, blaues Band (nicht
mehr Original). Einen spanischen Mörser im Kleinformat, ein Souvenir von meinem
Vater, von seiner Geschäftsreise nach Spanien, stand früher in meinem
Setzkasten. Ein roter Plastikfingerhut. Ein 1. August Abzeichen aus dem Jahr
200?. Eine Sonnen-Anstecknadel aus der Christiane-Brunner-Zeit. Pins, diese
Relikte aus den 90er Jahren in verschiedenen Ausführungen. Wann feiern die ihr
Revival? Zwei 1-Dollar Noten, keine Ahnung mehr woher. Fünf irländische Pfund,
von den Ferien 1998, eine schöne Erinnerung. Zwei drei fremdländische Münzen. Vier
spezielle Gedenk-Fünfliber. Zwei Kugelschreiber, die ihren Geist schon lange
aufgegeben haben.
Ich fotografiere einen auserwählten Pin und schicke das Bild meiner Schwester. Mal sehen was sie dazu sagt. Umgehend bekomme ich eine Antwort und wir schreiben ein bisschen hin und her.
Als nächstes ist eine alte, blaue Adidas Schuhschachtel an der Reihe. Ich kenne den Inhalt und bin fest entschlossen diesen heute endlich zu entsorgen.
Ich öffne sie und lege sechs Figuren auf den Boden, die
anderen zwei kommen direkt in den Kehrichtsack. Die haben mir noch nie gefallen
und sind auch nicht selbst gemacht. Die anderen schon und deshalb melden sich sofort
die Zweifel. Sie sind doch irgendwie immer noch schön. Seppli, Gretli,
Kasperli, Grossmutter, die Hexe und Fee Amalka (habe ich nach dem texten
gegoogelt und tatsächlich war das eine Trickfilmfigur mit blonden Haaren,
Blumenkränzchen, blauem Kleid). Ich mache wieder ein Foto. So braucht die
Erinnerung am wenigsten Platz. Oder soll ich sie einfach wieder in die
Schachtel packen? Nein, die wollenen Haare zersetzen sich langsam. Es ist jetzt
Zeit. Schweren Herzens verabschiede ich mich von ihnen.
In der nächsten Schachtel befinden sich sechs weitere Kasperlifiguren «die Schönen». Auch handgemacht von unserer Mutter, mit Köpfen aus Schubimehl, die Haare des Zauberers und des Polizisten sind aus Fell. Diese kommen in eine bessere Schachtel und wieder ins Gestell. Alles geht nicht an einem Tag. Und wer weiss vielleicht...
Das Kasperlitheater liegt, glaube ich, immer noch auf dem Estrich bei meinem
Bruder und den Vorhang habe ich auch noch irgendwo.