«Lessons in Love»
Teil 1: Sommer am Bodensee
Enrico: «Ne, also, die meisten Mädels in meiner Klasse sind halt voll die krassen Poserinnen. Das is‘ halt jetzt nicht so meins.»
Es war ein lauer Sommerabend und Enrico saß mit seinen Eltern beim Abendessen auf der Terrasse eines romantischen kleinen Restaurants an der Seepromenade von Meersburg.
«Die Nora aus der 9a findet mich, glaub‘ ich, ganz okay.» «Und, gefällt sie dir auch?», bohrt die Mutter. «Keine Ahnung. Vielleicht. Wir schreiben uns schon ‘ne Zeit lang WhatsApp, wir folgen uns auf Instagram und sie hat mich jetzt auch auf Facebook geaddet.» Und ausserdem: «Mein Kumpel meint halt, ich sollt‘ mich halt mal mit ihr verabreden», fuhr Enrico fort.
Mit seinen 15 Jahren hatte Enrico, der in seiner Heimatstadt Erfurt die 9. Klasse eines Gymnasiums besuchte, noch kein merkliches Interesse an Mädchen gezeigt. Stattdessen verbrachte er seine Freizeit nahezu ausschliesslich im Kreise ähnlich gestrickter Jungs, mit Computerspielen. Mit seinen dicken Brillengläsern und seinen guten Noten in Mathe und Informatik verkörperte Enrico zudem geradezu idealtypisch den Typus eines Nerds.
Seine Mutter hatte sich daher vorgenommen, jene Bodensee-Reise dazu zu nutzen, mit Enrico über dieses Thema ins Gespräch zu kommen.
Enricos Vater blieb gegenüber diesem Vorhaben dagegen eher reserviert.
«Es ist halt noch nicht so weit», meinte er nur.
Und ausserdem: «Ich hatte meine erste Freundin auch erst mit 18.»
Es verwundert daher nicht, dass er die Gesprächsführung an jenem Abend komplett seiner Frau überliess.
«Ich glaub‘ die Rothaarige aus unserer Pension ist ein bisschen vernarrt in dich», meint die Mutter im weiteren Gespräch. «Quatsch», konterte Enrico. «Ausserdem ist die doch viel zu alt für mich.»
Irgendwann im Laufe jenes Abendessens, sie hatten gerade den Nachtisch geordnet, tauchte Rebecca, eine Reisebekanntschaft auf, die sogleich freundlich grüßend auf den Tisch dieser Familie zukam.
Wie es genau dazu kam wusste nachher keiner der Beteiligten mehr so genau. Jedenfalls ergab es sich irgendwie, dass die Idee aufkam, dass Rebecca Enrico an diesem Abend unter ihre Fittiche nehmen und ihm ein wenig Nachhilfe in Sachen Flirten geben sollte.
Mit einem ironischen Schmunzeln dachte Enricos Vater bei dieser Gelegenheit an den 80-er-Jahre Klassiker «Lessons in love» von Level 42.
«Hi, ich bin die Rebecca», stellte diese sich Enrico vor, was dieser freilich bereits wusste.
«Hi», antwortete Enrico verlegen, mit einer Hand in der Hosentasche.
«Wir werden schon miteinander auskommen», versicherte Rebecca einige Zeit später Enricos Eltern, nachdem sie ihm den Plan für den Abend geschildert hatte.
Und so verliessen die beiden den Abendessenstisch und zogen los durch die Gassen von Meersburg.
Das heisst, auf eines bestand Rebecca zuvor noch.
«Als erstes ziehst du dir mal eine lange Hose an. Das mit den kurzen Hosen kommt nämlich nicht so gut bei den Mädels. Und du willst doch einen guten Eindruck machen heute Abend, nicht wahr?»
Enrico wollte gerade protestieren, doch eine kleine Begegnung brachte ihn zum Verstummen.
«Also, das ist Enrico. Er wird sich jetzt gleich eine lange Hose anziehen, damit er heute Abend bei den Mädels Eindruck schinden kann. Und dann ziehen wir beide los und ich gebe ihm ein bisschen Nachhilfe in Sachen Flirten», stellte Rebecca diesen nun Jessica, einer Bekannten aus ihrer Unterkunft, die zufällig gerade des Weges kam vor.
Enrico begrüsste sie knapp mit «Hi», bevor er in seiner Ferienwohnung verschwand, um bald in einer langen Jeans wieder zu kommen.
Rebecca war 28, groß, strohblond, mit ihrer zu Pickeln neigenden Gesichtshaut jedoch nicht im eigentlichen Sinne eine Schönheit. Auf jener Bodensee-Reise wollte Rebecca, zu dieser Zeit Doktorandin am Institut für Meeresbiologie in Bremerhaven, sich von der gerade in die Brüche gegangenen Beziehung zu Mark, ihrem langjährigen Freund erholen.
Gerade in dieser Situation kam ihr die Aufgabe, sich um diesen noch völlig grünen, von seinen Helikopter-Eltern offenbar rundum verwöhnten Jungen zu kümmern gerade recht.
«Was hörst du so für Musik?», fragte Rebecca nach einiger Zeit.
«Warum?», fragte Enrico.
«Damit ich 'ne Vorstellung davon bekomme, wo es dir hier am besten gefallen könnte.»
Und so tauschten sie sich über ihre Musikgeschmäcker aus.
«Schickes Outfit übrigens», meinte Enrico an anderer Stelle. Rebecca trug an diesem Abend eine eng geschnittene dunkelblaue Bluse, zu einer schwarzen Hose, schwarzem Gürtel, einem ebenso schwarzen Halstuch und einem ebenso schwarzen Armband.
«Danke. Ein kleiner Schmeichler bist du ja», revanchierte Rebecca sich.
«Bist schon ‘ne coole Socke», legte Enrico wenig später nach.
«Verlass dich da mal nicht zu sehr drauf», entgegnete Rebecca, mit lachend gespielter Strenge. «Wenn du mir nachher noch Ärger machst, kann ich ziemlich uncool sein.»
«Darf ich ‘n Bier bestellen?», fragt Enrico dann schliesslich, als sie das erste Lokal besuchen. «Netter Versuch», entgegnet Rebecca lachend. «Nicht, solange ich die Verantwortung für dich habe. Aber du darfst von meinem mal probieren.»
Im gleichen Lokal fragt auch Rebecca ihn über die Mädels aus seiner Schule aus.
«Na, du bist ja schon ein richtiger Frauenversteher», erwiderte Rebecca augenzwinkernd, nachdem er ihr ähnliche Antworten gegeben hatte wie zuvor seinen Eltern. «Naja, das hat mein Kumpel auch schon mal gemeint», erwidert Enrico, leicht irritiert.
Bei einer Gelegenheit, im Laufe des Abends erklärt er ihr eine Funktion am Handy. «Wow, danke. Damit kennst du dich ja voll gut aus», bedankt sie sich. «Das sagen meine Eltern auch immer», erwidert der Junge, verlegen lächelnd.
«Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass du dich mit Mädels bald genauso gut auskennst», schob Rebecca schnell nach.
«Sag mal, gefallen dir die beiden Mädels da drüben? Sollen wir die mal zu uns an den Tisch einladen?», stachelt Rebecca ihn an als sie in einem weiteren Lokal Platz gefunden haben.
«Die sind doch viel zu alt für mich. Und ausserdem bestimmt voll eingebildet.» «Keine Ausrede, du gehst jetzt rüber und fragst die beiden, ob sie sich zu uns setzen möchten», bestimmte Rebecca. Und weiter: «Wenn du das geschafft hast, dann darfst du zur Belohnung auch von meinem Bier trinken.»
Enrico ging an den Tisch mit den beiden Mädels und sagt, verlegen herumdrucksend: «Ähm, meine Bekannte möchte wissen, ob ihr beiden vielleicht Lust habt, euch eventuell zu uns zu setzen?» «Ne, lass mal», lautet die Antwort, «wir unterhalten uns gerade wunderbar.»
«Ich hab's ja gesagt, die sind viel zu eingebildet.»
«Okay, an deinem Auftreten müssen wir noch ein bisschen üben. Aber für den Versuch hast du dir ein paar Schluck von meinem Bier verdient.»
In einem anderen Lokal stiftete Rebecca Enrico an, ein wenig mit der Kellnerin, einer blonden jungen Dame von Anfang 20, zu flirten:
«Ich glaub‘, sie findet dich auch ganz süss. Du bestellst jetzt mal und dabei lächelst du sie an. Und wenn sie unsere Getränke bringt, fragst du sie mal, wo sie herkommt.»
Sie kam aus Langenargen, einem anderen Ort am Bodensee, wie sie gerne erzählte.
Und so wurde es noch ein richtig lustiger Abend, für Rebecca wie für Enrico.
Doch auch der schönste Abend geht irgendwann zu Ende.
«So, mein Freund, es wird Zeit für uns. Ich hab' deinen Eltern schließlich versprochen, dass ich dich pünktlich um 23 Uhr in eurem Appartement abliefere», bestimmte Rebecca schliesslich.
Doch sollte sie ihn dann eben doch nicht einfach nur an der Tür abliefern. Wirklich nicht.
«In ein paar Wochen will ich von dir eine Freundin sehen, oder wenigstens ein Date. Abgemacht?», sollte Rebecca Enrico schließlich am Ende jener Reise verabschieden. «Abgemacht», bestätigte dieser, eher zaghaft.
«Und alles andere bleibt unter uns?», raunte sie ihm noch zu als seine Eltern ausser Hörweite waren. «Ist doch Ehrensache», erwiderte Enrico.
«So hat sich das die junge Dame also gedacht. Einen 15-Jährigen vernaschen! Das versteht sie also unter Nachhilfe im Flirten!», sollte Enricos Vater schließlich schäumen, als er zufällig doch noch davon erfahren hatte, was an jenem Abend noch passiert war. Und: «Findet die keinen in ihrem Alter?»
«Warum musst du so spiessig sein», konterte Enricos Mutter. «Wenn ältere Männer junge Mädchen verführen, findest du das genauso schlimm?»
«Das ist doch was anderes», erwiderte der Vater. «So?», antworte die Mutter.
In diesem Stil ging es noch eine ganze Weile hin und her, bis beide entnervt aufgaben.
Mainau
Am Tag nach jener Nacht, die ihn für sein Leben prägen sollte unternahm Enrico mit seinen Eltern einen Ausflug auf die Insel Mainau. Auf der Fähre nach Konstanz fiel ihm dabei eine Unterhaltung ins Auge, der er am Tag zuvor vermutlich noch keinerlei Beachtung geschenkt hätte. Jetzt aber war sein Interesse sofort geweckt.
Es handelte sich dabei um ein Gespräch zwischen einem Paar, von vielleicht Anfang bis Mitte Zwanzig. Der Mann war ein kurzhaariger, haariger Typ, der zu seiner Bluejeans eine Trainingsjacke von einem Sportverein trug, die er im Laufe der Fahrt über seine Schulter hängen ließ. Die Frau hatte halblange Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie trug eine braune Windjacke zu einer hellgrünen Hose.
«Männer sind manchmal echt voll die kleine Kinder. Nur viel schlimmer», hörte Enrico die Frau sagen.
«Ne, die Jungs sind eigentlich ganz okay», verteidigt der junge Typ seine Kumpels, um sogleich halb schmunzelnd, halb verlegen zu ergänzen: «Die haben halt nur manchmal einen kleinen Triebstau.»
«Haben deine Kumpels denn keine Freundinnen?», stichelte seine Begleiterin.
«Na ja, is ‘n bissl‘ komplizierter», antwortete er, mit fränkischen Tonfall.
Es folgte eine kleine Einführung darüber, wer von den Jungs Single und wer, mehr oder weniger glücklich, liiert ist.
Enrico dachte darüber nach, worin sich der «Triebstau» dieser Jungs wohl gezeigt haben mag.
Wenig später hörte Enrico, wie die Frau ihren Freund überreden wollte, an diesem Tag ebenfalls nach Mainau zu fahren.
«Ne, das muss jetzt nun wirklich nicht sein», hörte er den Typen sagen.
«Och, bitte!», drängelte seine Begleiterin.
Später an diesem Tag erkannte Enrico jenes Paar auf der Insel Mainau wieder. Die Frau hatte sich also durchgesetzt.
Christian
Christian, genannt Chrissy, war dieses ganze Trinkspiel eher peinlich gewesen. Unschuldige Mädels betrunken machen und zu anderen Schandtaten anstiften, so etwas konnte eigentlich nur von Lars kommen. Was blieb Christian also übrig als Schadensbegrenzung zu betreiben? Wobei er natürlich auch nur ein Mann war und so seine Bedürfnisse hatte. Genau diese Art von Bedürfnissen verstanden Frauen meistens nicht. Umso mehr war Christian erleichtert gewesen, dass Steffi, mit der er seinerzeit noch nicht zusammen gewesen war auf die Sache mit dem Video, wodurch ihr ganzes albernes spätpubertäres Spiel erst aufgeflogen war, vergleichsweise entspannt reagiert hatte. Auch hatte sie ihm zu seiner größten Erleichterung sofort geglaubt, dass keiner seiner Jungs etwas mit dem Video zu tun gehabt hatte. An dem Punkt konnte er wirklich die Hände ins Feuer legen für seine Fussball-Kumpels. Trotzdem fragte Christian sich natürlich, wer denn nun ein Interesse gehabt hatte, dass alle Welt im Internet sehen konnte, wie dieses Mädchen nur im BH bekleidet auf dem Tisch tanzte, um anschliessend einigen seiner Jungs (natürlich Lars an vorderster Front) an den Zehen zu lutschen.
Je länger er nachdachte, umso mehr kam Christian zu dem Schluss, dass eines der Mädels dieses Video gepostet haben musste, vielleicht sogar die Freundin dieses Mädchens selbst.
Als Steffi an jenem Tag auf dem Bodensee-Schiff erneut von diesem Thema anfing war er jedenfalls erneut erleichtert über ihre Reaktion, was es ihm umso leichter machte, Steffi in Sachen Mainau nachzugeben.
Teil 2: Sommer am Ballermann – und die digitalen Folgen
Saskia
«Weisst du, du bist echt 'ne Schlampe! Also, ehrlich, ausgerechnet von dir hätte ich das nicht gedacht!» Michael war ausser sich.
«Aber ich wollte das doch gar nicht! Bitte, du musst mir wirklich glauben!», versuchte Saskia es mit weinerlicher Stimme.
«So, muss ich das?» blaffte Micheal zurück. «Weisst du was? Verpiss dich einfach!»
Saskia hatte Michael immer gemocht, weil er nicht so ein Macho war wie die meisten anderen Jungs aus ihrem Ort. Bis zu jenem Video war sie sicher gewesen, dass diese Sympathie auf Gegenseitigkeit beruhte.
Es war gerade einmal wenige Wochen vor jener Reise gewesen, da hatte Michael ihr bei einer Mathe-Aufgabe geholfen. Dabei hatten ihre Knie sich die ganze Zeit über berührt. Saskia hatte sich nicht getraut, ihn zu fragen, ob sie mal etwas zusammen unternehmen sollten, weil Lena einmal gemeint hatte, Jungs mochten es nicht, wenn Mädels in diesen Dingen die Initiative ergriffen. Immerhin hatte Michael sie und Lena kurz darauf eingeladen, zusammen mit zwei seiner Kumpels von der Freiwilligen Feuerwehr auf einen Umtrunk in eine örtliche Tanzbar mitzukommen.
Und dann kam jener Mallorca-Trip.
Dieses dämliche Trinkspiel war die Idee von Lena, ihrer Freundin und Reisebegleitung gewesen. Das heißt, wahrscheinlich kam sie ursprünglich von den Jungs. Zwei Wochen Vollpension auf Mallorca, El Arenal, der erste Urlaub ohne Eltern.
Und dann dieser lustige Abend mit dem Jungs, lebensfrohe Spieler eines Amateur-Fußballvereins aus Oberfranken. Abgesehen vom Kater am nächsten Morgen wäre von jenem Abend nicht mehr geblieben als eine schöne, vielleicht auch etwas peinliche Erinnerung, wenn nicht dieses verdammte Video im Netz aufgetaucht wäre. Saskia und Lena hatten bis heute keine Ahnung, wer das Video gepostet hatte. Als die beiden nach Hause kamen hatten praktisch alle jungen Leute in ihrem Ort, einer Kleinstadt nordwestlich von Ulm, dieses Video gesehen.
Nun hatte sie es sich sogar mit Michael verdorben.
Sibylle
«Bist du jetzt meine Mutter, oder was?» fragte Saskia gereizt.
Sibylles erster zaghafter Versuch, das Vertrauen der 16-jährigen Saskia zu erlangen war nicht eben von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Auf Saskia wiederum musste Sibylle mit ihrer formellen Bluse und ihrem Hosenanzug allzu zu sehr den Eindruck einer erwachsenen Autoritätsperson machen.
«Naja, schon okay. Aber, wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du mich jederzeit ansprechen», erwiderte Sibylle, um wenig später zu ergänzen: «Vielleicht hast du ja Lust, auf einen Bubble Tea? Keine Angst, ich frag‘ dich nicht aus.»
Vor einigen Tagen hatte Sibylle, 22 und BWL-Studentin im ICE Stefan, einen jungen Sport-Funktionär kennengelernt, von dem sich herausstellte, dass er bereits eine Bekannte in ihrem Heimatort hatte. Sibylle kannte die betreffende junge Dame zwar nicht, nichts desto trotz ließ sich gerne auf das Ansinnen Stefans ein. Tanja, besagte junge Dame war nämlich Jugendleiterin in einem Badminton-Verein, wo sie auch Saskia trainierte. Diese wiederum war kürzlich Opfer von Cybermobbing geworden und seelisch deshalb entsprechend angeschlagen. Weil niemand so Recht Zugang zu Saskia fand, auch Tanja nicht, hatte Sibylle sich bereit erklärt, mit ihr zu sprechen, gewissermassen von Frau zu Frau.
Nachdem sich Saskia zunächst noch eher widerwillig auf Sibylles Angebot eingelassen hatte konnte Sibylle spätestens mit der Frage «Hast du eigentlich Tattoos?» (natürlich hatte Saskia welche) das Eis brechen. «Und du?», fragte Saskia zurück. Zu hören, dass sie ebenfalls welche hat kommentierte Saskia mit «Cool».
Und so fasste Saskia nach und nach Vertrauen zu Sibylle.
Epilog
In den folgenden Tagen gelang es Sibylle tatsächlich, Michael davon zu überzeugen, Saskia nach diesem Fehltritt noch einmal eine Chance zu geben.
Wie sich herausstellte hatte Sandra, Lenas jüngere Schwester die Aufnahmen auf Lenas Handy entdeckt und ins Netz gestellt, ohne sich allzu viel dabei zu denken. Inzwischen hatte sie diesen Fehler jedoch längst eingesehen und die Aufnahmen gelöscht.
«Danke!», sagte Saskia immer wieder zu Sibylle.
«Ihr habt euch echt erst vor ein paar Wochen im ICE kennengelernt und seid schon voll das eingespielte Team? Find ich echt supercool», begeisterte Saskia sich ausserdem, als sie Sibylle und Stefan endlich gemeinsam traf. Beide lachten verlegen.
«Kann man so sagen», meinte Stefan, Sibylles Hand sachte tätschelnd.
Enrico hatte sich inzwischen ein Herz gefasst und Nora auf ein Date eingeladen. Nora, die noch allzu gut in Erinnerung hatte, wie Enrico anfangs noch nicht einmal hatte neben ihr sitzen wollen war überrascht, wie galant und erwachsen er sich bei diesem Anlass benahm.
Rebecca fand bald nach jenem kleinen Abenteuer wieder in eine feste Beziehung, zu einem zwei Jahre älteren Kollegen.
Und was tat Christian nach jener Bodensee-Reise und all den leidigen Diskussionen um das Internet-Video? Er kaufte sich ein neues Auto und unternahm eine Spritztour mit seinen Kumpels. «Typisch Mann», kommentierte Steffi dies lakonisch.