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Gemüse aus der Region – mehr als nur Beilage

50 Tonnen Gemüse werden im Schnitt pro Jahr und Hektar zwischen Fläsch und Domat/Ems produziert.Dass man diese Menge an gesundem Essen als Konsumentin oder Konsument erst verarbeitet zu Gesicht bekomme, habe den einfachen Grund, dass kein Bauer in der Region über derart grosse Lagerplätze verfüge, sagt Lukas Enderlin. «Wir produzieren hier das Gemüse, weiter verarbeitet wird es dann bei der Müller Azmoos AG, bei der Hilcona AG in Schaan oder auch bei der E. Herrmann Gemüse AG in Bad Ragaz. So bleibt die Wertschöpfung regional und man kann davon sprechen, dass mit dem hier gepflanzten Gemüse auch die Menschen in der Region versorgt werden.»


Selbstversorgung statt Import
Mit diesen Firmen seien sie eng in Kontakt und so könne man garantieren, dass nicht nur möglichst Klimaschonend Gemüse produziert werde, sondern auch, dass das Gemüse angebaut werde, welches auch auf dem Markt gebraucht wird. Enderlin ist die Regionalität wichtig, darum setzt er sich dafür ein, dass bei den «Rüablis» beispielsweise der Zollschutz bestehen bleibe. «Hier in der Schweiz haben wir so einen hohen Standard und durch die Reglementierungen auch qualitativ hochwertige Produkte. Wenn man Gemüse aus dem Ausland kauft, muss man immer bedenken, dass die vom Import draufschreiben können, was sie wollen und die Regeln für Lebensmittel dort nicht die Gleichen sind.»

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Doch nicht nur der Import von Gemüse bereitet den Bauern in der Region Kopfzerbrechen, auch der Absenkpfad Pflanzenschutzmittel gestalte die Arbeit der «Gemüsler» schwierig. «Auf der einen Seite sind wir schon recht weit, da wir heute die Unkrautbekämpfung teilweise mechanisch regeln können. Auf der anderen Seite gibt es leider Pilzkrankheiten, die das Gemüse schädigen und wir jedes Jahr weniger Pflanzenschutzmittel haben, um diese Kulturen zu schützen.» Der Krankheitsdruck im Gemüsebau sei immer gleich, auch wenn sich die Einschränkungen bei den Wirkstoffen verschärfen. «Es geht um den Schutz der Pflanzen und darum fahre ich seit Jahren mit der Philosophie, dass wir bei den Mitteln so viel wie nötig und so wenig wie möglich einsetzen. Ausserdem ist es mir wichtig, dass wir Insektiziden immer erst in der Dämmerung oder sogar in der Nacht ausbringen, um das Leben der Bienen nicht zu gefährden.» Bei allen Behandlungsmitteln sei es ihre grosse Aufgabe, einen Mittelweg zu finden und trotzdem noch hochwertige Qualität bei den Nahrungsmitteln anbieten zu können. Mehltau in Zwiebeln, Kraut- und Knollenfäule in den Kartoffeln oder auch Alternarie bei Karotten seien keine angenehmen Geschichten, die es um jeden Preis zu verhindern gelte.

Vielfalt macht Schule
Dass im Bündner Rheintal mal nebst dem Rebbau, Karotten, Kartoffeln, Sommerzwiebeln, Spinat, Chicorée und Pariser Karotten (die kleinen) produziert werden, sei schon auch ein bisschen der Lauf der Zeit, sagt Lukas Enderlin. «Ziel ist es, auf unseren kleinen Fläche von jedem etwas zu haben. Auch hier bei uns spielt die Fruchtfolge eine wichtige Rolle und jeder Betrieb produziert neben dem Gemüse auch Getreide und Mais. Während wir früher oft über den Winter die Felder ungenutzt gelassen haben, wird jetzt darauf geachtet, dass der Boden bedeckt ist, um eine Stickstoffauswaschung zu verhindern.» Enderlin bleibt weiterhin offen für die Veränderungen, welche die Gemüseproduktion mit sich bringt und denkt, dass natürliche Abwehrmittel wie zum Beispiel die sogenannten Brennesseltee durchaus auch Zukunft haben werden, wenn man ihnen die notwendige Entwicklungszeit und die Chance gebe.

Pflanzenmittel Absenkpfad
Am 13. April 2022 hat der Bundesrat über das Verordnungspaket zur parlamentarischen Initiative 19.475, dem sogenannten «Absenkpfad», entschieden. Das heisst, die Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie der Nährstoffverlust sollen reduziert werden. Die wichtigsten Punkte davon sind:
Schonende Bodenbearbeitung

Angemessene Bodenbedeckung

Herbizid-Verzicht im Ackerbau

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im Ackerbau

Weidebeitrag

Längere Nutzungsdauer von Kühen

Massnahmen im Gemüsebau und einjährigen Beeren

Massnahmen im Rebbau

Massnahmen im Obstbau und Dauerkulturen

Neuerungen im ÖLN (ökologischen Leistungsnachweis)

Änderungen in der BFF (3.5 % der Ackerflächen müssen Biodiversitätsförderflächen sein)

Verminderung von Abdrift und Abschwemmung

Obligatorium von Waschplätzen zum Befüllen und Waschen der Feldspritzen


Weitere Infos

Die Gemüseflächen im Churer Rheintal (Fläsch bis Domat/Ems)
Spinat (Frühlings- und Herbstspinat): 70 ha
Karotten: 60 ha
Kartoffeln: 40 ha
Sommerzwiebeln: 25 ha
Pariser Karotten: 12 ha
Chicorée:  10 ha

Knoblauch : 7 ha

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