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Das vielseitige Nachtschattengewächs

«Es gibt glaube ich keine vielseitigere Kultur als die Kartoffel», sagt Thomas Monsch. «Man kann sie jeden Tag essen und dank den unzähligen Variationen wird es einem nie langweilig.» So vielseitig die stärkehaltige Knolle, die weder zum Obst noch zum Gemüse gerechnet wird, einsetzbar ist, so schwierig ist sie von der Pflege her. «Es ist anspruchsvoll sie anzupflanzen. Denn nicht nur die Witterung, auch Käfer, Läuse und Pilze machen uns das Leben schwer.» Welchen immensen Einfluss die Natur auf das Lebensmittel haben kann, haben die beiden Brüder in diesem Jahr am eigenen Leib erfahren. «Wir hatten gut einen Drittel Ausfall. Wegen den Starkniederschlägen hat sich eine Staunässe gebildet, die dafür gesorgt hat, dass die ‘Erdäpfel’ verfault sind.» Normalerweise gebe es pro Are etwa 500 kg Kartoffeln, wenn da fast 167 kg wegfallen, darf das durchaus als herber Verlust gerechnet werden.

Umdenken muss stattfinden
Und doch den Kopf hängen lassen die Zizerser Bauern nicht. Thomas sagt, so sei nun mal die Arbeit mit der Natur. «Es ist wichtig, dass man sich in der heutigen Zeit breit aufstellt, denn wenn man mit einer Kultur einen solchen Ausfall einfährt, kann eine andere Kultur dies wieder auffangen.» Deutlich mehr Kopfzerbrechen bereiten Thomas und Johannes Monsch der grundsätzliche Umgang mit Lebensmitteln, wie Erstgenannter erklärt. «Früher war es so, dass die Menschen fast 40 Prozent ihres Lohnes für Lebensmittel aufgewendet haben, heute sind es nur noch gerade acht Prozent und der Rest des Geldes fliesst in Sozialleistungen und Versicherungen. Das ist einfach nicht gesund und hat den Lebensmitteln den Wert geraubt.» Sein Bruder pflichtet ihm bei. «Das gesunde Mittelmass ist verloren gegangen und wenn wir ehrlich sind, gebe es ohne Subventionen und Ausgleichzahlungen keine Betriebe mehr. Unser Auftrag ist die Ernährung der Bevölkerung und diese zu garantieren, wird je länger je schwieriger.» Aktuell sind die Schweizer Bauern bei einer Selbstversorgungsquote von 56 Prozenten, wenn laut den Monsch Brüdern kein Umdenken stattfindet, könnte es sein, dass diese in den nächsten Jahren dramatisch sinkt. Auch Thomas beobachtet die Situation mit gemischten Gefühlen. «Ab dem nächsten Jahr müssen wir beispielsweise beim Acker 3,5 Prozent ‘Blüemliwiese’ haben, was alleine für Zizers bedeutet, dass vier Hektar bestes Ackerland aus der Produktion genommen werden und so nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen. Im ganzen Rheintal dürfte diese Fläche mehr als zwanzig Hektar betragen. Gleichzeitig ist es so, dass es immer mehr Leute und immer weniger Fläche gibt, die bewirtschaftet werden kann. Das sorgt für ein Ungleichgewicht und zudem dafür, dass die Lebensmittelverarbeitenden wie Hilcona, Migros und Coop ihre Waren aus dem Ausland beschaffen müssen, was ja nur schon von den Transportwegen her nicht im Sinn von den Menschen sein kann.»

Aus der Region auf den Tisch
Momentan reite die Schweiz ein wenig auf der grünen Welle, doch auch sie lasse der Klimawandel natürlich nicht kalt. «Unsere Lebensmittel werden ja beim Gemüsehändler Müller Azmoos weiterverarbeitet. Dort sind wir mit über hundert anderen Bauernbetrieben an der Lagerhalle beteiligt, welche dank Photovoltaik inzwischen 80 Prozent der Kühl- und Lagerkosten selber produzieren kann.» Ähnlich wie bei den Karotten wird ein Grossteil der Kartoffelernte in der Region verarbeitet und doch gibt es Unterschiede, wie Thomas Monsch sagt. «Von den 40 Hektaren im Churer Rheintal angebauten Erdäpfeln gehen rund drei Hektare in den Direktverkauf. Die auf den restlichen 37 Hektaren angebauten Kartoffeln gehen zur Hälfte an die zum Coop zugehörige Hilcona. Die andere Hälfte geht ebenfalls an die Müller Azmoos AG. Dort werden die Speisekartoffeln abgepackt und in der Migros Ostschweiz geliefert.» Neben den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Kartoffel gibt es weitere Vorteile, die für das Nachtschattengewächs sprechen. «Das Dankbare an den Erdäpfeln ist, dass diejenigen, die zur Hilcona gehen alle geschält werden und daher auch optisch nicht so optimale Kartoffeln trotzdem Verwendung finden. Zudem kann praktisch alles verwertet werden. Sogar die Abfälle werden noch weiter verarbeitet zu Tierfutter. Das kann man auch nicht von jedem Lebensmittel behaupten.»

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