Schlafsacknächte
Bild/Illu/Video: Lucas J. Fritz

Schlafsacknächte

Der Weg führt mich geschwind bis auf die Spitze des Felsens. Die letzten vier Kilometer bin ich in schmalen und breiten Serpentinen wie eine Ziege leichtfüssig und ohne ausser Atem zu geraten den Hang hinaufgegangen. Unterwegs bin ich Wanderern begegnet, die mit Gepäck unterwegs waren. Mit manchen redete ich ein bisschen über dieses und jenes, andere grüsste ich lediglich und ging weiter. Fast alle, denen ich auf meiner Wanderung begegne, beherrschen die Sprache deutsch. Die allermeisten sind von der Nationalität her Deutsche, wenige Österreicher und gar keine Schweizer. Ich bin der einzige Schweizer an diesem Morgen auf dieser Wanderstrecke.


Zuoberst auf dem Felsen windet es unablässig. Der Nordpassatwind zerrt an mir, so als wolle er mich in Stücke reissen und über die Felskante stürzen lassen. Ich halte mich fest und ducke mich, um nicht fortgeblasen zu werden. Alles an mir flattert im Wind. Die Hose, das Hemd und die Haare, sie alle peitschen um mich herum, weil der Wind durch sie fährt. Es folgt der Abstieg, langsam und in Nachgedanken um die Wanderung erreiche ich das Dorf. Es ist Abend geworden. Nach einem Abendessen auswärts, ergreife ich meinen Schlafsack und die Hängematte und manche mich auf in Richtung Palmenwald.


Nachts im Schlafsack liegend, hoch über den Dörfern am Fels. Es windet stark. Die Luft ist warm, der Wind bläst sie kalt. Ich setze dem Luxus ein Ende und schlafe nur noch draussen unter freiem Himmel.


Ob ich das wirklich kann? Nur die Erfahrung wird es zeigen. Das ganze restliche Leben von der Hand in dem Mund zu leben, klingt romantisch in meinen Ohren. Dazu noch in südlichen, vom Herz geführten und wirtschaftlich ärmeren Ländern unterwegs zu sein, vervollständigte meine Vorstellung einer perfekten Reise. Doch ob die Vorstellung in Wirklichkeit genauso schön ist, kann nur die Erfahrung offenbaren. Gerade deswegen ist es überflüssig sich Ziele und Pläne zu schaffen, die mehr als ein Paar Tage weit in die Zukunft hinein reichen. Gänzlich und ausschliesslich im Moment leben, können wahrscheinlich nur die Wenigsten. Es stellt sich auch die Frage nach Sinn und Unsinn, Glückfindung und darum ob es überhaupt erstrebenswert ist.

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