Q&W: «Wie ein Echo»
Vergangene Woche erhielt ich aus dem Nichts heraus eine Nachricht. Eine Musikerin störte sich sehr an einem von mir eingeladenen Gast in den Qultur-Talks. Sie erklärte mir ausführlich, dass diese Person nicht wirklich gute Musik veröffentliche und diese Plattform eigentlich nicht verdient habe. Mir kam dies ein wenig schräg rein und ihre Worte beschäftigten mich noch einige Tage später.
Reden ist Silber…
Es gibt so ein altes Sprichwort: «De mortui nil nisi bene.», welches auf Deutsch so viel heisst wie «Wenn man nichts Gutes über jemanden sagen kann, sollte man lieber schweigen.» Dieses kam mir in diesem Moment sofort wieder in den Sinn und ich bemerkte, dass ich inzwischen mit beiden Beinen mitten im Leben stehe und anderen ihre Erfolge und Plattformen von Herzen gönnen kann. Dies ist ein unglaublich tolles Gefühl und erdet mich nach kleinen kindischen neidischen Aussetzern, die ich jeweils in den eigenen vier Wänden mit meinem grössenwahnsinnigen Ego ausmache. Neid hat mich jahrelang in meiner Kreativität gebremst und seit ich das Ganze lockerer sehe, kommt erstaunlich viel Positives direkt zu mir zurück. Dieses positive Denken habe ich übrigens auch auf das Tun übertragen und auch wenn es kitschig klingt, hat mich das Karma dafür reich beschenkt.
Weniger ist mehr
Schauen wir nochmals ein bisschen zurück. Als ich mit Qultur angefangen habe, wollte ich den Menschen etwas geben, das wie der rettende Hafen in einem Meer aus schlechten Nachrichten sein sollte. Es war beispielsweise eine bewusste Entscheidung von mir, dass wir keine Polizeimeldungen publizieren. Klar, ich habe mit diesem Schritt viele schnelle Likes in den sozialen Medien verschenkt. Aber die Leserschaft auf Qultur soll entschleunigen und sich ein feines tägliches Intermezzo zu Gemüte führen. Da machen sich Tragödien, Autounfälle, Mord und Totschlag eben schlecht. Ausserdem gibt es ja definitiv genug andere Orte an denen man solche Neuigkeiten erfahren kann. Im heutigen Journalismus kommen die Hintergrundgeschichten oft zu kurz, da alles so schnell wie möglich raus muss. Dadurch geht ein Filter oder auch ein Hinterfragen verloren, was ich sehr schade finde. Deshalb habe ich bei der Gründung von Qultur bewusst auf Qualität statt Quantität gesetzt und wie Sie es heute sehen, scheint das irgendwie aufgegangen zu sein.
Tu Gutes oder lass es
«Die Beiträge auf Qultur sind auch in einem Jahr noch spannend zu lesen.», ist eines der schönsten Komplimente, welches ich je erhalten habe. Ich hoffe, dass sie den Menschen ein gutes Gefühl vermitteln, denn wir sind sehr darauf bedacht Alltagshelden zu küren, auf die schönen Dinge im Leben hinzuweisen und falls sich die Gelegenheit ergibt auch einfach mal Gutes zu tun. Die Welt da draussen ist leider oft ein kalter Ort… Auch wenn die Solidarität und das Miteinander im Lockdown kurz voll da waren, sind heute viele wieder mit Tunnelblick unterwegs. Das stimmt mich hin und wieder ziemlich nachdenklich. Journalismus und die Musik betreibe ich inzwischen aus reiner Freude an der Sache und darum versuche ich unbedingt positive Vibes zu verteilen, sonst könnte ich es ja wirklich einfach lassen. Deshalb ist es bei Qultur immer die Geschichte und nie die finanzielle Motivation, wenn wir einem Thema nachgehen. Das gibt uns eine unglaubliche Freiheit und es kommt immer was zurück.
Der ewige Kreislauf / Fokus Glück
Ich will jetzt nicht zu viel ausholen, doch ich möchte nur kurz aufzeigen, wie schnell ich durch mein positives Denken und Handeln weitergekommen bin in der letzten Zeit. Seit Anfang Oktober beispielsweise arbeite ich zusätzlich bei der Post in Untervaz und konnte mich deshalb beim RAV abmelden. In den letzten eineinhalb Jahren gab es viele Situationen, in denen ich am liebsten so richtig ausgeteilt hätte. Doch was hätte es mir gebracht? Nichts. Ich fand die Lösung die Füsse still zu halten und weiterhin viel Energie in die Zeitungen, Qultur und Heiligkreuzer Seifen zu stecken viel passender, als mich sinnlos darüber aufzuregen, weil das System ebenso ist, wie es ist. Um nochmals auf die Einleitung zurück zu kommen; bei den letzten Talks ist mir der Sponsor eine Woche vorher abgesprungen. Doch hätte ich dort das Ganze abgeblasen, wären mir nicht nur viele imposante Gespräche durch die Lappen, sondern ich hätte auch viele spannende Personen nicht einmal kennengelernt. Hätten wir beim fabriggli zuerst ein Inserat verlangt, bevor Beni und ich vorbeigegangen sind, hätte uns die Pandemie finanziell sicher heftiger getroffen… Dies sind nur zwei Beispiele von tausenden, die zeigen, dass das Universum einen Plan für jeden hat und hin und wieder Jeder zum Zug kommt. Man kann das Glück zwar nicht erzwingen, aber wenn mit einer positiven Einstellung durchs Leben geht, ist die Chance gross, dass es zu einem zurückkehrt, hin und wieder schneller als ein Echo. So genug philosophiert, schliesslich habe ich noch fünf Interviewanfragen von Künstlern aus der ganzen Schweiz, die ich gerne heute noch beantworten möchte. Auch wenn mich die positiven Rückmeldungen hin und wieder in Verlegenheit bringen, bin ich unheimlich stolz darauf und dankbar für den Traum, den ich mit Ihnen teilen darf.