Q&W: Ein Schlüsselbund auf Weltreise
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Q&W: Ein Schlüsselbund auf Weltreise

Im Frühling waren wir kurz vor dem Lockdown noch in Bali. Es waren ziemlich spannende Ferien, da wir nicht wirklich genau wussten, ob wir dann wirklich noch zurückfliegen konnten. Es war Mitte März und der Bundesrat hat allen Reisenden empfohlen, doch besser in Kürze die Heimreise anzutreten.


Als wir in Doha zwischenlandeten, schrieb ich spontan eine Pressemitteilung. Es war in meinen Augen eine ziemlich spannende Geschichte, dass wir es gerade noch auf den letzten Drücker geschafft hatten nach Hause zu fliegen. Das war aber nicht der primäre Inhalt meiner Pressemitteilung. Hauptsächlich ging es um die Veröffentlichung meiner neuen Single «Abrakadabra», welche dann am darauffolgenden Freitag erschien. Also sendete ich noch vor dem Abflug in die Heimat ein Foto und einen Text an jegliche Redaktionen, die diese Geschichte als angenehme Abwechslung dankend annahmen und druckten. Als wir schliesslich in Zürich gelandet sind, war Veröffentlichungstag und einen Tag später feierte dann meine Frau ihren 30. Geburtstag. Das schon vor der Reise geplante Geburtstagsgeschenk machte ihr definitiv Freude und konnte ein wenig darüber hinwegtrösten, dass ihre grosse Party abgesagt werden musste.


Daheim in Untervaz bemerkte ich beim Auspacken der Wäsche, dass ich meinen Schlüsselbund verloren habe. Sie fragen sich jetzt sicher, warum nimmt man seinen Schlüsselbund mit allem Drum und Dran überhaupt mit in die Ferien?


Ich denke, es spielten drei Dinge eine Rolle bei diesem Dilemma.  Zum Start der Ferien war es die Faulheit ihn wieder zurück in die Wohnung zu bringen. Als wir in Zürich ankamen, war es die Vergesslichkeit, dass ich den Schlüsselbund auch einfach im Auto hätte deponieren können. Am Schluss war es aber meine Dummheit, dass ich im Flugzeug meine Tasche gekehrt habe und ich es nicht bemerkt habe, dass er dabei rausgefallen ist.  


Noch am selben Tag hat meine Liebste ein Formular ausgefüllt und alles detailliert aufgelistet. Glücklicherweise hat mein Schlüsselbund durch den Papa Roach-Bändel, das Superman-Symbol und den Renault-Schlüssel einen enormen Wiedererkennungswert und fiel richtig auf. Doch dann hörten wir lange nichts mehr.

Erst vor wenigen Wochen erhielt meine Frau eine Mail vom Fundbüro in Zürich, in welchem sie uns mitteilten, dass sie ihre Arbeit nach der Coronazeit wieder aufnehmen würden. Auch wenn dies erstmals gute Nachrichten sind, erwähnte die Person, dass bei ihnen in Zürich kein Schlüsselbund gefunden worden sei. Nach ein paar Mails hin und her stellte sich heraus, dass in Doha jedoch einer gefunden worden sei.


Wir haben ihn dann kurzerhand einfliegen lassen. Durch die immer noch geltende Kurzarbeit auf dem Flughafen Kloten, gestaltete sich das Abholen des Fundstücks als relativ anspruchsvoll, wie mein Kumpel «Zoisli» mir erzählte. Sein Arbeitskollege sei nämlich mehrere Male vor verschlossenen Türen gestanden.

Als wir letzte Woche in Bad Zurzach uns eine kleine Auszeit gönnten, fuhren wir auf dem Rückweg bei ihm vorbei und brachten das Schmuckstück doch noch nach Hause.


Der Schlüsselbund von dem ich eigentlich gedacht hätte, dass ich ihn nie wiedersehen würde, hat sich so einfach mal dreieinhalb Monate zusätzliche Ferien in Katar gegönnt. Dies sogar ohne auch nur einen Franken in die Hand zu nehmen.  

Ich muss es eingestehen, ein bisschen neidisch auf ihn bin ich schon.

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