Q&W: Qualitätszeit zu zweit
Diese Woche hat meine Frau Ferien. Dies hiess für mich in den vergangenen zwei Wochen vor allem schreiben, planen und vorarbeiten… Ich habe es meiner Frau nämlich versprochen, dass ich in diesen Ferien ihr meine komplette Aufmerksamkeit schenke und nicht ständig vor den viereckigen Kästen hange, die sonst meinen Alltag bestimmen. Als wir im Frühling in Bali waren, habe ich es schon versucht, die Produktion vom Magazin auf ein Minimum zu beschränken und lediglich eine Stunde pro Tag von der gemeinsamen Qualitätszeit abzuluchsen. Dies war schon wegen dem schwachen Internet vor Ort eine ziemlich abenteuerliche Wunschvorstellung, doch irgendwie ging es meistens ganz knapp auf.
Erst vor wenigen Wochen traf ich zufällig den Gitarristen Alexander Müller in der Badi Chur. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und er erwähnte mit einem Lächeln auf den Lippen, dass er die «Work-Life-Balance» schon gelebt habe, als es den Begriff noch gar nicht gegeben hatte. Bei ihm sei das Geniessen stark ausgeprägt und ich für meinen Teil bemerkte, dass ich seit dem Beginn meiner Selbstständigkeit im Juni 2019 eigentlich ständig am Arbeiten und online bin. Irgendwie habe ich da eine schräge Arbeitsmoral. Häufig stürze ich mich ohne Rücksicht auf Verluste in neue CD-Projekte, Literatur oder auch allgemein in die Arbeit bei Qultur. Wenn ich anfange zu schreiben, verschwindet oft alles um mich herum und ich tauche in eine andere Welt voller Visionen und Träume ab. Doch sein kurzer Input, dass es eben auch anders gehen würde und auch die Diskussionen mit meiner Frau haben mich zum Umdenken bewogen.
Es ist gar nicht so verkehrt, auch mal stehen zu bleiben, zurück zu blicken und einfach zu geniessen – sei es auch nur für ein paar Tage oder gar eine ganze Woche. Diese kleinen Intermezzos zwischendurch tun mir gut, denn ich habe danach jeweils einen klareren Blick auf die Welt. Wenn mich ein Thema ärgert, schalte ich in den Flugmodus, schwimme eine halbe Stunde und komme oft mit Lösungen zurück aus der Kabine.
Aus diesem Grund gibt es heute auch keinen journalistischen Reisebericht über den Rheinfall in Schaffhausen, welchen wir am vergangenen Sonntag besucht haben, sondern einfach eine kurze Kolumne, die zum Nach- und Umdenken animieren soll.
Erfolge in der Musik- und Medienwelt sind häufig sehr flüchtig. Liebe hingegen ist wie eine Pflanze, die wenn man sie mit qualitativen Momenten zu zweit giesst, immer grösser und kräftiger wird.
Also nix für ungut Leute, aber ich bin dann mal weg, sammle neue Anekdoten mit meiner Frau oder schwimme ein paar Längen in der Oberen Au. Seid lieb zueinander und bis bald!