Q&W: Can you Mundart please?
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Q&W: Can you Mundart please?

«Gibt es noch Lovers der deutschen Sprache?» heisst ein Kernsatz von Wolf Schneider im Buch «Speak German!: Warum Deutsch manchmal besser ist.», welches zur Pflege der deutschen Sprache animiert. Auch in meinem Alltag begegnen mir ständig Wörter aus dem Englischen, weshalb mir dieses Werk häufiger als mir lieb ist, in den Sinn kommt.


Nein, ich bin nicht «ready»!
Bevor wir uns vertieft mit dem Thema auseinandersetzten, starten wir mit einem kleinen Wort. Die Luzerner Band Hecht hatte vor der Pandemie einen Hit namens «Besch ready für die Liebi vo mer?». Auch wenn der Dialekt der Band nicht gerade mein liebster ist, war es eher das Wort «ready», welches mich von Anfang an massiv gestört hat. Ich weiss nicht, wieso die Herren nicht «parat» genommen haben und hatte wegen dem einen Ausdruck längere Zeit eine Abneigung gegen das sonst doch recht tolle Lied. Was ich mir noch vorstellen könnte, ist dass die Luzerner es so vermeiden wollten, mit dem Lied «Bisch parat?» von Lasso verwechselt zu werden, aber egal. Grundsätzlich finde ich man sollte englische Wörter nur gebrauchen, wenn sie auch wirklich Sinn machen. Bei einem «Openair», einem «Festival» oder auch beim «Smartphone» will niemand die deutschen Wörter hören, weil sie schlicht und ergreifend ein wenig «gstabig» klingen. Doch sonst ist Mundart oder wie ich es nenne «die Sprache, in der ich träume» häufig die optimale Lösung.

Bewusste Erhaltung der Muttersprache
Als ich vor knapp 15 Jahren mit der Musik begann, musste ich mich regelmässig entscheiden. Für meine Bands habe ich englische und somit auch nicht wirklich starke Texte geschrieben, solo habe ich stets auf Mundart gesetzt. Da ich ein fanatischer Anhänger der deutschen Sprache und auch begeistert vom Dialekt bin, versuche ich in meinen Texten bewusst auf englische Füllwörter zu verzichten.  Dies hat nichts mit Abgrenzung zu tun, sondern ist vielmehr ein gelebtes Erhalten der Muttersprache. Selbst bei Qultur mache ich mir häufig Gedanken zum Thema und habe mir auch tatsächlich schon überlegt, aus den Talks schlicht Gespräche zu machen. Doch in diesem Fall war ich noch nicht radikal genug, alles auf den Kopf zu stellen.


City, Baby und Random

Zu dieser Kolumne über die Sprache hat mich ein Lied von Nativ inspiriert, welches letzthin im Autoradio lief und ich jetzt nicht mehr finden kann. Es war gespickt mit englischen Wörtern wie «Space», «Babe», «City» und vielen weiteren. Auch dabei war das böse «N.»-Wort, welches mir so oder so immer sauer aufstösst, auch wenn Farbige es in ihren Liedern benutzen. Meine Meinung zu dem Thema ist ja, dass auch diese Künstler aufhören sollten es zu benutzen, wenn wir wirklich wollen, dass dieses Unwort endgültig verschwindet. Aber dies ist nochmals ganz ein anderes Thema…


Logisch lässt es sich gut reimen mit englischen Ausdrücken und sie haben auch immer internationales Flair, aber ich habe einfach Mühe damit, dass wenn das deutsche Wort so nahe liegt, es nicht wirklich verwendet wird. Viele aktuelle Künstler aus der Schweiz bedienen sich grosszügig bei internationalen Begriffen, obwohl es wirklich schöne und zum Teil viel passendere Wörter im Schweizer Mundart gibt. Ich bin kein Purist, aber wahrscheinlich auch ein bisschen zu alt, um die ganzen Trends zu verstehen und für die Jugendlichen ist diese Kolumne wohl zu «random» und sogar schon «wayne». Insgeheim hoffe ich aber sehr, dass wieder mehr Künstler beim Schreiben ihren Wortschatz hegen und pflegen. So könnte es sein, dass ich es wie Büne Huber im Song «Happy» erlebe, einfach umgekehrt. «I bi happy - chasch mer's gloube, i bi happy. Nume vorhär, vorhär bin i glücklech gsi.»

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