Bild/Illu/Video: Mariann Hasler

Novembrig

Ich wische Staub und räume dies und das weg, fülle die Waschmaschine, danach ist der Hund an der Reihe. Warm angezogen mache ich mich auf den Weg. Der Bach bringt viel Wasser und als ich den höchsten Punkt meiner kleinen Morgenrunde erreiche, ist mir viel zu warm. So kalt wie angenommen ist es gar nicht, dafür umso nässer und grauer. Ausserdem schmerzt mein Bein. Der dafür verantwortliche Sportanlass liegt zwar schon gut eine Woche zurück. Ich weiss es wird wieder besser werden, irgendwann, so wie immer, spätestens im Sommer.


Für das Hundetraining am Nachmittag habe ich mich schon gestern vorsorglich entschuldigt.  Und was koche ich heute überhaupt, ich habe keinen Plan. Ich fühle mich nicht gut, etwas erkältet, aber nicht «grippig». Nein ich fühle mich «novembrig».
Die kurzen Tage, die lange Dunkelheit, der ganze Geschmack dieses Monats macht mir zu schaffen.

Wieder zu Hause starte ich den Staubsauger, Ordnung und Sauberkeit könnten meine Stimmung heben. Sicher wird es noch schlimmer, wenn ich nichts mache. Wie gewohnt höre ich dazu Radio, aber meine Gedanken bleiben dunkelgrau.
Dann wird ein alter Hit gespielt und in meinem Kopf breiten sich Erinnerungen aus. Ich verspüre Lust auf mehr. Und es funktioniert.

Mit ein bisschen Glam-Metall von Def Leppard katapultiere ich mich zurück in die warme, unbeschwerte (Jahres)zeit Ende der 80er Jahre. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich an der Kilbi am Rande der «Tütschäuteli»-Bahn stehen. Spätestens nach «Love bites» liege ich in der Badi, neben mir meine beste Freundin. Mit Sicht auf den Sprungturm und Blick auf die coolen Jungs. Aus den rosaroten Böxli, die am Walkman angeschlossen sind, tönt unsere Lieblingsmusik.

Nun ist es draussen sogar richtig hell geworden. Die Sonne drückt durch die grauen Wolken. Die Arbeit ist schon fast getan. Mittlerweile ist mir auch eine Idee für das Mittagsmenu zugeflogen und weshalb ich mich für das Training abgemeldet habe, ist mir nun schon fast ein Rätsel.

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