«Durch unsere Kleinheit können wir überleben»
Gemütlich haben es die Laubers in ihrem Torkelraum in Malans, wo auch regelmässig Gäste bewirtschaftet werden. Der Panoramablick über das Churer Rheintal verbunden mit den angebotenen Weinen lädt zum Verweilen ein. «Wir sind hier in der Bündner Herrschaft schon in einer Ausnahmegegend. Dies nicht nur wegen dem Klima», sagt Andrea Lauber. «Wenn man sieht, wie viel Wein produziert wird im Ausland oder auch im Wallis, merkt man schnell, dass man dies nicht mit den Mengen bei uns vergleichen kann.» Doch dieses «Nischige» mache es eben aus. «Durch unsere Kleinheit können wir überleben und brauchen auch keine Direktzahlungen.» Von diesen ist Andrea Lauber allgemein kein grosser Anhänger, was aber auch ein bisschen daran liegt, dass die Laubers nie auf Milch- und Fleischwirtschaft gesetzt haben, sondern in Wein- und Obstproduktion investiert haben. «Ich finde einfach, dass durch Direktzahlungen die Innovation verloren geht, was wirklich schade ist.»
Früher war es geschützt
Auch wenn Laubers mit ihrem Wein und den zusätzlichen vier Hektaren Obst gut über die Runden kommen, schaut Andrea Lauber hin und wieder auch gerne zurück. «Weil die Politik häufig die Milch- und Fleischproduktion gefördert hat, sind Kulturen wie der Obstanbau in Graubünden leider fast ein wenig in Vergessenheit geraten, was einem schon nachdenklich stimmen kann.» Sein Grossvater Ernst Lauber war nicht nur im Weinbau, sondern auch im Obstanbau ein Pionier. Er wurde auch der Golden-Vater genannt, denn er brachte die Apfelsorte Golden Delicious von Amerika nach Europa. Im Weinbau war er einer der ersten, der Weissweinspezialitäten – Pinot Gris und Freisamer – in der Bündner Herrschaft anbaute. Zu dieser Zeit sei der Wein geschützt gewesen und Billigimporte aus dem Ausland habe es in dem Ausmass wie sie heute stattfinden, nicht gegeben. «Es ist einfach so, mit einem Wein für zwei Franken den Liter können wir preislich nicht mithalten. Momentan ist der Hype gross um den Primitivo, vor ein paar Jahren war der Chardonnay sehr gefragt. Doch die Nachfrage flacht sicher wieder ab.» Wichtig sei es konzentriert weiter zu arbeiten und nicht jedem Trend nachzujagen. «Hier in der Herrschaft haben wir mit dem Wein ein gutes Produkt, welches allen Ansprüchen gerecht wird.» Die Lage mitten in der Tourismusregion biete zudem eine weitere wichtige Chance. «Wir erleben es häufig, dass Gäste in der Region auch einen lokalen Wein trinken möchten.»
Vor ein paar Jahren noch sei die Gastronomie direkter Hauptabnehmer der Weine aus der Region gewesen, heute laufe viel über Wiederverkäufer, was Vor- und Nachteile habe. «Die hochpreisige Logistik ist ein Thema, welches dadurch entfällt. Auf der anderen Seite arbeiten natürlich aber auch diese Wiederverkäufer nicht gratis und möchten an dem qualitativ hochwertigen Produkt etwas verdienen.» 15'000 Liter Wein pro Jahr produzieren die Laubers im Schnitt. Ein grosser Anteil davon sei bei ihnen immer schon Weisswein gewesen, sagt Andrea Lauber. «Wir haben so im Schnitt 55 Prozent Weisswein und 45 Prozent Rotwein. Die Nachfrage steigt beim Weissen stetig, da das Klima immer wärmer wird und die Kundinnen und Kunden bei warmen Temperaturen lieber ein Glas Weissen trinken.» Dass dieser Fokus auch sonst nicht schlecht ist, zeigt auch die Entwicklung im vergangenen Jahr, als der starke Niederschlag für hohe Verluste beim Pinot Noir gesorgt hat. Mit dem Austausch mit anderen Weinbauern in der Region ist Andrea Lauber zufrieden. Man könnte natürlich noch mehr machen und enger zusammenarbeiten, doch er pflege mit allen anderen ein sehr freundschaftliches und nicht konkurrenzierendes Verhältnis.