Calandaboi mit zwei neuen Singles
Hallo Marcus,
In Vorbereitung auf dieses Gespräch mit dir habe ich mir all deine Stücke angehört und was mir spontan daran auffällt, ist deine Eingängigkeit und Unverkennbarkeit trotz unterschiedlicher Genres. Zudem laufen deine beiden neuen Stücke unter Pop, nicht mehr unter Metal/ Punk so wie «Sweater» und «Mulled Wine» von 2016. Letzterer Song erinnert mich stark an Green Day. Wenn ich deine Musik höre, käme ich kaum auf die Idee, wo deine eigentlichen Wurzeln liegen. Wo sind sie?
Ich habe während meiner Kindheit 12 Jahre lang den Schlagzeug und Perkussion Unterricht der Musikschule Unterengadin besucht und mein Vater ist Konzertcellist und Cellolehrer. Während der Primarschulzeit hörte ich viel Reggae und Hip Hop.
Im jungen Teenageralter bin ich dann bei amerikanischer Punkmusik angekommen und lange hängen geblieben. Musikalisch gesehen war das wohl die prägendste Zeit für mich. Ich habe dann entschlossen, mir das Gitarre spielen und singen beizubringen und habe umgehend mit Schulfreunden die erste Band gegründet. Die darauffolgenden Jahre war ich eigentlich pausenlos immer mit irgendeiner Band unterwegs. Nach dem sich meine letzte Band Polyphone letztes Jahr beschlossen hat auf unbestimmte Zeit zu pausieren bin ich nun das zum ersten Mal musikalisch auf mich allein gestellt.
Seit wann beschäftigst du dich mit der Musik, hast du musikalische Vorbilder und wie hat sich dein Stil entwickelt?
Ich hörte schon immer gerne Musik, aber am meisten geprägt haben mich Punkrockbands wie Blink-182, Millencolin oder auch Paramore. Als junger Erwachsener war ich voll im Indie-Dschungel und riesen Fan von Gorillaz, Tegan and Sara oder Phoenix.
Mittlerweile höre ich so ziemlich alles.
Ist seit deiner Zusammenarbeit für den Song «Home» mit Olivia Virgolin (Anatina und Modest Wealth) in 2020 deine Musik «weicher» geworden?
Hmm, nein ich denke nicht. Ich habe bereits viel ruhigere Musik veröffentlicht aber seitdem auch wieder deutlich härtere Sachen produziert. Auch mit Olivia selber sind bereits neue Songs entstanden die wieder in eine völlig andere Richtung gehen. Die Klangästhetik entspricht ziemlich gut unserer Gefühlslage zu der Zeit, ist aber kein guter Indikator, in welche Richtung es und zieht.
Hättest du die Möglichkeit, einen «Welthit» auf deine Weise zu covern, würdest du es überhaupt tun und welcher wäre das?
Ich covere gerne für mich selbst und probiere da auch immer gerne die aktuellen Sachen aus den Charts zu interpretieren. Das macht mir viel Spass. Veröffentlichen würde ich das aber nie…
Beim Lauschen deiner neuen Songs habe ich manchmal Bilder im Kopf. Und dann kommt mir der Gedanke, wie das komplett instrumental klingen würde. Ohne Gesang. Wie wäre es mal mit einem Soundtrack zu einem Film?
Das ist tatsächlich ein grosser Wunsch von mir. Ich würde gerne einmal Bildmaterial vertonen. Leider gab's da bislang noch kein Angebot, aber da wäre ich sofort dabei!
Gibt es einen Musikstil, den du überhaupt nicht magst?
Songs die mir gefallen gibt es glaub ich in jedem Genre. Musik welche sich zu sehr auf Komplexität und Perfektion konzentriert find ich grundsätzlich langweilig.
Viele Künstler und Musiker haben im vergangenen Jahr grosse Einschränkungen hinnehmen müssen, vor allem Konzerte, Events, Tourneen wurden gecancelled. Betrifft es Studiomusiker in dem gleichen Masse und wie ist es dir seitdem ergangen?
Ich habe das grosse Glück, nicht von der Musik leben zu müssen. Ein paar Auftritte musste ich schon absagen und das ist auch schade, aber da trifft es Berufsmusiker weitaus härter. Im Studio musste ich ebenfalls ein paar Sessions verschieben, aber auch hier bin ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht finanziell davon abhängig. Für mich ist es die grössere Einschränkung keine Konzerte als Zuhörer besuchen zu können, das vermisse ich schon sehr.
Könntest du dir auch für die Zukunft die Zusammenarbeit mit Kollegen vorstellen, die eher auf der Bühne präsent sind?
Ich möchte auf jeden Fall wieder zurück auf die Bühne und Livemusik spielen. Konkret in Planung ist da aber noch nichts.
Welche Projekte dürfen wir in diesem Jahr von dir erwarten? Oder bist du da spontan und lässt vieles auf dich zukommen?
Ich werde ab diesem Jahr vermehrt für andere Künstler/Innen produzieren. Trotzdem werden noch einige Calandaboi-Songs rauskommen. In Richtung EP oder Album ist aber noch nichts geplant.
Gibt es etwas, was du dir von deinen Hörern/ Fans wünschst?
Ich bin momentan wirklich mehr als zufrieden und freue mich extrem über jeden Zuhörer. Es würde mich freuen, wenn diese Leute auch den kommenden Sachen eine Chance geben.