Aurelius und Sirius veröffentlichen Debüt
Gratulation zum neuen Album. Viele hatten dich schon fast abgeschrieben, da seit deinem letzten Album vor acht Jahren wenig von dir erschienen ist. Welchen Platz nimmt die Musik inzwischen in deinem Leben ein?
Ja, ich bin manchmal verpeilt und ich hatte während den letzten Jahren zwischendurch echt unproduktive Zeiten. Ganz aufgehört mit Musik habe ich aber nie, auch wenn es zwischenzeitlich nur für mich selbst war, was ich so gemacht habe. Musik hat, seit ich circa 10 Jahre alt war und angefangen habe Schlagzeug zu spielen, bis heute einen sehr zentralen Platz in meinem Leben. Ich meine, ich stehe morgens auf und höre direkt Musik, fahre zur Arbeit und höre weiter Musik, selbst bei der Arbeit trifft man mich oft mit Kopfhörern drin. Abends zu Hause geht es so weiter. Dies war all die Jahre nicht anders. Mittlerweile hat mich aber natürlich auch der Hunger wieder gepackt, selbst Lieder zu schreiben und das Ausmass des eingenommenen Platzes in meinem Leben ist momentan natürlich sehr hoch. Weil die bisherige Resonanz auf die neuen Sachen aber wie früher auch sehr gut ist, freue ich mich natürlich und bin froh, zurückgekehrt zu sein. Diese magische Ebene mit den Zuhörern zu kommunizieren, schafft einfach nur Musik. Ich denke, aber selbst wenn ich eines Tages aufhöre aktiv zu rappen, wird Musik einen hohen Stellenwert in meinem Leben haben, ich bin einfach so, dies ist meine grösste Leidenschaft.
In einem Interview mit GRHeute hast du mal auf das Jahr 2017 ein Album angekündigt. Was ist aus dem zum Teil schon fertigen Material geworden?
Wir wollten dies auch so tun, dann kam das Leben dazwischen. Nein im Ernst, nicht nur das, es ist irgendwann nach den Aufnahmen nach und nach im Sande verlaufen, auch weil ich, wie bekannt ist, manchmal echt gerne einfach chille, manchmal wohl zu gerne. Die Songs sind aber noch da und es hat echt gute Sachen darunter. Ich bin gerade letzte Woche mit Lou zusammengesessen, um zu schauen was wir damit anstellen werden. Wahrscheinlich werde ich die Sachen überarbeiten, die Parts wo nötig neu schreiben, die Beats so bearbeiten, dass sie zeitgemäss sind und dann schauen wir was passiert. Könnte also gut sein, dass schon bald wieder was kommt und es nach #FlimsLaaxStaderas keine acht Jahre dauern wird. Momentan gehört aber mein ganzer Fokus dem Kollaboalbum mit Sirius, übrigens ein echt gutes Album wie ich finde. (lacht)
Wie viele B-Material schlummert noch auf deiner Festplatte?
Nicht so viel wie man denken könnte, einzig dieses vorhin erwähnte Album eigentlich. Ich bin grundsätzlich ein Fan davon Sachen nach den Aufnahmen zu releasen, da sie auch ein Stückweit eine Momentaufnahme darstellen. Wenn mich also das Tupac oder Biggie Schicksal ereilen würde, könnte man mich nicht auf deren Level ausschlachten und posthum acht Alben und zehn Best Of CDs veröffentlichen. (lacht)
Wie ist die Zusammenarbeit mit Sirius entstanden?
Also erstmal ist Graubünden oder zumindest die hiesige Rapszene so gestaltet, dass man die meisten Leute kennt. Wir kennen uns eigentlich schon eine Weile. Irgendwann im Jahre 2018 hat er mich dann für ein Featuring für sein Album «Finamiras» angefragt. Ich war da genau in der Phase, in der ich langsam wieder anfing, produktiver zu werden und regelmässig zu rappen. Gesagt, getan. Wir haben dann diesen Song für das BrainBQ in Laax geübt, weil wir beide dort aufgetreten sind. Bei diesen Proben haben wir einfach gemerkt, dass wir sehr gut miteinander harmonieren, musikalisch auch, was sehr wichtig ist, aber eben auch menschlich. Am Anfang hatten wir einfach Spass im Übungsraum und haben gesagt, cool lass uns doch noch ein Lied schreiben. So kam ein zweiter, dritter und vierter Song hinzu, bis es schlussendlich 17 Songs waren und wir irgendwann ein komplettes Album hatten.
Wie schnell kam die Entscheidung gemeinsam was anzureissen?
Sehr schnell, ich glaub nach zwei, drei Liedern war für uns beide klar, dass wir zusammen eine spezielle Energie erschaffen können und hier etwas Geiles entsteht. Musik hat für mich auch sehr viel mit Energie zu tun, ich mag es, wenn es abgeht. Wenn dann die Musik voll abgeht, wir menschlich auf einer Ebene sind, vom Mindset und Musikgeschmack sehr ähnlich ticken, kommt das Eine zum Anderen. Sirius ist meiner Meinung nach einer der talentiertesten Rapper hier im Kanton und bringt Romanischen Rap wie bislang keiner. Das hat einfach sehr gut zu meinem, durchaus auch ein bisschen energischen, Stil gepasst. Mit anderen romanischen Rappern hätte ich dieses Album wahrscheinlich nicht so machen können.
Trotz einigen Jahren Altersunterschied versteht ihr euch prima. Warum funktioniert diese musikalische Partnerschaft so gut?
Poetisch gesagt, weil wir uns musikalisch verständigen und verstehen. Nein ernsthaft, wir haben eine sehr ähnliche Einstellung mit ähnlichen Werten, beide haben einen sehr grossen Fokus auf die Musik an sich und das ganze drum herum interessiert im ersten Moment gar nicht. Wir leben Hip-Hop und lieben es beide Rap-Parts zu analysieren, lustige Lines hin und her zu werfen oder uns über die Qultur zu unterhalten. Ausserdem haben wir auch sonst ähnliche Hobbies wie Formel 1 oder Eishockey. Sirius hat, obwohl er ein 90er Kind ist, einen Musikgeschmack als wäre er ein 80iger Kind. (lacht) Das hilft vielleicht auch noch ein bisschen.
Früher hattest du mit Propaganda bei den Beatcrackers auch einen musikalischen Gefährten. Jetzt bist du mit Sirius unterwegs. Fällt es dir leichter, wenn du von deinem Gegenüber gepusht wirst?
Wenn ich mal im Flow bin eigentlich nicht, bis ich mich bewege aber wahrscheinlich schon. Muss ja fast sein, denn richtig aktiv bin ich erst wieder geworden, als Sirius auf mich zukam. Ist ja auch nicht von der Hand zu weisen, dass wenn jemand das Feuer in sich brennen hat, er andere damit inspirieren kann. Die ist unterbewusst wahrscheinlich schon so gewesen. In dem Fall also doch, es entsteht ja so auch eine gesunde Competition, die auf organischem Weg das Beste aus einem herausholt und natürlich anspornt bei Parts abzuliefern.
Hat es euch nie gejuckt auf dem Album mal die Sprachen zu tauschen oder ist dein Romanisch nicht mehr so flüssig wie früher?
Mein Romanisch ist wie immer, ich verstehe alles und kann sprechen, ich halte es aber nicht für gut genug, um auf Romanisch zu rappen. Daher kommt es für mich eigentlich nur in Frage in meiner Muttersprache Deutsch zu rappen. Ich habe beim Lieder schreiben einen sehr hohen Anspruch an mich selbst und möchte Lieder sowohl textlich wie auch technisch stets auf höchstem Niveau machen und performen. Dafür ist mein Romanisch wirklich zu schlecht, dann würde ich wie so ein Durchschnittsrapper klingen. (lacht)
Wie wichtig ist euch der Erhalt der Sprache?
Ich finde es grundsätzlich schon wichtig, emotional gesehen, wenn ich an meine Mutter oder Grosseltern aus dem Oberland denke. Es ist ja nicht nur die Sprache, sondern die gesamte romanische Qultur. Um dort den vor allem jüngeren Leuten zu zeigen «hey, es ist auch cool romanisch zu sprechen» ist es schon wichtig, dass es Leute wie Sirius gibt, die dann Rap auf eine coole Art umsetzen und zeigen, dass es Romanisch auch in sehr moderner Ausführung gibt. Wenn ich mit meinem Schweizerdeutschen Zeugs dann dazu beitragen kann, die Bühne für das Romanische zu erweitern, mache ich das gerne. Deswegen kauft euch am 19.03.2021 das Album #FlimsLaaxStaderas von Aurelius und Sirius und verbreitet es.