Boogielicious spielen im ICT-Atelier
Bild/Illu/Video: zVg

Boogielicious spielen im ICT-Atelier

Über 1000 Konzerte habt ihr seit 2007 gespielt. Inwiefern hat Corona eure Tourfreude verändert?

Überhaupt nicht. Die Zeit war zwar auch sehr hart für uns nicht zu spielen, so als ob man ein Rennpferd in eine Box einsperrt oder schlichtweg ein Berufsverbot auferlegt bekommt, was ja einem Identitätsabbau gleichkommt. Das war teilweise kaum auszuhalten. Und jedes Konzert was wir abgesagt haben, tat uns in der Seele weh. Umso mehr freuen wir uns über die Konzerte die nun wieder vor uns liegen. Es ist ein tiefes Glück, was uns erfüllt.


Im ICT-Atelier wird auch noch zusätzlich gestreamt. Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Streamen von Konzerten bisher gemacht?

Wir haben in der konzertfreien Zeit schon das ein oder andere Streaming-Konzert gegeben, aber Live ist es natürlich viel schöner. Mittlerweile ist es allerdings auch zu einer echt ernst zu nehmenden Alternative geworden Konzert im Hybridmodus oder nur zu streamen. Eeco, zum Beispiel, hat sich über die Jahre einen riesigen Fan Club dadurch erarbeitet und ist unserer Experte für das Online-Streaming. Er steht im regen Kontakt mit unseren Fans und gibt auch viele Lessons dort. Wir finden, die Interaktion müsste unmittelbarer sein und während des Streams noch mehr passieren damit die Fans auch Rückmeldung geben können oder man sie auf einem grossen Bildschirm sieht. Das würde die Sache noch interessanter machen, da ist ja noch ganz viel Luft nach oben.

Gehört das inzwischen fast ein wenig dazu, dass bei Konzerten noch mitgeschnitten wird?

Ja, unbedingt. Viele unserer CDs sind bei Konzerten aufgenommen worden, weil es einfach so viele geniale Momente bei den Konzerten gibt, die wir gar nicht im Studio reproduzieren können. Wir sehen uns als interaktive Band, sprich, wir arbeiten sehr viel mit dem Publikum und nehmen deren Stimmung auf. Jedes Konzert ist anders und dadurch, dass wir ja eine sehr improvisierte Musik auf der Bühne machen, kommen immer wieder sehr viele überraschende Dinge zu Stande. Wir sind auch verkappte Romantiker die die Musik der vergangenen Tage auf den aktuellen Stand der Dinge bringt und in unserer Zeit katapultieren:-). Es ist immer wieder schön zu sehen, dass auch Nicht-Jazzliebhaber und junge Leute zu unseren Konzerten kommen und die Musik einfach nur geniessen. Manchmal kannten sie diese Art von Musik vorher noch nicht einmal.


Zieht ihr nach dem Konzert gleich weiter oder betreibt ihr auf Tour jeweils auch noch ein wenig Sightseeing?

Wir sind gerade auf Tour in Deutschland und sind auf der Reise nach Selters... endlich! Nach so viel Sekt wurde es auch mal Zeit und haben uns gerade die Stadt Billerbeck angesehen. Sightseeing gehört zu einer unserer Lieblingsbeschäftigung neben Musik machen. Hier und da einen leckeren Kaffee trinken und auf dem Marktplatz verweilen, sich vom regen Treiben inspirieren lassen oder einfach mal zusammen nur da sitzen und rumgucken.

Ihr seid im Boogie zuhause. Was macht den Stil für euch so einzigartig?

Der Boogie ist schon einer unserer grossen Vorlieben, er hält uns in den kalten Winternächten warm. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir ja aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen kommen. Bertram kommt zum Beispiel eher aus dem Rock, Funk und Blues, Eeco aus der Klassik, Latin und dem Swing und ich habe viel Welt Musik, Modern Jazz und auch Orchester Musik gemacht. Diese Melange können wir in unserere herzliche und erfrischende Art unseren ureigenen Boogie Woogie zu machen, gut einbringen. Boogie macht ja circa 20 % unseres Programms aus und dann kommen da noch Rock’n’Roll, Swing, Jive und Pop sowie Funk dazu, was dann zu einer leckeren Musik zusammen gekocht wir und den Abend zu eine sehr kurzweilige Sache macht. Ach ja, ein Walk-Act durchs Publikum ist auch noch dabei. :-)


Wie anspruchsvoll ist es für euch der «alten» Musik immer wieder frisches Leben einzuhauchen?

Interessante Frage. Im Zeitalter der immer stärker werdenden synthetisch produzierten Musik, ist es einfach umso schöner diese handgemachte, authentische Musik auf die Bühne zu bringen, ohne viel technischen Schnick-Schnack. Dadurch lebt die Musik einfach für uns viel mehr. Der Klang einer schwingenden Klavierseite, eine singengende Mundharmonika, Stimmzunge und mit Besen angeschlagen Becken, ist einfach schön authentisch und ehrlich. Wir lieben diese Musik und bringen sie ins 21. Jahrhundert.


Wie hat sich euer Stil über die Jahre hinweg gewandelt?

Das Zusammenspiel ist über die Jahre hinweg zu einem blinden Verständnis geworden, das keiner grossen Worte auf der Bühne Bedarf. Es tut einfach gut und macht riesigen Spass mit so einem eingespielten Team auf der Bühne zu stehen.


Von euch gibt es inzwischen acht Alben. Ist euer Genre ein Bereich, der noch CDs und Platten absetzt?

Klar, im Zeitalter der Streaming Portale wie Spotify und Co. gibt es viele Leute die sich unsere Musik auf den Portalen anhören. Viele unserer Fans geniessen aber noch zu Hause eine CD von uns aufzulegen und bei einem schönen Glas Rotwein oder Tasse Kamillentee in Ruhe zu geniessen. Das Live-Erlebnis bleibt aber immer unschlagbar.


Woher nehmt ihr die enorme Kreativität?

Ich denke, einer unser grossen Stärken ist es, dass wir uns auf der Bühne gegenseitig supporten und uns ganz genau zu hören. Es ist ein Frage- und Antwort-Spiel, was ich durch den ganzen Konzert-Abend wie ein roter Faden zieht. Wie ein Boot auf dem See das sich sanft in den Wellen wiegt. The more the boat rocks the more fun it is. :-) Kreativität entsteht für uns auch in der Interaktion mit dem Publikum.


Bei einem Boogiekonzert ist es schwierig die Füsse still zu halten. Wie schafft ihr es, auch noch den letzten Tanzmuffel aufs Tanzparkett zu bringen?

Das stimmt, bei einem Konzert ist viel Bewegung und viele Leute tanzen. Dies war leider in den letzten Monaten nicht so richtig möglich, weil man ja bei den Konzerten leider sitzen bleiben musste. Aber 2021 war ja auch das Jahr des Tanzes im Sitzen ;-). Dadurch, dass wir sehr stark auf unser Publikum eingehen erreichen wir auch den letzten Muffel in der hintersten Ecke…..eigentlich würden wir auch den ganzen Abend durch tanzen aber einer muss ja die Musik machen. :-)


Was darf man am Konzert von euch erwarten?

Ein Abend mit Tiefgang, viel heisser und spannender Momente, Freude und Spass! Love and Music is the answer!

Themenverwandte Artikel

Andy Reich: «Schluss ist noch lange nicht.»
Bild/Illu/Video: zVg.

Andy Reich: «Schluss ist noch lange nicht.»

Hanspeter Cadonau: «Ehrlicher Wein ist Gott.»
Bild/Illu/Video: zVg

Hanspeter Cadonau: «Ehrlicher Wein ist Gott.»

Nachgefragt bei Sebastian 23
Bild/Illu/Video: Fabian Stürtz

Nachgefragt bei Sebastian 23

Empfohlene Artikel