Verlust von Harmonie
Verlust von Menschlichkeit
Menschen ohne Werte tun alles um sich einen persönlichen Vorteil aus jeder Angelegenheit zu schlagen. Wir verraten unsere Freunde für etwas Belangloses wie Geld. Wir streiten uns über Besitz, über Erbschaften und Unternehmensanteile. Manchmal schon habe ich erlebt, dass ein Freund, welcher jemandem etwas gestohlen hatte, ebenso das Vertrauen entwendete und es achtlos in die Gosse warf. Was ist Vertrauen? Was ist Respekt? Wie kann man sich selbst und andere achten? Was ist Menschlichkeit? Haben wir sie verloren? Wo bleibt die Harmonie?
Hetzerei auf der Arbeit
Heutzutage muss alles schnell gehen. Wir müssen mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigen, müssen lernen das Zeit Geld ist und akzeptieren, dass wir von unserem Arbeitgeber geknechtet werden dürfen. Halt! Das Leben muss nicht schnell an uns vorbeiziehen. Würden wir öfters innehalten und uns bewusstmachen, dass das Leben ein Geschenk ist, lebten wir in Frieden. Würde uns bewusst sein, dass wir nicht nach dem Willen anderer zu leben haben, erreichten wir innere Freiheit. Wir haben unseren eigenen Willen, ein eigenes Leben. Die Schweizer Privatwirtschaft ist getrieben von Leistungsdruck. Wer die verlangte Leistung nicht erbringt, dem wird gekündigt. Wer sich einfügt und hingibt, mit voller Kraft jeden Tag aufs Neue alles zu geben, entweder für die eigenen Interessen oder die eines Anderen im Gegenzug für etwas Geld, wird von vielen Menschen geachtet. Es herrscht der Trend, das Erfolg Ansehen bringt. Erfolg im Sinne von sich etwas Eigenes aufbauen, Geld verdienen und Besitz anhäufen. Es gibt das Jungunternehmertum, Menschen die alles geben, um Erfolg zu haben. Erfolg bedeutet nach westlichen Standards Geld, Besitz, Macht, Einfluss, Verantwortung und Ansehen. Ist das was wir für unseren Monatslohn tun gerechtfertigt? Werden wir anständig bezahlt oder ausgenutzt? Was bedeutet uns unsere Arbeit? Sind wir bereit alles für sie aufzugeben?
An dieser Stelle folgt eine persönliche Geschichte. Ich hatte eine Freundin, welche Aussicht auf eine Beförderung hatte. Die Beförderung wurde ihr beinahe versprochen und unter vielen Andeutungen zog sie die Schlussfolgerung, dass sie sich nochmals richtig ins Zeug legen musste, um die Beförderung wirklich zu erhalten. Sie begann mehr und mehr zu arbeiten und vernachlässigte dabei ihre Familie, ihre Hobbys und ihre Freunde, darunter mich. Die Arbeit schien das Wichtigste in ihrem Leben zu sein und so war davon ebenfalls in unseren immer seltener werdenden Gesprächen ständig die Rede. Mehrmals machte ich in solchen Gesprächen Bemerkungen wie «was du dir alles gefallen lassen musst» oder «ob es das wirklich wert ist», doch sie hörte nie recht hin. Sie schien sich selbst nie zu fragen, ob all dieses Schuften für eine Beförderung, welche ihr nicht garantiert wurde, wirklich wert ist. Sie schien sich nie zu fragen, was sie bei diesem Spiel um mehr Geld, Kontrolle und Verantwortung zu verlieren hatte. Ich hatte jedenfalls irgendwann genug von ihrem unaufhörlichen Gerede ihrer Arbeit, traf mich ein letztes Mal mit ihr, brachte ihr ein Geschenk mit. Ich verabschiedete mich, wohl wissend, dass ich von meiner Seite aus für diese Freundschaft, die keine mehr war keine Zeit mehr aufwenden werde. So wandte ich mich von ihr ab, weil die einstige Harmonie zwischen uns nicht mehr gegeben war und weil sich unsere Interessen und Wertvorstellungen im Leben drastisch verändert hatte. Ich wandte mich von ihr ab, weil ich ihr zeigen wollte was geschieht, wenn sie ihre Freunde nicht schätzen lernt. Indem ich erkannte, dass ich loslassen musste, blieb ich gesund. Hätte ich hinterfragt, weshalb und wieso wir nicht mehr so oft Zeit miteinander verbrachten, wäre ich in eine endlose Sorgenspirale geraten.
Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass sie nach all diesen wertlosen und angedeuteten Versprechungen einer Beförderung, diese jemals erhalten wird. Ende.
Es sind solche Erlebnisse, bei denen ich bewusst wahrnehme, wie sich die Menschen verändern und ich gar nichts dagegen tun kann und sollte. Versuchte ich etwas für eine nicht mehr zu rettende Freundschaft mit allen verfügbaren Mitteln zu tun, so wäre ich gescheitert. Ich halte mich nirgends fest, wo ich loszulassen habe. Ich verliess das brennende Haus der Freundschaft bevor ich von dessen Trümmern erschlagen worden wäre. Indem ich Veränderungen akzeptiere und Menschen loslassen kann, bleibt die Harmonie und der eigene innere Frieden erhalten. Ebenso sollte ich mich niemals des Geldes wegen knechten lassen und sich von den Vorgesetzten jeden Tropfen Lebenskraft zur Erhaltung und Steigerung der Leistung auf der Arbeit nehmen lassen.
Ungesunde Nahrung und Lebensweise
Vernachlässigen wir unser Inneres für unser Äusseres, so leben wir ungesund. Umgekehrt genauso. Viele Menschen leben ungesund, weil sie entweder nur auf den Körper oder den Geist achten. Manche Mitmenschen füllen ihren Körper mit Gift wie fettigem und industriell hergestellten Essen, Zuckergetränke, hochprozentigem Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen. Wieder andere essen gesund, doch sie kümmern sich nicht um ihr Inneres und um die Entwicklung von inneren Werten wie Mitgefühl, Zuneigung, Verständnis, Geduld und Liebe.
Wer nur auf das Äussere achtet, wird mit der Zeit gefühlstaub. Es führt zu Egoismus, massiven Bildungslücken, den Menschen fehlt es vielleicht sogar an Erfahrungen, an welchen sie innerlich wachsen könnten. Menschlichkeit beginnt dort, wo die Härte und Kälte eines Herzens abnimmt. Gefühlsvoll, intensiv, ehrlich, ausdauernd, tiefgründig – menschlich.