Hanspeter Cadonau: «Ehrlicher Wein ist Gott.»
Man liest öfters, dass in diesem Jahr die Weinernte nicht so üppig ausgefallen ist, wie in anderen Jahren. Wie war dein Jahr als Winzer?
Dieses Weinjahr war was vom Extremsten, was ich je erlebt habe. Der Frühling war lange kalt und liess uns wunderbar Zeit, das Jahr ordentlich anzufangen. Kaum wurde es warm ist die ganze Vegetation explodiert. Wir waren zu zweit und hatten keine Chance dem Tempo, welches uns die Natur vorgegeben hat, zu folgen. Im grössten Anfall von Arbeit musste sich mein Kollege wegen stark aufkommenden Lähmungserscheinungen kapitulieren. Von einem Gemüsebetrieb habe ich für drei Wochen vier Mitarbeiter bekommen. So gegen Ende Juli oder August sind diese fleissigen Helfer an einem Samstag nach Hause gefahren, Sonntags habe ich mich erholt und am Montag hat mir der Hagel richtig gehend alles zusammen geschlagen.
Das war es dann!
Es gibt zahlreiche grosse, aber auch kleine Betriebe die Wein produzieren. Wie schaffst du es da aus der Masse hervorzustechen?
Nun, der Wein ist, wie oft fälschlich verstanden, nicht einfach ein Saft der Trauben. Es darf auch niemals als Handelsprodukt abgestempelt werden. Ehrlicher Wein ist Gott. Die höchste Form der Kunst ist der Wein, da die Ehrlichkeit des Winzers vom Magen in die Seele der Menschen dringt.
Wein zu verstehen, findet im Herz und Seele und nicht im Gaumen statt. Es ist für aussenstehende unmöglich zu verstehen. Vielleicht ist es diese meine Sicht der Dinge.
Welcher ist dein persönlicher Lieblingstropfen?
Ich liebe Sie alle gleich. Sie sind wie Literatur, Malerei oder Musik. Je nach Gegebenheit und Lebensgefühl ist einem der Eine mal näher, mal der Andere. Wein für die Liebe und für die Trauer. Eben für alle Gefühle die das Leben so birgt.
Bei Slam Poetry Abenden gibt es oft Schnaps als Preise. Wird es in Chur dieses Mal Wein geben?
Es ist kein Slam in herkömmlichen Sinne. Also es wird kein Wettbewerb. Frieda und Sebastian sind enge Freund von mir. Ihr Zusammenspiel auf der Bühne werden Sie wohl wieder hier in meiner Stube einstudieren. Ich weiss nur ganz wenig, was an diesem Abend passieren wird. Frieda wird wohl, am Piano begleitet, Friederich Holländer Lieder singen und Sebastian Texte aus seinem neuen Buch Congito ergo dumm. Es fühlt sich an wie Weihnachten als Kind.
Wie wichtig ist der Rausch beim Dichten?
Darf man denn in der heutigen Zeit ehrlich auf diese Frage antworten? Grosse, nicht alle, aber die meiste Weltliteratur entstand im Suff. Es ist ein Hochseilakt bei dem am Ende der sichere Absturz einem erwartet.
Was macht Slam Poetry für dich so magisch?
Es ist die Kunst die mit den Wörtern mich in eine fantastische Welt reisen zu lassen. Wie die Instrumente bei der Musik und die Farben und Darstellungen der Malerei.
Die Erkenntnis, dass der Mensch auch ausserordentlich Gutes machen kann.
Wie ist deine Zusammenarbeit mit dem ICT-Atelier entstanden?
Ich habe Andy Reich um eine Zusammenarbeit bei einem Christine Lauterburg Konzert angefragt.
Leider ist diese Veranstaltung sprichwörtlich ins Wasser gefallen.