«Wir erzählen viel - ganz ohne Worte!»
Anna erinnert sich gut, wie sie schon als Kind eine enorme
Faszination für den Zirkus verspürte. Das brachte sie dazu selber Künstlerin zu
werden. «Ich lernte Jonglieren, Einradfahren und Räder zu schlagen und der
Besuch im Zirkus-Knie war stets fest im Programm.» Nach ihrer Ausbildung an der
Schule für Theater, Mime und Tanz COMART in Zürich war es für die Vaduzerin
naheliegend, sich beim Mitspielzirkus Circolino Pipistrello zu bewerben. «Die
Kombination von pädagogischer Arbeit, selbst im Manegen-Licht zu stehen, und
Zirkusromantik zu leben und zu verbreiten war für Bálint und mich die ideale
Kombination. Dazu kam, dass mein Mann seinen noch anstehenden Zivildienst beim
Circolino Pipistrello leisten konnte.»
Der Weg in die Selbstständigkeit
Die Magie der Zirkuswelt ist auch bis zum heutigen Tag nicht verblasst, wie
Anna Kostyál-Büchel sagt. «Für eine kurze Zeit wird mit dem Halt des Zirkus an
einem Ort eine Traumwelt eröffnet, welche Klein und Gross verzaubern mag. Es
wird alles wunderschön aufgebaut, ein Dorf entsteht, ein kleiner in sich
stimmiger Kosmos. Am Abend, wenn es eindunkelt, die Lichter am Zelt und in den
Zirkuswagen, dem Zuhause der Artisten, brennen, es ruhig um die Manege wird,
das gefällt mir. Nach Abfahrt bleibt lediglich ein Abdruck auf der Wiese und
die Erinnerungen.» Auch wenn die beiden Artisten die Zeit beim Circolino
Pipistrello als sehr intensiv und bereichernd empfanden, blieb ihnen dort wenig
Freiraum für eigene Projekte, wie Bálint rückblickend feststellt. «Nach drei
Jahren hatte ich den starken Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und
somit fiel die Entscheidung, die grosse Truppe zu verlassen. So konnte ich dann
all meine Energie auf unser eigenes Projekt konzentrieren.»
Kleinkunstwochenende in Vaduz
Dass sich der Schritt in die Selbstständigkeit gelohnt hat, zeigt ein Blick auf
das diesjährige Programm, welches laut Anna wieder mal ziemlich bunt aussieht.
«Während der kalten Jahreszeit unterrichten wir in verschiedenen Theatern und
Zirkusschulen, geben Workshops und treten an Geburtstagsfesten, Schulen und
Firmenanlässen auf. Seit April sind wir nun mit unserem Zirkuswagen-Gespann
unterwegs, gestalteten ein Theaterlager bei der Theaterwerkstatt Fahrwerk Ö!
mit, unterstützen den Circolino Pipistrello auf Tournée und geben selbst
Vorstellungen auf unserer Wanderbühne.» Zudem sei Bálint und sein Duo-Partner
Stefan Schäfer mit ihrem Strassentheaterprogramm «Men On Birds» an verschiedenen
Festivals anzutreffen und Bálint gebe hier und dort Solo-Vorstellungen,
schminke Kindergesichter und forme Ballone. «Dieses Jahr organisieren wir zudem
unser 2. Kleinkunstwochenende in Vaduz, welches vom 7.-9. Juli stattfindet und
eine grosse Portion Kultur ins Quartier bringen wird.» Ihre Kunst solle
möglichst einem bunt durchmischten Publikum gefallen. «Uns ist es wichtig, dass
wir mit unseren Programmen Erwachsene und Kinder ansprechen und uns alle
Menschen verstehen. So kombinieren wir Elemente aus dem Zirkus und Theater,
spielen Musik und verwenden wenige ausgewählte Requisiten auf unterschiedliche
Art und Weise.» Speziell sei sicher noch zu erwähnen, wo das ganze Spektakel
stattfinde. «Die Vorstellungen finden vor unserem Zuhause, einem schönen Zirkuswagen
aus Holz und runden Fenstern, auf der Freiluftbühne statt. Mit liebevollen
Details entführen wir das Publikum in eine kleine, schmucke Zirkuswelt. Wir
erzählen viel - ganz ohne Worte!»
Das Künstlerleben unterwegs fessle sie beide immer noch sehr. Diese Freiheit gegen einen «normalen Job» einzutauschen, sei für sie keine Option, wie Bálint sagt. «Durch das Leben im Zirkuswagen halten sich unsere Fixkosten relativ niedrig, dies ermöglicht uns mehr Freiräume. Über die Jahre haben wir eine Menge Kontakte geknüpft, sind an unzähligen Orten aufgetreten und erfahren jetzt, dass sich die Auftrittsplanung dadurch vereinfacht und wir viele Anfragen bekommen. Durch die Kombination von Shows und pädagogischer Arbeit haben wir sozusagen zwei grosse Standbeine, mit welchen wir glücklicherweise unseren Lebensunterhalt generieren können.» Wie es aussieht, wenn alle Rädchen ineinandergreifen und die Compagnie Tarkabarka gut aufgestellt ist, kann man am aktuellen Reiseplan des Duos sehen. Da werden laut Anna sicher einige hundert Kilometer zusammenkommen bis Ende Jahr. «Diesen Sommer sind wir samt Zirkuswagen in der Schweiz und Liechtenstein anzutreffen. So spielen wir zum Beispiel in Basel, Bern und Biel, Pfäffikon am schönen Pfäffikersee und in Schaan und Vaduz.» Ihr Mann Bálint reise sogar mit Stefan zusammen auf die Ostseeinsel Usedom und nach Aurillac in Frankreich für Auftritte an Festivals mit den Straussenvögeln. Wer die «Tarkabarkas» in der Region erleben will, hat bald einige Gelegenheiten dazu, beispielsweise am 17. Und 18. Juni auf dem TAK-Vorplatz in Schaan, am Kleinkunstwochenende vom 7. Bis am 9. Juli in Vaduz oder auch am 2. September in Buchs, an der Saisoneröffnung vom Werdenberger Kleintheater fabriggli.