«Wir erzählen viel - ganz ohne Worte!»
Bild/Illu/Video: Németh Andràs Péter

«Wir erzählen viel - ganz ohne Worte!»

Anna erinnert sich gut, wie sie schon als Kind eine enorme Faszination für den Zirkus verspürte. Das brachte sie dazu selber Künstlerin zu werden. «Ich lernte Jonglieren, Einradfahren und Räder zu schlagen und der Besuch im Zirkus-Knie war stets fest im Programm.» Nach ihrer Ausbildung an der Schule für Theater, Mime und Tanz COMART in Zürich war es für die Vaduzerin naheliegend, sich beim Mitspielzirkus Circolino Pipistrello zu bewerben. «Die Kombination von pädagogischer Arbeit, selbst im Manegen-Licht zu stehen, und Zirkusromantik zu leben und zu verbreiten war für Bálint und mich die ideale Kombination. Dazu kam, dass mein Mann seinen noch anstehenden Zivildienst beim Circolino Pipistrello leisten konnte.»


Der Weg in die Selbstständigkeit

Die Magie der Zirkuswelt ist auch bis zum heutigen Tag nicht verblasst, wie Anna Kostyál-Büchel sagt. «Für eine kurze Zeit wird mit dem Halt des Zirkus an einem Ort eine Traumwelt eröffnet, welche Klein und Gross verzaubern mag. Es wird alles wunderschön aufgebaut, ein Dorf entsteht, ein kleiner in sich stimmiger Kosmos. Am Abend, wenn es eindunkelt, die Lichter am Zelt und in den Zirkuswagen, dem Zuhause der Artisten, brennen, es ruhig um die Manege wird, das gefällt mir. Nach Abfahrt bleibt lediglich ein Abdruck auf der Wiese und die Erinnerungen.» Auch wenn die beiden Artisten die Zeit beim Circolino Pipistrello als sehr intensiv und bereichernd empfanden, blieb ihnen dort wenig Freiraum für eigene Projekte, wie Bálint rückblickend feststellt. «Nach drei Jahren hatte ich den starken Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und somit fiel die Entscheidung, die grosse Truppe zu verlassen. So konnte ich dann all meine Energie auf unser eigenes Projekt konzentrieren.»

Kleinkunstwochenende in Vaduz
Dass sich der Schritt in die Selbstständigkeit gelohnt hat, zeigt ein Blick auf das diesjährige Programm, welches laut Anna wieder mal ziemlich bunt aussieht. «Während der kalten Jahreszeit unterrichten wir in verschiedenen Theatern und Zirkusschulen, geben Workshops und treten an Geburtstagsfesten, Schulen und Firmenanlässen auf. Seit April sind wir nun mit unserem Zirkuswagen-Gespann unterwegs, gestalteten ein Theaterlager bei der Theaterwerkstatt Fahrwerk Ö! mit, unterstützen den Circolino Pipistrello auf Tournée und geben selbst Vorstellungen auf unserer Wanderbühne.» Zudem sei Bálint und sein Duo-Partner Stefan Schäfer mit ihrem Strassentheaterprogramm «Men On Birds» an verschiedenen Festivals anzutreffen und Bálint gebe hier und dort Solo-Vorstellungen, schminke Kindergesichter und forme Ballone. «Dieses Jahr organisieren wir zudem unser 2. Kleinkunstwochenende in Vaduz, welches vom 7.-9. Juli stattfindet und eine grosse Portion Kultur ins Quartier bringen wird.» Ihre Kunst solle möglichst einem bunt durchmischten Publikum gefallen. «Uns ist es wichtig, dass wir mit unseren Programmen Erwachsene und Kinder ansprechen und uns alle Menschen verstehen. So kombinieren wir Elemente aus dem Zirkus und Theater, spielen Musik und verwenden wenige ausgewählte Requisiten auf unterschiedliche Art und Weise.» Speziell sei sicher noch zu erwähnen, wo das ganze Spektakel stattfinde. «Die Vorstellungen finden vor unserem Zuhause, einem schönen Zirkuswagen aus Holz und runden Fenstern, auf der Freiluftbühne statt. Mit liebevollen Details entführen wir das Publikum in eine kleine, schmucke Zirkuswelt. Wir erzählen viel - ganz ohne Worte!»

Mit zwei Standbeinen unterwegs
Das Künstlerleben unterwegs fessle sie beide immer noch sehr. Diese Freiheit gegen einen «normalen Job» einzutauschen, sei für sie keine Option, wie Bálint sagt. «Durch das Leben im Zirkuswagen halten sich unsere Fixkosten relativ niedrig, dies ermöglicht uns mehr Freiräume. Über die Jahre haben wir eine Menge Kontakte geknüpft, sind an unzähligen Orten aufgetreten und erfahren jetzt, dass sich die Auftrittsplanung dadurch vereinfacht und wir viele Anfragen bekommen. Durch die Kombination von Shows und pädagogischer Arbeit haben wir sozusagen zwei grosse Standbeine, mit welchen wir glücklicherweise unseren Lebensunterhalt generieren können.» Wie es aussieht, wenn alle Rädchen ineinandergreifen und die Compagnie Tarkabarka gut aufgestellt ist, kann man am aktuellen Reiseplan des Duos sehen. Da werden laut Anna sicher einige hundert Kilometer zusammenkommen bis Ende Jahr. «Diesen Sommer sind wir samt Zirkuswagen in der Schweiz und Liechtenstein anzutreffen. So spielen wir zum Beispiel in Basel, Bern und Biel, Pfäffikon am schönen Pfäffikersee und in Schaan und Vaduz.» Ihr Mann Bálint reise sogar mit Stefan zusammen auf die Ostseeinsel Usedom und nach Aurillac in Frankreich für Auftritte an Festivals mit den Straussenvögeln. Wer die «Tarkabarkas» in der Region erleben will, hat bald einige Gelegenheiten dazu, beispielsweise am 17. Und 18. Juni auf dem TAK-Vorplatz in Schaan, am Kleinkunstwochenende vom 7. Bis am 9. Juli in Vaduz oder auch am 2. September in Buchs, an der Saisoneröffnung vom Werdenberger Kleintheater fabriggli.

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