Vom Fabriggli in die Traumfabrik
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Vom Fabriggli in die Traumfabrik

Die 18-jährige Aline erinnert sich noch gut an ihre erste Begegnung mit der Schauspielerei. Denn als sie mit vier Jahren erstmals den Zirkus Knie besuchte, war sie zu tiefst beeindruckt. «Ich wollte auch auf der Bühne stehen und habe es dann mit meiner Schwester zu Hause nachgespielt. Allgemein wenn ich eine Film gesehen habe, ein Buch gelesen oder eine Theateraufführung besucht habe, habe ich mich immer in die Charaktere hinein versetzt und wollte auch so sein wie sie.» Die Begeisterung für’s Theater schwappte von Aline auch auf ihre zwei Jahre jüngere Schwester Livia über, die sich heute noch gerne an die spontanen Rollenspiele mit Aline erinnert, welche in ihrer Kindheit zu den liebsten gemeinsamen Beschäftigungen gehörten.


Die gemeinsame Passion der Schauspielerei der Rohrer Schwestern blieb auch in der Schule Buchs nicht unbemerkt, weshalb die Zwei bereits früh bei keiner Aufführung mehr weg zu denken gewesen sind. Vor allem dank dem Einsatz der heutigen Theaterleiterin Bettina Bärtsch-Herrmann, die auch Aline’s Lehrerin in der Primarschule war, wurden die beiden inspiriert und fanden ihren Weg auf die Bühne im Kleintheater Fabriggli, wo sie ihr Talent weiter ausbauen könnten.


Das erste Mal auf der grossen Bühne vor einem Publikum blieb der heute 16-jährige Livia als ein ganz spezieller und unvergesslicher Moment in Erinnerung. «Diese Mischung aus Nervosität, Vorfreude, dann das Schauspielern auf der Bühne, im Rampenlicht zu sein und zum Schluss der Applaus der Zuschauer, ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl.» Angesteckt durch diesen Virus liess das Theaterfieber Livia und Aline nie wieder los. Für sie beide ist das Förderprogramm des Fabrigglis ein echter Segen, denn es sei nicht gerade selbstverständlich, dass ein Theater ein solches Förderprogramm für die Jugendlichen auf die Beine stellt und dass dies auch gleich noch so direkt vor ihrer Haustüre passiere, erklärt Aline. «Ich glaube es ist wichtig, dass Kinder, Jugendliche aber auch «Erwachsene» eine Chance bekommen irgendwo in einer Gruppe gemeinsam kreativ sein zu können und ein Projekt auf die Beine zu stellen. Im Fabriggli geht das wunderbar. Man kann seinen Alltag für zwei Stunden ablegen und seiner Kreativität freien Lauf lassen. Es gibt nichts was man dabei falsch machen könnte oder dass man zum Beispiel in einer Konkurrenz zueinandersteht. Es geht einfach um das Ausprobieren, in der Gruppe arbeiten, Neues lernen und sich in ein Projekt reinhängen, damit es nachher ein gutes Resultat erzielt. Das Theaterspielen bietet einem vieles. Man kann Erfahrungen/Erlebnisse sammeln und es gibt einem auch einige wichtige Sachen mit auf den Lebensweg.» Diese Freude am gemeinsamen Austoben und Ausprobieren zeigt auch der Fakt, dass Aline bereits bei sechs, Livia sogar schon bei sieben Fabriggliproduktionen mit von der Partie war.


Schauspielerei sei einfach genial, sagt Livia Rohrer. «Es gibt viele positive Aspekte, aber ich denke einer der besten ist es, sich einfach in verschiedene Rollen versetzen zu können, seine Emotionen zu zeigen und natürlich auch die grossartige Zusammenarbeit mit den Kollegen.» Auch Aline kommt kaum aus dem Schwärmen heraus, wenn sie einmal ansetzt und aus dem Nähkästchen heraus zu plaudern beginnt. «Oh, es gibt so viele tolle Sachen. Ich finde es immer schön einen Charakter zu schaffen und für einige Zeit meinen eignen abzulegen. Gerade wenn wir ein eigens Theaterstück schreiben geht das sehr gut. Für mich ist die Schauspielerei so wie eine Sucht. Wenn man einmal damit angefangen hat, ist es schwer wieder davon loszukommen. Natürlich ist das Tolle an der Schauspielerei oder gerade am Theaterspielen auch das Auftreten. Es gibt einem einen Adrenalinkick. Erst mit dem Publikum fängt man richtig an zu spielen und das macht großen Spass.» Nicht nur die Freude an der Kunstform an und für sich eint die Schwestern, auch beim liebsten Genre fällt die Wahl der Beiden auf die Komödien. Dies hat laut Livia eine einfache Erklärung. «Wir haben unsere Stücke meist selber geschrieben und diese waren immer Komödien.»


Auch wenn beide sich noch nicht schlüssig sind, ob sie später einmal lieber beim Film oder in einer Serie mitspielen würden, bleibt doch eines klar für die Zukunft: Ohne Schauspielerei geht es nicht.


Livia erwägt ihr Hobby zu einem späteren Zeitpunkt eventuell zum Beruf zu machen. «Ich denke der Weg zur Schauspielerin ist bestimmt nicht ganz einfach. Trotzdem träume ich immer davon einmal Schauspielerin zu werden und weiss, dass es das ist, was mich glücklich macht. Ich könnte mir auch vorstellen etwas zu studieren und mich nebenbei weiterhin der Schauspielerei zu widmen.» Auch ihre ältere Schwester hat sich zu diesem Thema schon Gedanken gemacht. «Es ist durch aus etwas, was ich sehr gerne machen würde. Ich glaube ich wäre mutig genug diesen Schritt zu gehen. Bei mir geht es langsam aber sicher in Richtung Berufswahl und ich stelle mir immer wieder die Frage, was ich eigentlich genau will. Die Schauspielerei ist sehr risikohaft, aber für mich sehr verlockend. Grundsätzlich würde ich das Risiko gerne eingehen und ich glaube auch, wenn man etwas wirklich will, dann kann man es auch schaffen. Es gibt aber auch noch andere Berufe die mich interessieren und vielleicht würde ich es dann schrittweise angehen. Aber wir werden sehen...»


Ob die beiden Rohrer Schwestern irgendwann in die Fussstapfen ihrer Vorbilder Emma Watson, Meryl Streep, Lily Tomlin, Jane Fonda, Romy Schneider oder anderen treten, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Was aber sicher wie das Amen in der Kirche kommt, sind weitere Fabriggli-Produktionen mit den Rohrer Schwestern, die neben den Familien und Verwandten auch beim restlichen Publikum für viel Freude sorgen werden. «Wenn die Theatersaison wieder startet und ich Licht im «Backstageroom» erblicke, wird es mir ganz warm ums Herz.», erklärt die jüngere Livia abschliessend.


Details zum Bild: Die Rohrer-Schwestern bei einer Aufführung im Fabriggli Buchs 2019. In der Mitte Aline, rechts neben ihr Livia.

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