Marc Sway und die Schubladen der Musikwelt
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Marc Sway und die Schubladen der Musikwelt

Es war regnerisch und doch hielt das die Besucherschar nicht davon ab ins Fabriggli zu stürmen. Für einmal zeigte sich, dass bei einem solchen Ansturm, die Polizei Buchs auch mal ein Auge zudrücken kann, denn die Suche nach einem Parkplatz gestaltete sich ausserordentlich spannend. Vor dem Kleintheater bildete sich schon eine gute Stunde vor dem Anlass eine enorm grosse Menschentraube, welche den Konzertabend mit Sway sich nicht entgehen lassen wollte.

Sommer in Buchs
Die Bühne war liebevoll dekoriert in kunterbunten Farben und es lag eine warme Sommerbrise in der Luft. Schwierig gestaltete sich das Foto-Knipsen, denn die Plätze in der ersten Reihe wurden von Frauen und Kindern besetzt. Nicht nur das Bühnenbild erzählte von Fernweh, auch Sway’s Liveband begann mit Buschtrommeln, die unweigerlich an den Michael Jackson Hit «They don’t care about us» erinnerten. Der Latinstar tänzelte begleitet von seiner Schwester auf die Bühne und legte sofort los. Die sehr tanzbaren Klänge animierten zur absoluten Bewegungsfreiheit, welche durch die Limitierung des Platzes nicht gerade optimal ausgelebt werden konnten. Ich für meinen Teil genoss nach dem zweiten Lied das Konzert aus etwas Distanz, was meiner Spiegelreflexkamera sicher auch dienlich war. Wie Sway in seinen Pressetexten schreibt, ist bei jedem seiner Konzerte ein richtiges Fest wie in Brasilien geplant. In Buchs fand dies vor allem bei den «Cüppli-trinkenden»-Zuschauerinnen viel Gefallen. Etwas Fernweh vermischt mit dem lausigen Aprilwetter und Sway wurde mit seinen südamerikanischen Klängen von der Meute regelrecht angehimmelt.

Einordnungsschwierigkeiten
Marc Sway zeigte sich mit seiner tiefen Stimme stets offen und dankbar dem Publikum gegenüber, doch irgendwie liess der servierte Sprachencocktail auch einige Fragezeichen im Raum stehen. Es gibt wenige Künstler in der Schweiz, die so flexibel von Lied zu Lied zwischen den Sprachen hin und her switchen, doch als Sway neben Mundart, Portugiesisch und Englisch auch noch auf Hochdeutsch ein Lied anstimmte, war dies ein wenig irritierend.


Andere grosse Hechte im Schweizer Musikbusiness sind einfach einzusortieren, doch bei ihm gelingt das zumindest sprachlich irgendwie nicht. Ob da Kalkül oder Auslandambitionen im Spiel sind, ist schwierig zu sagen, doch irgendwie ist es vielleicht auch mal spannend für einen Musikkritiker, einen Künstler nie richtig in nur eine Schublade stecken zu können. Die Flexibilität mit den Sprachen kam Marc Sway an diesem Abend in Buchs aber auch noch zu Gute, denn die Version des Überhits «Us Mänsch», gerappt von seinem Percussionisten auf Italienisch war spannend und begeisterte, trotz Abwesenheit seines Kumpels Bligg.

Fazit
Marc Sway kämpft auf vielen sprachlichen Ebenen gegen Vorurteile, für eine mitreissende Party und für ein sommerliches Wohlgefühl bei der Zuhörerschaft. Durch diese Rezeptur der guten Laune, wird das Schubladendenken irgendwie überflüssig und wer sich dem Experiment seiner Liveshows mit tighter Liveband hingibt, findet erinnerungswürdige Momente voller Freude und einen Frontmann, der motiviert ist, auch vor 300 Menschen so zu unterhalten, als würde er gerade vor dem ausverkauften Hallenstadion singen.       

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