«Wir hatten vielleicht auch Glück»
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«Wir hatten vielleicht auch Glück»

Jan Edelbauer erinnert sich noch gut daran, wie die Idee zum eigenen Likör entstanden ist. Sein Kumpel Egli und er hätten nämlich am Churerfest einen Stand betrieben und wollten somit die Möglichkeit nutzen einen eigenen Shot anzubieten. «Damals haben wir gedacht, da alle gerne ‘Berliner Luft’ haben, dass wir diesen mit einem anderen Geschmack oder Sirup mischen und so unseren eigenen Shot rausbringen können.» Doch ganz so einfach war es dann doch nicht, wie sich das Experiment bei Marco Egli zuhause zeigte. «Wir haben dann eine Flasche ‘Berliner Luft’ sowie zwanzig verschiedene Sirupe genommen und damit versucht, irgendwas Gescheites anzumischen. Das ist dann ziemlich in die Hose gegangen und es hat alles recht beschissen geschmeckt.» Doch ganz aufgeben wollten die beiden Diskjockeys ihren Traum nicht. «Wir haben dann später Gedanken gemacht, wie ein Likör von Grund auf hergestellt wird. Dabei haben wir herausgefunden, dass dies nicht eine riesige Hexerei ist. So haben wir dann unsere ersten Schritte vom reinen Trinkalkohol mit verschiedenen Geschmacksstoffen und dann eben Bergamotte zur ersten Version von ‘Bündner Minze’ zu kommen.»

Die Geschichte hinter der Marke
Auf diesen Geschmack sind sie gekommen, da die Kindheitserinnerung an das «Rhäzünser Bergamotte» noch omnipräsent in ihren Köpfen gewesen sei. «Wir haben uns dann dran gemacht und geschaut, wo wir ein natürliches Bergamotte-Aroma herkriegt. Wir haben da einen Partner gefunden, der mit uns das Minze- und Bergamottearoma, so wir’s wollten, gemeinsam entwickelt hat.» Doch der ursprünglich geplante Name des Produkts stellte die zwei in Chur wohnhaften Geschäftsmänner vor neue Herausforderungen, wie Edelbauer sagt. «Wir haben einen Hinweis bekommen, dass es vielleicht nicht so klug wäre, wenn wir uns ‘Churer Luft’ nennen, vor allem wenn wir grösser werden. Solange wir klein sind, interessiert das ‘Berliner Luft’ wahrscheinlich nicht, ob es noch eine ‘Churer Luft’, ‘Glarner Luft’ oder was auch immer gibt.» Es sei aber an sie herangetragen worden, sich das nochmals genauer zu überlegen. «Wir haben dann mit verschiedenen Markenrechtsanwälten das Thema behandelt und sogar ‘Churer Luft’ bereits geschützt. Schützen kann man alles, nur bei einem Rechtsstreit sieht die Ausgangslage dann vielleicht ein bisschen kritischer aus. Wenn jemand das vor dir geschützt hat, sind die Chancen vor Gericht klein. Das ist bei ‘Berliner Luft’ klar der Fall. Das heisst ‘Luft’ ist von ihnen europaweit geschützt im Zusammenhang mit Spirituosen und alkoholischen Getränken. In einem Markenrechtsstreit würde dann ‘Berliner Luft’ gegen ‘Churer Luft’ stehen und ‘Churer’ würde dann scheinbar nur als Herkunftsbezeichnung gelten und gestrichen werden. Wenn dann ‘Luft’ gegen ‘Luft’ steht, ziehen wir den Kürzeren, da der Begriff bereits von ‘Berliner Luft’ geschützt worden ist.» Jan Edelbauer, den die meisten nur «Smüde» nennen, findet, es wäre schade ein solches Risiko einzugehen und sie, wenn das Produkt grösser wird, alles einstampfen müssten, obwohl man es schon vorher besser gewusst hätte.

Zufrieden mit der Entwicklung
Obwohl ein Likör schwierig zu bewerben ist, entwickelt sich die Firma von Jan Edelbauer und Marco Egli prächtig. «In einer kleinen Garage haben wir gestartet, von der wir dachten, dass wir ein, zwei Jahre dort bleiben werden. Inzwischen durften wir uns in einen 110- Quadratmeter grossen Raum einmieten, wo unser Lager und unsere Produktion auch Platz findet. Wir haben ausserdem eine GmbH gegründet, damit alles auf festen Beinen steht.» Doch nicht nur die Zahlen der Bestellungen, sondern auch die Rückmeldungen stimmen die Unternehmer positiv. «Das Produkt findet guten Anklang, da es 100 Prozent natürlich ist und zudem noch in der Schweiz produziert wird. Wir hatten vielleicht auch Glück. Wir sind schon sehr zufrieden, wie weit wir in der eher kurzen Zeit gekommen sind.» Einen kleinen Haken hat die Geschichte jedoch noch, wie der Marketingmensch Jan Edelbauer erklärt. «Ich hatte zum Start gewisse Vorstellungen, wie ein solches Produkt vermarktet werden sollte. Wir haben da aber komplett ausser Acht gelassen, dass wir in der Schweiz ein Werbeverbot haben für hochprozentigen Alkohol, an welches wir uns auch klar halten möchten.» Unter diesen Richtlinien, die es da gibt, doch irgendwie im Gespräch zu bleiben und zeigen zu können, was man macht, brauche mehr Energie, als bei einem ‘normalen’ Produkt, dass man einfach so raushauen könne. Doch glücklicherweise erhalte die «Bündner Minze» viel Unterstützung. «Was wirklich zählt, ist die Gastronomie, die wir im Rücken hatten und die das Produkt an den Konsumenten gebracht hat. Es ist schön zu sehen, dass wir eine Rezeptur gefunden haben, die den Leuten schmeckt. Beim Etablieren sind wir immer noch mittendrin. Ich sage immer, es geht zwei Schritte nach vorne und gleichzeitig einen zurück, darum ist es nicht ganz einfach. Doch man kann es schaffen.» Längerfristig sein geplant, die Freude nicht zu verlieren und zum «Bündner Shot» schlechthin zu werden, wie Edelbauer abschliessend sagt. «Wenn wir es schaffen, dass irgendwann in einem Bündner Geschenkkörbli, neben der Nusstorte auch noch eine Flasche Bündner Minze steht, dann haben wir es geschafft.»

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