Wer bist du heute?
Bild/Illu/Video: Stefan Schwarz

Wer bist du heute?

Oftmals habe ich das Gefühl, dass wir Menschen einmal in eine Rolle geschlüpft sind und dort dann ewig bleiben. Der eine ist der Sportliche, der andere der Wirtschaftsinteressierte, die nächste malt gerne und der letzte ist oft aggressiv. Mit solchen Eigenschaften und Interessen identifizieren wir uns häufig über mehrere Jahre, ganz gleich ob sie noch zu uns passen und ob wir uns darin wohlfühlen. Nicht nur jeder selbst, sondern auch das Umfeld gibt einem einen solchen Stempel. Wir speichern die Menschen nämlich nicht nur mit ihrem Namen ab, sondern auch mit ihren Interessen und natürlich den Charaktereigenschaften.


Ist es aber nicht häufig so, dass wir in dieser Rolle bleiben, nur weil es für uns angenehmer ist als eine Veränderung und etwas Neues? Im Laufe des Lebens ändern sich die Interessen, die Hobbys und auch der Mensch an sich änderst sich ständig. Wir sollten also nicht mehr an einer Rolle festhalten, wenn sie nicht mehr zu uns passt. Wir dürfen ein Hobby aufgeben, wenn es uns keinen Spass mehr macht. Wir müssen nicht etwas tun, nur damit andere nicht enttäuscht sind. Wir dürfen uns selbst weiterentwickeln und verändern, ohne Angst, dass wir den anderen nicht mehr gefallen.

Wenn eine Veränderung sich richtig anfühlt, das Umfeld jedoch nicht mitzieht, dann sind sie vielleicht nicht die richtigen Menschen in dieser Lebensphase. Menschen kommen und gehen, das ist zwar nicht immer angenehm, jedoch genauso wenig zu vermeiden.


Wenn wir verzweifelt an etwas festhalten, dann können wir uns nicht weiterentwickeln.


Ich selbst habe ein paar Jahre Leistungssport betrieben und dann plötzlich aufgehört, da es sich nicht mehr gut für mich angefühlt hat. Ich denke viele konnten es nicht wirklich nachvollziehen, auch wenn sie es mir gegenüber nie erwähnt haben. Ich hatte auch Angst, andere zu enttäuschen, habe ich mit Sicherheit auch, doch es ist mein Leben und ich muss wissen, wie ich es nutzen will. Ich hatte auch Angst, dass ich es später bereuen würde, doch ich habe es bis jetzt noch nie getan. Es war nämlich keine Kopfentscheidung, sondern eine Entscheidung von meinem Herzen und meinem Bauchgefühl, worauf ich meistens zählen kann.


Angst vor Neuem ist normal, denn Menschen lieben Gewohnheiten. In einem neuen Terrain ist man angreifbar und verletzlich. Stell dir vor, ein Tiger aus dem Zoo wird in der Wildnis ausgesetzt. Er weiss nicht, wie das Leben dort ist, wo die Feinde lauern, wo seine Beute sich versteckt. Zunächst muss er alles erkunden und wird unsicher sein. Doch mit der Zeit steckt er sein Revier ab und wird es dort beherrschen. Was ich damit sagen will? Auch bei den Tieren ist es nicht anders, Neues braucht Zeit. Doch wenn es das richtige ist, dann wird man es mit der Zeit merken.


Wir dürfen uns jeden Tag fragen, ob wir das Leben, welches wir leben als erfüllt empfinden. Wenn nicht, dann dürfen wir Veränderungen einleiten. Das Ziel ist es nicht, Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern glücklich zu sein. Also frage dich doch regelmässig: Wer will ich heute sein?

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