Das Leben ist eine Reise
Bild/Illu/Video: Stefan Schwarz

Das Leben ist eine Reise

Was ist denn falsch daran, das Leben als Schritt zu sehen? Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass dies nur meine persönliche Meinung ist und als Anregung dienen soll. Falsch ist es meiner Meinung nach nicht unbedingt, doch für mich einfach nicht passend. Oft wird einem gesagt, man soll Schritt für Schritt an eine Sache herangehen. Ein Schritt ist für mich etwas abruptes, etwas das ein ganz klarer Beginn und ein klares Ende hat. Bei einem Schritt denke ich an etwas vorbestimmtes, etwas das nicht viel Platz für Spielraum hat. Zudem verbinde ich Schritte mit etwas kurzem, kurzfristigem.

Häufig nimmt man sich doch vor, von heute auf morgen alles anders zu machen oder irgendetwas zu verändern. Manche möchten sogar von heute auf morgen ihr Leben auf den Kopf stellen. Grösstenteils klappt es nicht immer sofort und man gibt auf oder zweifelt im schlimmsten Fall an sich selbst. Schuld daran sind eben diese Schritte, welche wir unternehmen. Wir denken, wir können und von heute auf morgen um 180° ändern. In manchen Fällen kann dies funktionieren, doch Veränderung ist ein Prozess – eine Reise.


Ich stelle mir das Leben gerne als einen Zug vor. Man sitzt seinem Zug, zu Beginn ist die Familie mit dabei. Nach und nach steigen weitere Leute mit ein – die Freunde/Freundinnen oder sonst einfach Menschen, welche eine Bedeutung im Leben der jeweiligen Person haben. Manchmal steigen die Leute aber auch wieder aus, sei das durch den Tod oder weil man den Kontakt verliert. Dieser Zug hält auch an verschiedenen Haltestellen, das sind die Situationen, welche man bewältigt oder Dinge, die man im Leben lernen soll. Manche Leute steigen an diesen Haltestellen mit aus und helfen einem, andere warten, bis man zurück kommt.


Ein Zug springt nicht von einer Haltestelle zur nächsten. Er muss zunächst anfahren, bis er in Fahrt kommt und schliesslich abbremst. Manchmal sind es bis zur nächsten Haltestelle nur einige hundert Meter (im Leben dann wenige Tage oder Wochen), manchmal dauert es aber auch viele hundert Kilometer (im Leben wären dies vielleicht Jahre). Es geht nicht immer gleich schnell, doch der Zug springt nicht, er fährt, er begibt sich auf eine Reise. Es kann auch sein, dass er mal eine Zeit am Bahnhof stehen bleibt oder dass er sich mal verfährt. Doch schliesslich findet er immer wieder auf das Hauptgleis zurück.


Wenn man das Leben als Reise und nicht als Schritt ansieht, wird einem meinen Empfindungen nach der Druck genommen. Es muss nicht alles von heute auf morgen geschehen oder gar funktionieren. Teils erreicht man sein Ziel schneller, teils braucht es mehr Zeit. Das Ziel kann sich jeder selbst setzten, bewusst oder unbewusst.


Manchmal müssen vielleicht auch erst noch die richtigen Personen in den Zug einsteigen oder andere aussteigen. Auf der Fahrt zur nächsten Haltestelle bleibt genug Zeit, altes  zu verarbeiten und sich auf eine neue Aufgabe vorzubereiten. Wenn man das Leben als Reise betrachtet, kann man von einer Reise ins Ungewisse sprechen. Denn wer weiss schon, wo uns die Reise hinführt?

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