Die Natur alleine geniessen
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Die Natur alleine geniessen

Dass ich endlich wieder einmal den Lauten der Natur lauschen konnte, der grässlichen Grossstadt entfliehen in die Freiheit und Geborgenheit des Waldes und der angrenzenden, weiten, naturbelassenen Felder. Je weiter ich mich von der Grossstadt entfernte, desto klarer wurde der Himmel. Rund eine halbe Stunde lief ich in den Wald hinein, bis ich an den Ort gelangte, an dem ich schon öfter war. Währenddessen blühte die Nacht auf.


Durch das Geäst entdeckte ich den fast vollen Mond am Himmel. Die Taschenlampe liess ich bewusst in der Tasche, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten und mir später das Einschlafen erleichtern. Hinter einem grossen Felsen verborgen, fand ich dann meinen Ort. Müde stellte ich den Rucksack auf den ebenen Grund ab und setzte mich für eine Minute. Ich lauschte den Klängen der Nacht.


Irgendwo in der Ferne hörte ich eine Eule heulen. Schliesslich raffte ich mich wieder auf und baute zwischen zwei Bäumen meine Hängematte auf. Licht hatte ich genug, der Mond leuchtete mir glücklicherweise durch das dünne Geäst der Lärchen und Tannen.


Über die Hängematte spannte ich mein Tarp. Mit Heringen trieb ich die Enden der Schnüre in den Boden. Da es in den letzten Tagen nicht geregnet hatte, war alles umliegende Holz trocken und für ein Feuer gebrauchsfähig. Ich sammelte haufenweise Holz, um für diesen Abend und den nächsten Morgen genug zu haben. Schnell entzündete ich mit meinem Feuerstahl die tote Birkenrinde. Kurz darauf leuchtete ein grosser Holzhaufen hell in die Nacht hinein. Unter einem müden Seuftzen liess ich mich nieder und packte die mitgeschleppten Würste und den Speck aus. Was hatte ich für einen Hunger.


Nach dem Nachtessen liess ich das Feuer ausgehen und beobachtete die Umgebung von meinem Sitzplatz aus. Zu meiner Rechten Stand ein grosser Felsen. Schaute ich geradeaus, sah ich die wenigen Lichter des Alpendorfes rund einen halben Kilometer in der Ferne.


Sie schienen matt durch die Blätter und Nadeln hindurch. Links des Lagers hatte ich das gesammelte Holz aufgetürmt, das mir morgen früh den Hintern wärmen würde. Dahinter erstreckte sich der Wald, bis er nach etwa fünfzig Metern abfiel auf die Höhe des Dorfes. Die Glut war mittlerweile erloschen, es wurde kalt. Ich zog die Schuhe aus und schlüpfte in die Hängematte, in den Schlafsack. Der ganze Druck der Arbeit fiel von meinen Schultern. Ich war seit langem wieder zufrieden. Müde schloss ich die Augen und schlief ein.


Es dämmerte bereits und ich schlüpfte aus dem Schlafsack. Ich fröstelte am ganzen Körper. Schnell zog ich die Schuhe an. Dann entfachte ich mit dem Holz ein Feuer. Rasch wuchs die Flamme und wärmte meinen kalten Leib. Nach dem kurzen Frühstück baute ich die Hängematte und die Plane ab, schulterte den Rucksack.


Dichte Wolken waren über Nacht aufgezogen. Es war zwei Uhr nachmittags als es zu regnen begann. Solche Momente sind wunderschön. Man sieht die Eichhörnchen und Vögel zurück in die Nester hasten. Die Luft riecht frisch, frisch nach Regen.


Zwei Tage später um zwölf Uhr befand ich mich in Chur. Dort ass ich bei einem Imbiss etwas zu Mittag. Gestärkt stieg ich in den Zug nach Hause. Wehmütig dachte ich an die vergangenen Tage, dachte daran wie schön diese Zeit doch gewesen ist.

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