Speicherwolken
Also brachte ich das alte Teil nochmals in die Reparatur. Trotz des mitleidigen Lächelns des Verkäufers liess ich das vorsintflutliche Smartphone flicken. Danach war es wieder so gut wie neu (für mich). Ich benutzte es weiterhin, sorgte aber für die Sicherung meiner Daten. Das neue Smartphone legte ich nochmals zur Seite.
In den letzten Wochen glitt mir das Gerät mehrmals aus den Händen und fiel zu Boden, auf unseren Plattenboden. Zwar war es jedes Mal noch funktionstüchtig, doch das Display bekam mehr als nur einen Sprung. Beim heutigen Sturz auf die Betontreppe zersplitterte das Glas in einer Ecke. Der Moment, das neue Telefon in Betrieb zu nehmen, war definitiv gekommen.
Gerne würde ich jemanden anstellen, der mir solche Sachen erledigt. Aber leider bin ich in unserem Haushalt die «Medienverantwortliche» und das obwohl ich nicht wirklich viel Ahnung und kein Interesse an der Materie habe. Am besten ist es, wenn alles funktioniert. Natürlich könnte ich einen Termin beim Handy-Doktor buchen, aber dort ist das mitleidige Lächeln. Ich will das selbst erledigen, schliesslich wird das nicht das letzte Mal notwendig sein. Also hole ich Kabel und Geräte, schliesse sie ans Stromnetz an, fahre den Laptop hoch und google mein Problem.
Es kann los gehen, ich bin optimistisch, starte mit der Datenübertragung. «Bringen sie das neue Smartphone in die Nähe des alten» Irgendwie magisch, dieser bewegliche, sandartige Punkt, der darauf wartet von der alten Smartphone-Kamera gescannt zu werden (oder umgekehrt).
Es sieht nicht schlecht aus. Erlauben, nicht erlauben, einrichten, später einrichten, Passwort eingeben. Das Rädchen dreht sich. Ein gutes Zeichen?
Es dreht und dreht nun schon mehr als eine halbe Stunde. Ich frage mich, ob das wirklich noch etwas wird. Ich drücke, tippe, nichts passiert. In der Zwischenzeit habe ich begonnen diesen Text zu schreiben, Wäsche aufzuhängen.
Es dreht immer noch, das kann nicht sein. Also abschalten, einschalten, nochmals alles antippen und eingeben, die Nerven nicht verlieren. Wahrscheinlich mein letzter Versuch. Mein Zeitfenster ist begrenzt. Und siehe da, jetzt tut sich was. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Gespannt warte ich auf den Moment in dem alles wie gewohnt auf dem neuen Smartphone aufleuchtet. Wie gewohnt wäre anders, aber Kontakte, Fotos, alles da. Geschafft.