Suzie Candell’s «Restless» im Soundcheck
Der Opener und zugleich auch der erste vorab veröffentlichte Song «California Dreamin’» ist Fernweh pur. Das sehnsüchtige Lied erinnert ein wenig an eine Ballade von Shania Twain und hat doch durch das fast schon rockige Gitarrensolo von Roger Szedalik einen ganz eigenen Touch. Es eignet sich perfekt als Eröffnungsnummer, die auch sehr gut im Radio funktionieren könnte.
«Up and High» startet mit einem ziemlich coolen Drumbeat von Gerry Morgan und nimmt ziemlich Drive auf. Der starke Refrain bleibt sofort hängen und eignet sich ideal zum Mitsingen. Eine Country-Rock-Nummer, die nichts dem Zufall überlässt und mir sofort sehr zusagt.
In «Nowhere bound» wird das Reisen thematisiert. Erneut trieft das Werk vor Fernweh und es packt einem selbst ein wenig, vorausgesetzt die Pandemie ist dann irgendwann durch, wieder in ein Flugzeug zu steigen und neue Qulturen zu entdecken. Es ist ein entspannter, aber berührender Feriensoundtrack in einer Zeit, wo die Ferien vor allem auf Balkonien stattfinden.
Mit viel Trennungsschmerz und einer angenehmen Melancholie tröpfelt «Whiskey and why» aus den Boxen. Als die ganze Band kurz vor Minute eins einsetzt, geht das enorm unter die Haut und lässt einem mit ihr mitleiden. Es ist ein ziemlich stimmiges, nachdenkliches Lied, welches es schafft eine gewisse Hoffnungslosigkeit in Noten zu packen und somit die Musik als Ventil zu verwenden. Berührend.
Sehr tanzbar kommt «Me and this Gun» daher. Das ist wohl eines dieser Lieder, welches auf Festen die Menschen unaufdringlich zum Aufstehen animiert und für eine ausgelassene Stimmung sorgt. «Line Dance» ist das Wort, welches ich gesucht und kurz nachgeschlagen habe. Für diese Art von kollektivem Gruppentanz ist dieses Werk hier perfekt geeignet.
«Flat broke Blues» gefällt mir sofort, da es eine ganz andere Rhythmik aufweist und ziemlich swingig und auch fast ein wenig mysteriös klingt. Der Blues steht Suzie Candell noch gut und ich könnte mir noch gut vorstellen, in Zukunft mehr solche blauen Töne von ihr zu hören.
«Can’t break down» ist der richtige Rockkracher, der auf der CD noch gefehlt hat. So schaffen es die Künstler aus dem Genre Country und Americana federleicht für ein breiteres Publikum Musik zu machen. Auffällig ist, dass Candell zwar immer wieder Platz für ein Gitarrensolo einräumt, aber dieses nach kurzer Zeit wieder vorbei ist. Dies empfinde ich als schade, denn sie hat mit ihrem Mann Roger einen ausgewiesenen Crack dabei, der mit viel Virtuosität epische Soli abliefern könnte. Ich hoffe mal drauf, dass er irgendwann auch mal ein Soloalbum an den Start bringt…
«The Party’s right here tonight» ist ein weiterer Line Dance-Kracher, der richtig Schwung in die Bude bringt. Dank den Pedal Steel Klängen von Thomas Marmier und auch der restlichen Instrumentierung kommt hier richtige Wild-West-Stimmung auf, bei der es niemand mehr auf den Stühlen hält. Suzie knows how to party!
«Restless» ist eine verträumte Ballade, bei der die berührende Stimme von Candell komplett im Mittelpunkt steht. Es ist so ein Lied, welches ans Herz geht und von der ewigen und einzigartigen Liebe erzählt.
Es erschliesst sich mir nicht ganz, wieso so ein fetziger Song wie «My Baby wants to Rock’n’Roll» ganz am Schluss der CD steht, denn der geht grandios ab. In etwa so habe ich mir das in einer Taverne vorgestellt. Groovig, mit viel Drive nach vorne und vor allem ziemlich unterhaltsam.
Schlussfazit:
Suzie Candell hat mit ihrem neuen Album «Restless» einen spannenden Mix gefunden, der Fans von langsamen, verträumten Stücken genauso anspricht wie tanzwütige Countryfans. Das Werk ist voller Fernweh und trifft dank der Quarantänezeit sicher bei einigen genau den richtigen Nerv, denn nicht wenige träumen aktuell von ein paar Stunden an einem Strand unter Palmen. Ihre Band ist sehr gut eingegroovt und schafft es mit ihrer Spielfreude die Hörerschaft anzustecken. Die Produktion von Little Konzett ist jeden Franken wert, denn der Produzent schafft es, der Liechtensteinerin einen internationalen Klang zu verleihen, der sie und ihre Lieder rasch einem viel grösseren Publikum bekannter machen könnte.