Q&W: «Die Macht der Macher»
Wie es schon meine Kollegin Julia beschrieben hat, stosse auch ich in letzter Zeit häufig auf den Slogan «Ohne K(uns)t und Kultur wird’s still». Praktisch alle Profilbilder auf meiner Facebook-Timeline sind inzwischen mit dem Spruch verziert, weshalb auch ich mir Gedanken zum Thema gemacht habe, die ich gerne mit euch teilen möchte.
Bringen wird’s wenig
Bereits im Frühjahr 2020 bin ich dem Satz im Internet begegnet. Neben dem Umstand, dass alle den Begriff Qultur fälschlicherweise mit «K» schreiben, hat mich noch etwas anderes davon abgehalten, dies einfach so zu übernehmen: Der Nutzen. Ich glaube kaum, dass der Bundesrat Millionen in die Qulturbranche schiesst, nur weil jeder Amateur- und Profimusiker* findet, dass es ohne sie oder ihn still wird. Ich will die Dringlichkeit der Thematik auf keinen Fall mindern. Es sind definitiv Existenzen bedroht vom Veranstaltungsverbot und mit 50 Leuten im Publikum, sowie dem Einhalten der Sicherheitsmassnahmen kann schlecht kalkuliert werden. Es ist wichtig, dass man über das Thema spricht und nach Lösungen sucht, doch ich glaube nicht, dass ein Microshitstorm, wie er momentan durch das Web rauscht irgendetwas in Bern ändern wird. Für das mahlen die Mühlen dort zu langsam und die Erfahrung hat leider auch gezeigt, dass der Politik die Qultur eigentlich ziemlich egal ist. Während die Swiss beispielsweise relativ zügig Unterstützung erhielt, stellten sich die ausgezahlten Erwerbsersatzzahlungen für Qulturschaffende als ein Witz heraus. Die Politik hat den Künstlerinnen und Künstler im Frühjahr den Mittelfinger gezeigt und wird es auch in Zukunft wieder tun, da Qultur für sie Luxus ist.
Es nicht still werden lassen
Ich will dieses Thema nicht noch mehr zerpflücken oder mit dem Finger auf weitere Schuldige zeigen. Mir geht es vielmehr darum, dass man als Qulturschaffender für seine Träume kämpfen muss und nicht darauf warten darf, bis jemand einem das Glück in die Hände legt. Sehr inspirierend fand ich dabei die Worte von Lou Zarra, die dieser auf Facebook publiziert hat:
«Ohne Kunst und Kultur wird’s still! Ja stimmt, doch DU musst nicht still stehen!
Nutze diese Zeit, hol dir Inspiration aus Büchern, von neuer Musik, entdecke neue Kunst für dich, schreibe selber ein Buch, komponiere/schreibe Songs oder entwerfe ein Film oder Theater-Skript, kreiere dein eigenes Kunstwerk, male, zeichne, bastle, filme, fotografiere…
Nutze diese Stille zu deinen Gunsten und breche künstlerisch laut aus!
Denn nur so wird es «nie» still um Kunst & Kultur!»
Ich hätte es echt nicht besser ausdrücken können, denn die Bündner Musiklegende hat mir mit diesen Worten wirklich direkt aus der Seele gesprochen. Es ist Zeit etwas in Gang zu setzten, denn noch nie wurde eine Revolution mit einem Sitzstreik gestartet. Lasst uns laut sein und mit Nachdruck zeigen, wie langweilig das Leben ohne uns wäre!
Taten statt Warten
Liebe Musiker, die Welt gehört den Machern. Anders als ein Licht- oder Soundtechniker habt ihr die Möglichkeit eure Musik zu veröffentlichen und zumindest damit ein wenig Geld zu verdienen. Zeit ist ein wertvolles Gut, welches normalerweise neben dem Touren ziemlich knapp ist. Der Moment ist gekommen für kreative Experimente, nicht alltägliche Zusammenarbeiten und laute Klänge, die zeigen wie unglaublich wichtig Qultur ist. Es ist aber nicht nur eine Zeit des Machens, sondern auch eine Zeit für Solidarität und da reiche ich euch gerne meine Hand. Mein Aufruf zum gegenseitigen Unterstützen, welchen ich letzte Woche veröffentlicht habe, trägt bereits Früchte und durch die Membrane meiner Stereoanlage dringt wieder spannende, neue Musik. Ich habe relativ spontan aus dem Bauch heraus folgende Zeilen online gestellt:
«Tata statt warta!
In da momentana Ziita isch es extrem wichtig, dass miar ufanand luagend und üs gägasiitig unter d Arma griffend.
Also wenn du a CD dussa hesch und dur dia a paar Franka verdiena kasch, mach mr a Mail (info@qultur.ch) und i unterstütza di gära dur da Kauf, a Plattakritik oder es Interview uf Qultur! Zäma gahts eifacher!»
Es ist definitiv einfacher, wenn wir uns gegenseitig helfen, denn positive Taten kommen immer zurück.
Wie es der Zufall wollte, hat auch der Verein Graubünden Musik vergangene Woche ein kleines Zeichen gesetzt. Sie, die dieses Jahr durch Corona sicher viele Male ausgebremst wurden, haben allen Registrierten auf der Plattform einen Kopfhörer geschenkt. So konnten sie signalisieren, dass es eine Anlaufstelle gibt und dass sie immer noch Vollgas geben für die lokale Musikszene. Ich möchte mich an dieser Stelle mal ganz herzlich bei ihnen bedanken. Nicht nur für den Kopfhörer, sondern auch für die aufwändig gestaltete Webseite, sowie die spannenden Talks, die jeweils am Freitag erscheinen. Beides ist sehr inspirierend und zeigt auf, wie facettenreich unsere lokale Musik doch ist. Die Zeiten in denen Neid und Missgunst das Klima in der Szene vergiftet haben, scheinen der Vergangenheit anzugehören, was mich echt freut. Die Bündner Musikszene ist in diesem schwierigen Jahr näher zusammengerückt und das ist zu einem grossen Teil dem Verein, sowie der GKB zu verdanken. Merci! In Graubünden wird es wegen einigen Machern und gelebter Solidarität noch lange nicht still und das ist echt grossartig! Weiter so!