Lunch Kino – The Lighthouse
Die Geschichte spielt in den 1890 Jahren in Nova Scotia (Kanada). Gespielt von zwei brillanten Akteuren: William Defoe als altem Leuchturmwächter, sowie Thomas und Robert Pattison als ehemaligen Holzfäller Ephraim.
Der Film ist grosses Kino. Auf Instagram-Format geschnitten, schwarz-weiss und mit archaischen Dialogen, die grösstenteils aus überlieferten Logbüchern stammen und einer unvollendeten Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe. Der Sound grollend und ohrenbetäubend wie das Meer. Oder schallend laut wie der Rumpf eines mächtigen Frachtschiffes.
Hier der erfahrene Leuchtturmwärter, da der unerfahrene Gehilfe. Hier der alte Käptn, der oben im Scheinwerferlicht arbeiten darf, da der junge Arbeiter, der tief im Dunkeln malochen muss. Hier der Befehlshaber, da der Befehlsempfänger, der sich gegen diese Kränkungen zu erwehren versucht: Jeden Tag mehr.
Der Alte erzählt während den Mahlzeiten jede Menge Seemannsgarn: Von einer Seejungfrau, die versucht zu verführen und von Möwen, die der Sage nach, die Seelen ertrunkener Seemänner in sich tragen und es deshalb Unglück bringe, sie zu töten.
Je länger Ephrain auf der Insel ist, desto weniger weiss er, was wahr und was Traum ist. Das Schicksal nimmt seinen Lauf als Ephrain eine Möwe tötet. Danach gibt es nur noch einen einzigen Moment, wo sich beide retten könnten, das ist ihre Ablösung, ein Schiff, welches sie zurück in die Zivilisation bringt. Dieses jedoch trifft nie ein. Der Sturm wird zum Orkan. Die Insel zum Gefängnis. Der Leuchtturm zum Kerker.
Keiner von beiden weiss, wie lange es dauern wird bis das nächste Schiff Kurs auf die Insel nimmt. Eine Woche? Sieben Monate? Ab jetzt wird die Nahrung rationiert, dafür fliesst der Rum in Strömen, als ob es kein Morgen gäbe.
Es wird gesoffen, die Gewalt wird immer offener ausgetragen. Noch sind es nur Worte. Der Zuschauer sieht immer mehr in den Abgrund ihrer Seelen, wie ein riesiger Wirbel, der ganze Schiffe versenkt. Es ist die reine Naturgewalt, wie sie dann aufeinander einschlagen.
Dieser Wucht entrinnt keiner, das ist klar. Trotz kurzen Sequenzen wo man meint es herrsche Frieden zwischen den beiden und sich alles beruhigt – es ist wie im Auge des Orkans – eine trügerische Stille; bevor die nächste Monsterwelle beide Akteure mit sich reisst.
Ich gehe hinaus mit Seemannskost, die ich so schon lange nicht mehr vorgesetzt bekommen habe. Eines ist sicher, ich werde das Lunch-Kino schon bald wieder auf meine Menü-Liste setzen.
P.S. Das Lunchkino wird jeweils in den Wintermonaten während der Mittagszeit angeboten. Es werden Neuerscheinungen vorgestellt. Ideal für Berufstätige oder Filminteressierte, die im Zentrum von Chur arbeiten. Die Kioskbar bietet hausgemachte Sandwiches und
Snacks an.