Der unbekannte Schweizer Filmstar
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Der unbekannte Schweizer Filmstar

2008 gelangte eine Art Natur-Dokumentationsfilm in die Schweizer Kinos, vor allem in die kleinen Säle. «Schönheiten des Alpsteins» war der Titel, und über 30'000 Leute wollten ihn sehen. Seither ist eine Reihe weiterer Streifen mit dem identischen Motiv erschienen, darunter 2016 «Alpzyt» mit unglaublichen 46'000 Zuschauern. Die Kinos auf dem Land wurden förmlich gestürmt, und der Mann, der hinter dem Ganzen steckt, kann mittlerweile gut von seinen romantisierenden Berggeschichten leben. Es handelt sich um den Wattwiler Thomas Rickenmann, ein Name, der in der Schweizer Filmszene kaum ein Begriff ist. Aber sehr wohl, und das ist entscheidender, bei seiner Zielgruppe.


Rickenmann ist ein passionierter Läufer und Extremsportler. Er ist eine Ein-Mann-Armee: Er entwirft das Konzept für einen Film, organisiert die Ansprechpersonen, dreht alles im Alleingang und schneidet das Endergebnis. Schlanker organisiert sein als er kann man gar nicht. Die Tourismusorganisationen der Regionen, die er ins Bild setzt, prügeln sich um seine Werke, Touristen aus aller Welt und Heimwehschweizer bestellen die DVD. Das Geschäftsmodell sucht seinesgleichen.


Was ist filmerisch von den Resultaten zu halten? Einem Filmkritiker muss man keinen der Filme vorlegen. Es fehlt an Dramaturgie, an einem Spannungsbogen, an einer schlüssigen Erzählweise. Wunderschöne Naturaufnahmen, Sonnenuntergänge und markige Sprüche von Bauern oder Silvesterchläusen wechseln sich ab.


Nur: Genau das wollen die Leute. Es gibt ältere Semester, die Rickenmanns Filme drei oder vier Mal im Kino anschauen und dann noch die DVD für zuhause bestellen. Der Toggenburger bedient die Sehnsucht nach der heilen Welt perfekt. Hier geht es nicht um die grossen Fragen des Lebens, sondern ganz einfach um eine Art Wellness für die Seele. Man soll sich gut fühlen, wenn man den Kinosaal verlässt. Kontroversen, Provokationen, schwierige Themen: Rickenmann geht all dem aus dem Weg. Und der Erfolg gibt ihm recht.


Hier entsteht eine Art neuer Heimatfilm, und der hat durchaus seine Berechtigung. Vor allem, weil der Filmer gar nicht erst versucht, mehr darzustellen, als er ist. Er will seinen Zuschauern ein positives Gefühl vermitteln, und daran ist nichts Schlechtes. Und dass er irgendwo im fernen Zürich trotz seiner beeindruckenden Zahlen an den Kinokassen nicht wahrgenommen wird: Damit kann Thomas Rickenmann mit Garantie gut leben.

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