Bänz mit dem King beim Fürst
Es beschlich mich ein kurioses Gefühl, als ich um halb acht in Richtung Liechtenstein fuhr, denn der 24. Oktober war wieder mal ein Datum an dem ich mich am Liebsten geklont hätte. Nicht nur im Fabriggli hätte ich einen Auftrag für den W&O erhalten, auch der Sarganserländer fragte noch spontan, ob ich Zeit für einen Einsatz in Mels hätte und sogar beim Vaterland, für die ich schon unterwegs war, hätte es noch einen zusätzlichen Termin gehabt.
Für mich war aber von Anfang an klar, dass ich ins TAK nach Schaan wollte, denn dort trat der Kolumnist, Buchautor, Hausmann, Komiker, Wortakrobat, Satiriker… aka Bänz Friedli auf. Ich habe seine Kolumnen, die er für das Migros Magazin geschrieben hat, regelrecht verschlungen. Ziemlich witzig eigentlich, dass ich «Hausmann» und «Wenn die mich nicht hätten» und «Findest du mich dick» allesamt zu einem lächerlichen Preis in Brockenhäusern erstanden habe. Eine Elvis-Best of-Scheibe besagt «50'000'000 Elvis Fans can’t be wrong» und so halte ich es auch ein wenig bei Dingen aus der Brocki. Wenn jemand ein Buch zum vollen Preis erstanden hat und es anschliessend in ein Brockenhaus bringt, um einer weiteren Person Freude zu schenken, ist das für mich ein Qualitätsmerkmal, wobei ich denke, um die 50'000'000 Leser wird der Berner wohl kaum erreichen. Sei’s drum. Ich verehre Bänz als Kolumnisten. Seine lockerflockige Art, die ähnlichen Ansichten in den Bereichen Fussball und Musik, sowie seine Gabe für stimmige Texte voller Witz, machten mich vor ein paar Jahren zu einem Fan. Irgendwie speziell, dass ich ihn eigentlich erst so spät entdeckt habe, aber ich denke seine harsche Kritik am neuen Züri West-Album im Film «Am Blues vorus» hat mich als Jugendlicher eventuell ein klein wenig abgeschreckt und liess mich seine Texte erst mit knapp 30 so richtig entdecken. Doch genug Nostalgie, gehen wir zurück zum Event.
Die Bühne im TAK war karg bestückt mit einer Pappfigur vom King of Rock'n'Roll, als kurz nach acht Uhr Bänz Friedli flink auf die Bühne sprang. Fröhlich begrüsste er den vollen Saal zu seiner grossen «Europatour», welche in Schaan jetzt erst richtig Fahrt aufnehme. Interessant, wie er ursprünglich befürchtet hatte, dass das Liechtensteiner Publikum ihn vielleicht nicht verstehen könnte. Doch sein Berufskollege Simon Enzler, der ebenfalls schon im TAK aufgetreten ist, habe ihm Selbstvertrauen gegeben, denn «Wer einen Innenrhödler wie Enzler versteht, der versteht jeden.»
Darf er das?
Ich lernte es ziemlich früh bei einem Termin im Schlösslekeller in Vaduz für’s Radio: Witze über den Fürsten Hans Adam sind tabu. Das mussten ein paar Berater wohl auch Bänz eingetrichtert haben, der das Wort Fürst nie in den Mund nahm und stets versuchte mit seiner Satire auf andere Personen zu zielen. Ihm sei klar, dass er sich über «Johannes Adam Pius Ferdinand Alois Josef Maria Marko d’Aviano von und zu» und seinen Sohn nicht lustig machen dürfe, aber Witze über «Büxi» seien sicher erlaubt, fragte er in die Runde. In Liechtenstein sei es so oder so recht schwierig, Satire zu betreiben, da Marco Büchel und Tina Weirather ja so ziemlich die einzigen Prominenten seien. In der Schweiz gebe es mit Magdalena Martullo-Blocher, Andreas Glarner oder auch Bundesrat Ignazio Cassis wundervoll viele Zielscheiben.
Sich selber nicht zu ernst nehmen
Bänz Friedli nimmt sich selber nicht allzu ernst. Das erklärte er mit einer Anekdote, die er in Schaffhausen erlebt hat. Dort habe ein Redaktor vom lokalen Fernsehen ihn mit Lorbeeren überschüttet für eine Kolumne im Magazin Facts, die gar nicht aus seiner Feder stammte. Er wollte seinem Fan die Begeisterung nicht nehmen und liess ihn in dem Glauben. Er sei ja auch kein Servelat- oder wie es hier heisse ein Malbuner-Promi. er schätze sich so in etwa als Cipolata-Promi ein. Eine ähnliche Anekdote hätte ihm Peach Weber erzählt. Dieser sei mal in einer Bar von einem Fan mit offenen Armen empfangen worden und hätte es kaum glauben können, dass er dies einmal erleben dürfe. Der Anhänger ging dann kurz nach hinten und kam mit einem Stapel CDs und Kassetten nach vorne, die allesamt von Peter Reber waren. Peach, der gute Kerl habe dann alle CDs als Peter Reber unterschrieben und «sein» Fan sei überglücklich gewesen.
Der King ist immer da
Auch wenn Friedli sich selbst nicht wichtig nimmt, den Worten von Elvis misst der Berner auch heute noch eine enorme Wichtigkeit zu. Zu all den kuriosen Erlebnissen im Leben des 54-Jährigen gebe es einen passenden Song von Elvis Presley und als Jäger und Sammler von Erinnerungsstücken sei er wohl wahrlich ein leichtes Opfer für Internetbetrüger. In Graceland sei er inzwischen einige Male gewesen. Das sei für ihn wie für andere eine Reise nach Mekka. Friedli bewies im zweistündigen Pointenfeuerwerk, eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, die der digitalisierten Zeit, in der Menschen wegrationalisiert werden, sowie den «Wichtigtuern» den Spiegel vorhielt. Als Sänger, der seinem grossem Idol Tribut zollte, machte der Berner ebenfalls eine exzellente Figur. Friedli schaffte es gestern im TAK federleicht, die aktuellen Geschehnisse in der Welt simpel herunter zu brechen und humoristisch zu verpacken, was ihm zu Recht tosenden Applaus und unzählige Lacher einbrachte.