Läärguet’s «Gsehsch mi?» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Cover

Läärguet’s «Gsehsch mi?» im Soundcheck

«Chum mit» ist eine solide Midtempo-Rocknummer, die etwas in Nostalgie schwelgt und zu einem Abenteuer «wie früher» einlädt. Ein spannender Einstieg mit ziemlich viel Druck nach vorne.


«Ghörsch mi?» ist eine interessante Auseinandersetzung mit der schnelllebigen Zeit in der wir leben. Manchmal ist einfach alles zu laut und die Welt dreht sich zu schnell. In so Momenten schreit dann alles nach Entschleunigung und einem Timeout. Dieses Lied hier trifft den Zeitgeist recht gut und mahnt zum Wiederentdecken der Liebsten in der näheren Umgebung. Sehr gelungen!


Pure Comedy ist das Lied «Model». Mit viel Schalk im Nacken erzählt Heiko Salvisberg von seiner Winterodyssee zum perfekt geformten Body, welche dann doch nicht so endete wie er es sich erhofft hatte. Musikalisch haben seine Jungs Dänu Roth, Steve André, Päscu Kipfer, Role Habegger und Kusi Eberhard ihm einen sommerlichen Reggae-Teppich ausgerollt, auf dem er sich entfalten kann.


Ziemlich funny ist auch der nächste Rockkracher «Sex oder YB» auf dem sich der Mundartsänger «George» die Ehre gibt. Es ist definitiv keine leichte Entscheidung, jetzt da die Berner Fussballer wieder ganz vorne mitspielen. Zum Glück finden die Protagonisten einen thematischen Kompromiss, bei dem niemand als Verlierer vom Platz geht.


«Churz und Bündig» ist eine Hymne auf die Freundschaft und erinnert einem erneut daran, zu seinen besten Leuten wieder mehr Sorge zu halten. Eine coole Geschichte mitten aus dem Leben, sauber mit einem Rocksong umgesetzt.


«Ideentyp» ist ein imposantes Mischmasch an unterschiedlichen Stilen, Melodien und Rhythmen. Auch wenn Sänger Heiko behauptet, er sei kein Ideentyp, ist doch dieses Lied ziemlich kreativ umgesetzt und zeigt einiges, was man nicht gerade jeden Tag so hört. Schön, dass er am Schluss doch noch zufrieden mit sich selber ist.


«Wenn du nid da bisch» ist eine düstere und stampfende Rocknummer, die einen interessanten Twist bereithält. Nicht immer ist in einer Beziehung alles eitel Sonnenschein. Dies haben die Jungs zum Anlass genommen, einen Song darüber zu schreiben, der nicht nur vom Vermissen handelt, sondern auch Alltagsprobleme einer Beziehung thematisiert. Das ist authentisch und ziemlich nahe am Leben, denn Liebe ist ein Langzeitprojekt, für welches man, wenn es denn stimmt, gerne die Extrameile geht.


«Spitzefrou» ist ein ziemliches Brett. Ich mag die Synthie-Melodie im Intro sofort, weil sie direkt im Ohr hängenbleibt. Ähnlich geht es mir beim Refrain und den kurzen, dynamischen Strophen. Das hier ist ganz klar ein ziemlicher Hit. Das hat die Band Läärguet sicher auch realisiert, denn sonst hätten sie wohl kaum ein Video zum Song gedreht. Grandios!


Beim Lied «Mis aute Klavier» wird im Keller ein altes Klavier gefunden und beim Erzähler fängt die Phantasie an, seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Vor allem die zweite Strophe ist grandios, da der Sänger wie ein Dirigent die anderen Instrumente ankündigt. Was für Musik- und Instrumentenliebhaber oder für solche, die es noch werden möchten.


Beim «Schweinehund» kommt dank dem Akkordeon ein wenig französische Stimmung auf. Wie bei praktisch allen Menschen ist auch bei den Jungs die Überwindung gross, endlich fit zu werden und den Schweinehund zu besiegen. Ich bin froh, dass ich da nicht der einzige mit vielen «Cheat-Days» bin…


Das Akkordeon bleibt noch einen Moment präsent. Das in der Strophe sehr tanzbare Lied «Tubu» verwandelt sich auf den Refrain hin zu einem regelrechten Punkrock-Fetzen. Eine ziemlich geile Nummer, die für mich viel weiter nach vorne auf die CD gehört hätte. Das wird live sicher ein ziemliches Highlight.

Ein wenig Geschnippe und ein paar sanfte Klänge eröffnen das «herzige» Liebeslied «Für immer». Durch den Seelenstriptease des Frontmanns und viele akustisch transportierte Gefühle geht die Nummer direkt unter die Haut. Grosses Kino!


«Nid nei gseit» ist nochmals eine ziemlich lustige Nummer zum Schluss, die das Album abrundet und einem erneut ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Ein wilder Ritt, denn das Sextett ihren Fans hier serviert.


Schlussfazit:
«Gsehsch mi?» von der Berner Mundartband Läärguet muss man gehört haben. Hier gibt’s nämlich eine gute Balance zwischen humorvollen Nummern und tiefgängigen Themen. Dabei bleibt die Band immer ganz nah am echten Leben, was auch deutlich mehr berührt als irgendwelche erfundene Geschichten. Ähnlich leicht wie bei den Texten fällt der Formation die Balance zwischen Rock-, zum Teil schon fast punkigen Nummern und stillen, sowie nachdenklichen Momenten. Allerspätestens ab der vierten Lied reiht sich auf der CD Hit an Hit und die Spielfreude der Formation schwappt sofort auf die Zuhörerschaft über. Einziger Fremdkörper auf dem Gesamtwerk bleibt der Song «Model», was aber bei 13 Lieder durchaus zu verkraften ist. Ein ziemlich rundes Ding!

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