Ein Orchester in der Brust
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Ein Orchester in der Brust

Kurz nach Acht schlenderte Christian Zehnder auf die Bühne im Fabriggli. Er nahm eine stumme Kuhglocke in die Hand und begann sie zu schwingen. Dabei klang es, als hätte jemand ein Fenster im Werdenberger Kleintheater nicht richtig geschlossen, denn die «Föhn»-geräusche rauschten ziemlich authentisch aus den Boxen. Es war so nah am Original dran, dass es einem beinahe ein wenig frierte.

 

Ein Mann - (k)ein Wort

Zehnder zeigte in seinem Solostück eine spannende Reise durch unterschiedliche Klangwelten und zusätzlich wie viel Musikalität in seinem Brustkorb steckt. Dies machte er zum Teil unterstützt von einer Handorgel, einem Milchkessel, einem Synthesizer, Holz-Blasinstrumenten, die wie Didgeridoos klangen, sowie einer Musikbox, die er sich auf die Stirn schnallte. Obwohl seine Hilfsmittel vielseitig erschienen, waren es vor allem seine Stimmbänder, welche dem Stück einen roten Fäden und eine gewisse Tiefe verliehen. Es war eine spannende Reise, die phasenweise für viel Entspannung, aber durchaus auch für actionreiche Momente sorgte. Zehnder sprach durch die Musik und dies in einer Fantasiesprache, fast so als würde ein Ausserirdischer versuchen mit den Zuschauern Kontakt aufzunehmen. Aus Zehnder's Repertoire folgten Gesänge aus Afrika, eine Kuh, die den Blues hat und ein Alpabzug, der fast ein wenig jazzig klang, sowie ein Techno-Jodel-Gemisch, dass einem durchschüttelte und ein wenig fragend zurückliess. Seine vorgetragene emotionale Bandbreite war immens. Der Künstler pendelte zwischen sehnsüchtigen Melodien voller Melancholie, die sofort unter die Haut fuhren und fast schon tanzbaren Gute-Laune-Liedern, als wäre es das leichteste der Welt. Ohne das Hilfsmittel der Sprache solche Emotionen in Musik zu verwandeln und sie dem Publikum verständlich zu servieren, ist ein einzigartiges Kunstwerk, welchem nicht viele Personen mächtig sind. Für dies, seinen kernigen Humor und seine pantomimisch anmutenden Bewegungen wurde er reichlich mit Applaus beschenkt.


Immer wieder in der Nähe

Nach dem Alpsegen am Schluss, welchen Christian Zehnder mit viel Humor vortrug, bedankte er sich bei allen herzlich. Seit 30 Jahren sei er regelmässig hier zu Gast und er als Toggenburger freue sich sehr über die gute Nachbarschaft. Das ziemlich laute Publikum kam nach einer kurzen Ausführung über seine Karriere und das Jodeln noch in den Genuss von zwei weiteren Ständchen, die den Abend perfekt abrundeten und keine Wünsche offenliessen.

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