«Dörfs es bizli zviel sii?» von Noxx im Soundcheck
Los geht’s mit dem Song «Flow» und entspannt rappt Noxx über die Melodie des Saxophones. Die Hymne auf das grosse Glück, welches man vor allem in sich selber findet, begeistert durch eine Lockerheit und jugendliche Verspieltheit. Dazu gibt’s ein Video, welches zwar in Basel spielt, aber durch viel kunterbuntes Treiben für zusätzliche Abwechslung sorgt.
«Money Matters» ist gleichzeitig eine Ode an die Sprachdurchmischung, wie auch an den grössten Schweizer Troubadour Mani Matter. Mir gefällt es extrem, wie Noxx skurrile Alltagsbeobachtungen locker flockig in einfache Sätze voller Humor packt und dabei nie aufgesetzt witzig klingt. Ich bin ja immer noch der Überzeugung, dass Musik in der Sprache des Herzens immer wertvoller sein wird als englische Texte. Tamino Weggler malt hier jedoch ein etwas anderes Bild der Musikszene Schweiz, bei dem alle mit Schulenglisch ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollen.
«Z Leba übertriibts» ist eine beschwingte Hymne voller Sozialkritik. Der fröhliche Unterton verschleiert die eigene Unfähigkeit etwas zu verändern nur bedingt. Wenn man die Themen Permafrost, Klima, Plastik, Massenaussterben alle in einen Song packt, braucht das Mut und doch schafft Noxx es mit einer leichten Ironie, komplizierte Themen für alle verständlich herunter zu brechen und vielleicht ein paar junge Geister zum Umdenken anzustiften.
Die Gefühle der Antriebslosigkeit, welche im «Aschiss-Song» intoniert wird, sollte einigen wohl ziemlich bekannt vorkommen. Das Lied, welches gespickt ist mit grandiosen Zeilen wie «Dr Couch-Potato-Award of the year gaht sicher an mit», wird getragen von einer witzigen Pianomelodie. Das ziemlich unterhaltsame Werk macht Laune und lässt die eigenen faulen Tage fast schon wieder fleissig wirken.
Im Lied «D Welt» behandelt Noxx Themen wie das Verschwenden von Lebensmitteln und das gute Gewissen, welches sich die Menschen machen. «D Welt isch nid dur Bio z retta, sondern dur Verzicht.» ist ein spannender Ansatz, welcher Noxx in die Zeilen voller Weltschmerz packt. Das melancholische Werk zeigt, dass nicht nur Klimaaktivisten sich Gedanken um die Zukunft machen, auch Musiker können definitiv spannende Inputs liefern.
Das Partylied «Partytime im Altersheim» ist Comedy pur und zeigt, dass der Domat/Emser durchaus ein ziemlich witziger Dude sein kann und nicht nur mit Sozialkritik auftrumpft. Doch erleben Sie das Werk am besten gleich selbst und feiern Sie heute Abend genau gleich wie Manfred und Elsa.
Anders als bei den Vorgängern klingt beim Lied «Grund zum Fiira» nirgends eine Ukulele mit. Hier gibt’s ein Liebeslied, welches sich im elektronischen Kleid versteckt und für viel Stimmung sorgt. Das ist echt innovativ und lässt darauf hoffen, dass Noxx bald mal einen ganzen Longplayer in Angriff nimmt.
Schlussfazit:
Die EP «Dörfs es bizli zviel sii?» von Noxx ist ein extrem spannendes und abwechslungsreiches Werk, das dank der jugendlichen Verspieltheit, einer unbändigen Kreativität und viel Liebe zu den Worten diverse grosse Momente bereithält. Tamino Weggler schafft es Sozialkritik einfliessen zu lassen ohne demonstrativ mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen. Trotz turbulenten Zeiten hat er seinen Humor nie verloren und zeigt, wie witzig Bündner Mundart klingen kann, wenn man ihm den nötigen Freiraum gewährt. «Dörfs es bizli zviel sii?» - Ja, sehr gerne mehr davon!