«President Nathaniel» im Soundcheck
Mit einer enormen Wucht startet das von Moritz gesungene «The World turns backwards». Die Punkrockhymne weisst ein enormes Mitsingpotenzial auf und zeigt zugleich, dass die Herren noch lange nicht daran denken einen Gang zurück zu schalten. So geht ein richtiger Opener mit Pupf!
«Not even close» erinnert mich wegen den technischen Spielereien am Anfang ein wenig an Placebo. Doch als Roman zu singen beginnt, passt das Lied doch irgendwie besser auf eine CD von Blink 182. Ein ziemlicher Hit, bei dem ich mich ein wenig frage, wieso sie zu dem bisher noch kein Video gedreht haben. Machen sie vielleicht ja irgendwann mal noch. Ein stimmiges Livevideo wäre da eventuell noch eine Option.
Mit einem druckvollen Basslauf startet das Punkrockfeuerwerk «Sunset», das mit viel Energie in die Ohrgänge vordringt und dort dank der simplen Melodie sofort hängenbleibt. Imposant, mit welcher Lockerheit die Herren durch ihr rasantes Repertoire jagen, ohne dabei an Frische oder Freude zu verlieren.
Bereits ein Video wurde zum Mo-Song «Rain is falling down» veröffentlicht. Dies ist sicher aus einem guten Grund passiert, denn diese Nummer wäre auch auf einem «American Pie»-Soundtrack nicht fehl am Platz und gefällt ebenfalls nach dem zehnten Mal hören noch ziemlich gut. Das Video habe ich aber nicht so ganz gecheckt. Sorry Jungs!
Wie schon bei den vorausgehenden Songs fällt es auch bei «She’s my Master» sofort auf: Die Jungs haben, wenn es um die Produktion ihrer Musik geht im Vergleich zum Debütalbum einige Schippen draufgelegt. Die Abrechnung mit einem Mädchen ist ziemlich lustig, da man erst relativ spät erfährt, dass es sich bei der Gegnerin um eine Katze handelt.
«Wake up» hätte ich jetzt an den Anfang des Albums gesetzt, denn es ist einerseits ein ziemlich fettes Off-Beat-Monster, ein formidabler Wecksong und auch sonst eine ziemlich runde Geschichte. Es fällt auf, dass Head Smashed bei ihrem zweiten Longplayer auch Platz für härtere Musikstile geschaffen haben, was absolut Sinn macht. Sehr geiler Track!
Der Livekracher «Trip» klingt auch auf der CD unverbraucht und ziemlich laut. Amüsant, dass Däschi hier mit viel Hilfe von Autotune ein paar Zeilen mit johlt. Wer die Band schon mal live erlebt hat, weiss, wie essentiell solche Nummern für ihr Liveset sind und wie viel Freude sie dem pogenden Publikum bereiten können. Den balladesken Zwischenteil hätte ich fast vergessen… Ach, das Trio hat einfach einen herrlichen Sinn für Humor.
Das als Duett angelegte «Susan» ist ein typischer Albumtrack, der zwar durchaus cool ist, aber wahrscheinlich eher selten Platz auf der Setliste der Jungs finden wird. Eigentlich nicht ein unspannendes Werk, dass gegen Schluss hin ziemlich schnell und laut wird.
«Alive» hiess auch die Durchbruchsingle von Pearl Jam. Doch die Head Smashed-Nummer erinnert am Anfang eher an The Prodigy als an die Grungeikonen. Irgendwie cool, wie Moritz «crossovermässig» drüber rappt, während Roman im Refrain den Lead übernimmt. Ein gelungenes Zusammenspiel mit vielen Studiospielereien und einem intensivem Nachhall.
In «Dear Mr. Wise Guy (Acoustic)» erhält ihr erster Hit einen komplett neuen akustischen Anstrich, der sofort zu gefallen vermag. Das wäre doch einmal eine Idee, wenn die Band für ein Konzert den Stecker ziehen würde, denn hier zeigt sich, dass die Herren nicht nur schnell und laut, sondern auch gefühlvoll und mit Tiefe musizieren können.
Den Radiohit «Far Away», bei dem das Trio das Goldkehlchen Amir Ameti mit an Bord geholt haben, habe ich irgendwie nie so ganz verstanden. Das Lied ist episch, gross aufgezogen und auch ziemlich imposant, aber für mich sind eher andere Lieder typisch für die Funpunkband.
Das epische A cappella-Meisterwerk «The Adventures of a young Boy exploring the World PT.1» stellt alles in den Schatten. Sorry, John, Paul, George und Ringo, aber sowas Berührendes mit Tiefgang und das Ganze so nah an der Wahrheit angesiedelt, das habt ihr nie in einer solchen Perfektion hinbekommen. Ein Lied, das mein Leben für immer nachhaltig verändert hat.
Schlussfazit:
Head Smashed hat mit dem Album «President Nathaniel» ein Werk geschaffen, das die angenehme Frische und Unverbrauchtheit des Debüts federleicht weiterführt. Das Trio Roman Wilhelm, Moritz A. Vieli und Patrick Däscher schafft somit etwas, was sie stark von anderen Bands aus der Region unterscheidet: Sie erschaffen einen Sound, der ansteckend spassig ist, entwickeln sich musikalisch stetig weiter und halten fest an ihrer Freundschaft als verschworene Gang. Ich freue mich schon jetzt sehr auf neue Musik der Jungs und auf weitere epische Partynächte, denn falls der Tag kommt und die beiden Bündner Partybands Skafari und Tyte Stone abtreten, steht hier eine Alternative bereit, die auch ohne Coversongs für ziemlich viel Stimmung sorgt.