«Pure» von aest[ ]etic im Soundcheck
Langsam, aber doch bestimmt startet aest[ ]etic in die neue Musik. Es ist schon ein Weg, den der Künstler hingelegt hat, seit er erstmals als Mundartrapper Young Sam in Erscheinung getreten ist. Ich mag es sehr, dass man bei ihm die englischen Zeilen ziemlich gut versteht, ohne gross danach googeln zu müssen. Ein entspannter, aber irgendwie ziemlich cooler Einstieg mit Tiefgang und vielen musikalischen Feinheiten, die zum Entdecken einladen. Spannend, dass der Eröffnungstrack auch wirklich ein Lied ist und nicht ein «Gemischel» um die EP zu füllen.
Bei gewissen gesungenen Linien hat der Sarganser eine ungeheuerliche Ähnlichkeit mit Adrian Sieber, was absolut als Kompliment gedacht ist. Auch bei der zweiten Nummer fällt einem die gereifte Musikalität sofort auf. So etwas hört man nicht jeden Tag, aber man könnte sich durchaus dran gewöhnen sowas durchaus öfters zu hören.
Beim düsteren Duett mit Ben Conor schwingt eine gewisse Aggression und Verzweiflung mit, von einem Mann, der ziemlich übel verarscht worden sein muss. Trotz der grundsätzlich geladenen Stimmung holt sein Gast das Werk zurück auf einen normalen Pegel und lässt so doch ein wenig Hoffnung durchschimmern, dass es eben doch irgendwie immer weitergeht.
«Slip n Slide»
Die Videoauskoppelung ist ziemlich zugänglich, geht sofort ins Ohr und bleibt dort ganz gut hängen. Ziemlich cool, wie er zwischen schnell gerappten Abschnitten federleicht zurück zu gesungenen Passagen wechselt. Das ist sicher nicht ohne Grund die Videosingle. Ein ziemlich spannender Track, dessen Hook einem sofort bleibt und zum Mitsingen einlädt.
Weniger beschwingt und voller Melancholie erklingt die nächste Nummer. Sehr gelungen, wie er zwischen Rapper und Sänger switchen kann. Interessant finde ich auch die kurze Zeile auf Mundart, welche zeigt, dass der Ostschweizer seine Wurzeln nicht vergessen hat und weiterhin zu ihnen steht. Cool!
Ganz am Schluss kommt noch eine Nummer, die eigentlich bei jedem Radio in der Region in die Heavy Rotation genommen werden sollte. Das Abschlusslied porträtiert nicht nur das Leben auf eine herrlich verträumte Art, sondern zeigt auch, wie wunderbar die beiden aest[ ]etic und Ben Conor als Duo funktionieren. Sehr gelungen!
Schlussfazit:
aest[ ]etic’s Debütep mit dem Titel «Pure» ist ein schwebendes Werk, welches frisch und unverbraucht klingt. Die EP hat einen ruhigen und dadurch auch beruhigenden Charakter, der einem als Hörer zurücklehnen und genauer hinhorchen lässt. Es ist eine EP, die sich sicherlich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken muss und in den kalten Tagen, sicher noch ein paar Mal zum Zug kommt. Wunderbar, wie Valentin Samuel Hauenstein seine Visionen einfach fliessen lässt, keine Genregrenzen kennt und dadurch von seinen Ideen an neue, bisher noch nicht entdeckte Orte vordringt.