Die Parodie der Parodie
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Die Parodie der Parodie

Ist ein Film in Hollywood erfolgreich, folgt nicht selten ein Teil 2. Und einige Jahre später ein Remake. Und natürlich eine Parodie. Mit letzteren kann man fast nichts falsch machen. Denn fürs Marketing kann man auf der Erfolgswelle des Originals mitreiten. Die Figuren sind vorgegeben, der Plot eigentlich auch. Nun muss man nur noch aus dem gutaussehenden, mutigen Geheimagenten eine leicht vertrottelte Figur machen, der nichts gelingt: Fertig ist die Parodie.


Leider ist das, was auf der Leinwand so einfach wirkt, in der Umsetzung ziemlich schwierig. Wenn man es falsch macht, hat man keine Parodie, sondern die Parodie einer Parodie. Das mussten auch schon Schweizer Filmemacher merken. 2004 versuchten sie ausgerechnet, «Herr der Ringe» zu parodieren. «The Ring Thing» war eine Low-Budget-Produktion, aber die können durchaus gut sein. Der hier wars nicht. Zuspruch erhielt der Film nur von einem U16-Publikum, das keine Ansprüche stellt, aber das Ganze irgendwie cool fand. Erwachsene Zuschauer, die wissen, dass auch Trash zuerst mal intelligent gemacht sein muss, damit er klappt, wandten sich mit Grauen ab.


In einer Rezension wurde «The Ring Thing» als «schlechtester Schweizer Film aller Zeiten» bezeichnet. In Deutschland, wo er ebenfalls lief, wurde der Streifen gnädiger aufgenommen, Schweizer Lokalkolorit kommt dort gut an. Sicher ist nur: Während sich die Macher für unzählige Details rund um Locations und Ausstattung sehr viel Gedanken machten, war es ihnen offenbar völlig egal, was die Protagonisten sagen. Die Dialoge wären sogar in einem Freundschaftsbuch eines Primarschülers als zu platt abgewiesen worden.


Zweites Beispiel: «Tell» aus dem Jahr 2007. Auch hier wurde eine Vorlage, die für eine Parodie ein Geschenk des Himmels ist, förmlich versaut mit Pointen, die man entweder zehn Meter gegen den Wind roch oder die falsch platziert waren oder die einfach nicht funktionierten. Dabei hat die Veräppelung einer Originalgeschichte ja einen grossen Vorteil: Man braucht keine stringente Story, niemand nervt sich über fehlende Logik im Plot. Aber die Dialoge müssen eben doch funktionieren. Nette Ideen wie ein Tell, der Österreicher ist und unbedingt den Schweizer Pass will, funktionieren im Klappentext der DVD bestens. Im Film selbst wars dann leider einfach nicht lustig. Hauptdarsteller war übrigens Mike Müller, der ein sicheres Händchen für Filmflops hat, er war schon im «Missen-Massaker» dabei.


Vielleicht können wir Schweizer Parodie einfach nicht. Nicht, dass wir humorlos sind, aber es gelingt nicht, eine eigene Handschrift zu entwickeln. Alles wirkt, als hätte jemand in Dauerschlaufe die 007-Parodie «Johnny English» geschaut und würde versuchen, das auf jede Story umzulegen. Und was leider gar nicht klappen will, ist der Schuss Monty Python, den man gerne dazugibt. Britischer Humor entfaltet sich nur, wenn man ihn im Blut hat.


Wenn wir stattdessen eine reale Geschichte nah an der Wirklichkeit nacherzählen, sind wir gar nicht so schlecht. «Grounding» über den Niedergang der Swissair beispielsweise hat funktioniert. Und solche Geschichten hat die Schweiz noch genügend zu erzählen.

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